Mein Camino #6

Die Nacht in Castrojeriz war aufgrund der Nachtvögel und der schnarchenden Fußpilger nicht so erholsam wie andere Nächte, so daß ich ein wenig verspannt und müde in den Tag startete. Wenn man den Camino zu Fuß geht, muß man kurz vor Castrojeriz unter den Bögen der Klosterruine San Anton hindurch. Da wir nun aus der entgegengesetzten Richtung kamen, mußten wir erstmal dorthin fahren, um Bilder zu machen.

Klosterruine San Anton bei Castrojeriz

Nach Frómista sind wir dann quer durch die Meseta über endlos geradeaus führende Straßen gefahren – bei Dauerregen und Gewitter. Vom Elsaß hier in unserer Nähe sind wir ja schon lange gerade Strecken gewohnt, aber das war nochmal ganz anders. In Frómista hat mein Mann die Kirche San Martin mit ihren 300 Fabelfiguren photographiert, während ich Brot und Obst eingekauft habe. An diesem Tag merkte ich, daß mein Spanisch sich schlagartig verbessert hatte. Ich bin natürlich noch weit von fließend entfernt, aber ich wurde einfacher verstanden und verstand auch mehr von den Antworten.

mal eben schnell im Vorbeigehen geknipst: die Kirche in Frómista, auf dem Weg zur panadería

Nachdem wir im Auto gefrühstückt hatten, fuhren wir über diverse kleine Orte bis nach Carrión de los Condes. Hier hätte ich per se gern im Parador von San Zoilo übernachtet, aber das Hotel war neun Monate im Voraus ausgebucht. Die Türen zum Kloster waren noch geschlossen, also blieben wir zehn Minuten im Auto sitzen, bis sie sich öffneten. Nachdem wir den Rollstuhl und mich über die Schwellen bugsiert hatten, standen wir allerdings wieder vor verschlossenen Türen. Es gab lediglich eine Klingel, die man benutzen sollte, um einen Sello, also einen Stempel in den Pilgerpaß zu bekommen. Ich schellte probehalber und eine nette Señora öffnete uns. Ich fragte, ob das Kloster geschlossen sei, doch sie sagte, es sei geöffnet, und sperrte die Flügeltür auf, so daß ich direkt mit dem Rolli durchfahren konnte.

zu Fuß zu pilgern war an diesem Tag sicher auch kein reines Vergnügen…

Der Eintritt kostete 2 € und dafür konnte man die Kirche und den herrlichen sowie absolut nicht barrierefreien Kreuzgang besichtigen. Dieser war so uneben, daß ich nur einen kurzen Blick hineinwarf, weil ich Angst hatte, auf der Buckelpiste umzuschlagen.

Kreuzgang im Kloster San Zoilo

Im Anschluß fuhren wir weiter nach León. Das Wetter hatte sich inzwischen aufgeklart und die Sonne brutzelte vom wolkenlosen Himmel. Die Altstadt wird überragt von der herrlichen Kathedrale, doch leider waren wir gerade zur Siesta dort angekommen, wo das Gotteshaus geputzt und gesaugt wird. Also keine Besichtigung. Stattdessen bummelten wir ein bißchen durch die Altstadt und setzten und später im bekannten Barrio Húmedo in eine kleine Tapasbar.

im Barrio Húmedo reiht sich Tapas-Bar an Tapas-Bar

Das war das erste und einzige Mal, daß ich auf der gesamten Reise einen richtigen Gemüseteller vor mir hatte, und ich hätte nicht glücklicher sein können 🙂 Überhaupt ist das etwas, das ich mir für künftige Spanienurlaube merken werde: iß Gemüse, wann immer Du kannst 🙂 Die Bedienung war sehr zuvorkommend und wir unterhielten uns nett auf Spanisch und Englisch. Wieder einmal zeigte sich, wie schwer es die Spanier haben, die eben nicht wie wir in Deutschland Englisch in der Schule lernen, sondern sich privat um Fremdsprachen kümmern müssen. Mir fiel allgemein in Spanien auf, daß es in jeder größeren Ortschaft wenigstens eine Sprachschule gibt.

die Plaza Mayor von León

Unser nächste Station war Astorga, wo wir die Kathedrale und den von Gaudí erbauten Bischofspalast von außen bewunderten.

der Bischofspalast von Astorga

Am Nachmittag kamen wir am Cruz de Ferro an, dem höchsten Punkt auf dem Camino Francés, wo traditionell jeder Pilger einen von daheim mitgebrachten Stein abwirft. Ich hatte keinen Stein dabei, weil ich das Gefühl hatte, daß das, was mich tatsächlich beschwert, eher der Rollstuhl sei. Dort oben, inmitten von Heidekraut und verkrüppelten Eichen, fühlte ich mich plötzlich wieder verloren und genervt von der Behinderung. Die Traurigkeit, die ich in St. Jean verspürt hatte, war schlagartig zurück.

das Cruz de Ferro

Der Weg bis Ponferrada zog sich ein wenig, zumal es in Serpentinen bergab ging. Zum ersten Mal sahen wir hier streunende Hunde. Ihr Anblick hat mich nachdenklich gemacht. Ich hatte recht klare Vorstellungen davon, in welchem Elend diese Streuner leben würden und daß sie wohl auch eher aggressiv wären, doch beides hat sich, übrigens auf der gesamten restlichen Reise durch Spanien, nicht bewahrheitet. Die Streuner, denen wir begegnet sind, sahen alle wohlgenährt und fit aus, waren überaus autofest und sehr freundlich. Nichtsdestotrotz wäre es natürlich wünschenswert, daß die spanische Regierung Kastrations- und Gesundheitsprogramme für diese Tiere starten würde. Derzeit läuft das wohl ausschließlich über private Organisationen.

Las Medulas

In Ponferrada checkten wir erstmal ein. Diesmal hatten wir ein vier-Sterne-Hotel gebucht und entsprechend schön waren die Zimmer und die Bäder. Nach zwei Nächten an nicht so heimeligen Orten war das Balsam für die Seele. Wir machten uns kurz frisch, dann ging es direkt weiter. Unser Ziel waren Las Medulas, eine Landschaft etwas südlich von Ponferrada. Die Römer haben hier Gold abgebaut und dabei die Hügel entwaldet und zum Teil abgetragen. Davon zeugen bis heute die Medulas. Um zu ihnen zu gelangen, muß man übrigens einen sehr steilen Weg hinauf, was mit dem Rollstuhl schon eine echte Herausforderung war. Ist man erstmal oben angelangt, ist der große Mirador barrierefrei befahrbar und bietet die schönste Aussicht, die man sich wünschen kann.

Als wir später am Abend wieder in Ponferrada waren, mußten wir feststellen, daß es dort praktisch keine Tapas-Bars gibt. Oder vielleicht nur sehr gut versteckt. Jedenfalls kehrten wir bei einem Asiaten ein, der ein riesiges Buffet aufgebaut hatte. Die meisten Dinge waren leider kalt, so daß wir uns Gemüse und Fleisch zusammenstellten und das vom Koch für uns zubereiten ließen.

Speiseplan #38

  • Donnerstag: Gnocchi mit Fenchelrahm
  • Freitag: Brotzeit
  • Samstag: Kabeljau im Speckmantel, mushy peas und Wedges
  • Sonntag: Auberginen-Polpette mit Tomatensauce und Brot
  • Montag: Kohlrabi, Kartoffeln und Hollandaise
  • Dienstag: Asia Wok
  • Mittwoch: Pfannkuchen mit Rahmspinat

WochenendRückblick #37

[Wetter] Das Wochenende war total grau, verregnet und kühl. Eigentlich in meinem Sinne. Doof nur, daß wir grillen wollten.

[Gemacht] Samstag habe ich bis in die Puppen geschlafen. Ich glaube, das liegt am etwas kühleren Klima, bei dem ich direkt die Grätsche mache. Wir haben gemeinsam gefrühstückt, dann habe ich Spanisch gelernt. Mein Mann und ich waren in der Bahnhofsbuchhandlung, dann beim Bücherschrank. Den Nachmittag habe ich musikhörenderweise in meinem Zimmer verbracht, später habe ich gekocht. Abends haben wir dann noch DVD geguckt.

Der Sonntag war einfach nur müde, denn ich habe ultramies geschlafen Nach einem verpennten Frühstück habe ich YT geglotzt und war später mit dem Mann unterwegs, denn wir hatten etwas zu bequatschen. Abends haben wir Nudelsalat gemacht und halb drinnen und halb draußen gegrillt. Danach waren wir schwimmen und obwohl ich müde und genervt war, habe ich es geschafft, mein Pensum zu schwimmen. Yeh. Gerade haben wir Dexter geschaut und jetzt werde ich YT glotzen und hoffentlich dann besser pennen.

[Español] Ich habe die Babbel-Lektionen zum Konditional II abgeschlossen.

[Garten] Da es geregnet hat, gab es nicht viel zu tun.

[Gesportelt] 1000 m geschwommen.

[Gehört] Sopor Aeternus. Wumpscut.

[Gelesen] Nur in ein paar spanischen Zeitungen geblättert.

[Gesehen] Dexter.

[Gegessen] Neben den Plansachen: gratinierte Nektarinen mit veganem Eis. Kirschen. Erdbeeren. Auberginensugo auf Toast.

[Gekauft] Nix.

[Ausblick auf die nächste Woche] Ich habe drei Arzttermine und kann hoffentlich ein paar offene Fragen klären. Und ich würde sehr gern ein Anti-Dumpftroll-Spray kaufen.

El diario de Liam #6: mi peso, parte 2

Puedes encontrar el parte uno aquí.

Porque no pude hacer tanto deporte como después, tuve que comenzar al principio. Lo primero que hice estuvo ir en bicicleta en casa. Obtuve un bicicleta estática para personas con minusvalidez de mi caja de enfermedad y la usé muchísimo.

En 2012 empecé con Kundalini Yoga desde Yogi Bhajan. Para más o menos dos años estaba en clase con una profesora de Yoga y la me ayudaba mucho. En total hacía Yoga aproximadamente cinco veces por semana. Pero aunque hacía tanto deporte como podía y aunque comía muy saludable (vegano), no podía perder peso.

Durante los cinco años pasados estaba muy triste. Tenía más fuerza que después, pero mi peso estaba lo mismo. Pero si lees mi blog regularmente sabes que nado desde el diciembre pasado. Y nadar verdaderamente me ayuda con perder peso! He perdido 7 kilos hasta ahora, yay 🙂

En la piscina ni tengo problemas con mis articulaciones ni con mi peso en general. Además me gusta comer saludable todavía más y disfruto de cocinar con verduras y comer frutas muchísimo. Nadar es lo mejor ♥

Speiseplan #37

Diese Woche gibt es:

  • Donnerstag: Veggie-Bolognese nach Jamie Oliver
  • Freitag: Ofen-Fenchel, dazu Kartoffelpüree
  • Samstag: Grillen
  • Sonntag: Thai-Curry mit Reis
  • Montag: Pasta-Lauch-Gratin
  • Dienstag: Salatteller
  • Mittwoch: Brotzeit

WochenendRückblick #36

[Wetter] Es war warm, aber windig, und darum ließ es sich gut aushalten.

[Gemacht] Samstag waren mein Mann und ich beim Möbelhaus. In den letzten Wochen hatte ich einige Sessel ausprobiert und war jetzt nochmal zurückgekommen, um zu entscheiden, ob er der Richtige wäre oder nicht. Abends haben wir gegrillt und später DVD geguckt.

Sonntag habe ich gehaushaltet und gekocht. Abends waren der Mann und ich schwimmen und haben später noch DVD geguckt.

[Español] Ich hatte mir ein Grammatikübugsbuch gekauft, das leider ohne Lösungsheft gekommen ist. Mal sehen, was mir der Verkäufer schreibt. Ansonsten habe ich viele Vokabeln wiederholt und in der ECOS gelesen. Ich nehme einen großen Fortschritt beim Verständnis von Artikeln für Intermedio- und Avanzado-Studenten bei mir wahr, auch wenn ich noch längst nicht so formulieren könnte. Überhaupt finde ich es schwer, eigene Texte abwechslungsreich zu formulieren. Ich nehme an, dafür fehlt mir die Textarbeit, wie man sie aus der Schule kennt. Und natürlich fehlen auch noch Vokabeln – vielleicht kann ich bisher zwischen 1000 und 1200, von denen nicht alle aktiv abrufbar sind.

[Garten] Die Petunien wachsen und gedeihen. Die Chilis haben die ersten Blüten und eine aus dem Schuttberg gerettete Sonnenblume ebenfalls 🙂

[Gesportelt] 1000 m geschwommen.

[Gehört] Immer noch David Beckett: Totenfang. Das zieht sich wie Kaugummi.

[Gelesen] Einige Artikel in einer ECOS. Außerdem ein paar Kapitel in „Victim“ – habe ich neulich im Bücherschrank gefunden.

[Gesehen] Dexter. AVP 1.

[Gegessen] Am Samstag beim Grillen Nudelsalat, selbstgemachtes Baba Ganoush, Würstchen und Hühnchen. Beerentiramisu. Kirschen.

[Gekauft] Ein Grammatikübungsbuch.

[Ausblick auf die nächste Woche] Habe wenig geplant. Würde gern in meinem Buch weiterlesen, ein paar Lektionen bei Babbel machen und vielleicht Yoga.

Speiseplan #36

  • Mittwoch: Pasta mit Tomaten-Auberginen-Ragú
  • Donnerstag: grüne Quiche und Reispuffer (Reste-Essen)
  • Freitag: Pasta mit Rohkostpesto
  • Samstag: Grillen
  • Sonntag: Auberginenpizza
  • Montag: Vollkornpasta mit Pilzrahm
  • Dienstag: Staudenselleriegratin und Rösti
  • Mittwoch: Tortillas mit Huhn, schwarzen Bohnen, Mais, Tomaten und Avocado

Mein Camino #5

Die Nacht in unserem klaustrophobischen Bungalow war ruhig und gut, doch am nächsten Morgen waren wir sehr früh auf der Straße und ich brauchte eine Weile in der weiten, offenen Landschaft, um das Gefühl von Enge abzuschütteln. Gefrühstückt haben wir in Nájera unter alten Platanen mit Blick auf den Fluß.

weite Landschaft mit Regenwolken

Unser erstes Ziel war Santa Domingo de la Calzada. Ich muß gestehen, daß ich durch die Schilderungen in diversen Pilgerbüchern den Eindruck hatte, daß die meisten Ortschaften doch eher kleine Käffer sind. Diese gibt es auch, aber weder Nájera noch Santo Domingo zähle ich dazu. Es sind beides schöne Kleinstädte, in denen es jede Menge Geschäfte und Ausgehmöglichkeiten gibt.

Kathedrale von Santo Domingo

Ein Kuriosum an der Kirche von Santo Domingo ist, daß der Glockenturm auf der anderen Straßenseite als die eigentliche Kirche steht.

Hühnerkäfig und Fladenbrotbaum

Das andere Kuriosum ist natürlich das Hühnerpaar, das in der Kathedrale wohnt, und dessen Anwensenheit auf das „Hühnerwunder von Santo Domingo“ zurückzuführen ist. Das kleine Bäumchen, das da von der Decke hängt, ist übrigens mit bunt eingefärbten Tortillas bestückt – fand ich auch interessant 😉

Altar

Ein Besuch der Kathedrale und des angeschlossenen Museums für schlappe 3 € kann ich nur jedem empfehlen, dem sich die Gelegenheit bietet. Und wie es sich gehört, krähte der Hahn auch los, als wir dort waren 🙂

la Cartuja de Miraflores

Die nächsten kleineren Orte wie Castildeldago und Tosantos durchfuhren wir nur, denn unser eigentliches Ziel war die Cartuja de Miraflores: ein Karthäuserkloster außerhalb von Burgos. Die wenigsten Pilger verirren sich hierher, was verdammt schade ist, denn das Kloster ist wunderschön.

Kirche von außen

Ein freundlicher Mitarbeiter sperrte uns die beiden Flügel des alten, schweren Holzportals auf, damit ich mit dem Rolli einfacher in das Kloster hineinkam. Die Kirche erreicht man über den kleinen Innenhof, in dem leiser Mönchsgesang vom Band läuft.

Cartuja de Miraflores

Das Erste, was man bemerkt, wenn man die Kirche betritt, ist der herrliche Duft nach Rosen. Die Karthäusernmönche in der Cartuja, die selbst den Publikumskontakt meiden, bauen weltberühmte Rosen an und stellen aus ihnen u.a. Rosenöl, Seifen und auch echte Rosenkränze her. Nach der Besichtigung der Kirche habe ich mir im Shop ein Fläschchen Rosenöl und einen echten Rosenkranz gekauft. Natürlich benutze ich den nicht zum Beten, aber als Symbol finde ich Rosenkränze faszinierend.

verregnete Meseta

Auf dem Weg nach Castrojeriz, wo wir die Nacht verbringen wollten, begann es dann zu schütten. Das war schon Ironie des Schicksals, denn der Ort liegt inmitten der ansonsten sehr trockenen Meseta-Hochebene 🙂 Wir checkten ein und fuhren dann nach Burgos zurück, um dort zu Abend zu essen. Inzwischen goß es aus Kübeln. Nachdem wir ein Parkhaus gefunden hatten, vermummte ich mich mit Regencape und Mülltüten um die Füße, damit meine Schuhe, die im Rolli an recht exponierter Stelle stehen, nicht naß werden würden.

Kathedrale von Burgos

Wir gingen zur Kathedrale, die leider schon geschlossen war. Das burgähnliche Gebäude ist riesig – das kommt auf meinem Bild gar nicht richtig rüber. Jedenfalls hörte es zu regnen auf, kaum daß wir auf der Plaza standen, so daß wir in Ruhe Bilder machen konnten 🙂

Unser Abendessen nahmen wir in einer Tapas-Bar ein: kalte Kartoffeln mit Alioli (hatte ich vorher noch nie und war sehr lecker, wie eine Art Kartoffelsalat), gebratene Champignons, ein Bocadillo mit Manchego und ein Konstrukt aus Shrimp, Artischocke, Spargel, Schinken und Käse.

Mit gut gefüllten Bäuchen bummelten wir dann noch ein wenig durch die Altstadt, wobei ich natürlich an einem Bücherladen hängen blieb. Habe mir den Herrn der Ringe auf Spanisch gekauft 🙂

Auf dem Rückweg zum Auto schien dann wieder die Sonne. Wir fuhren nach Castrojeriz zurück – der ganze Ort gleicht einer Baustelle. Überall liegen Schutt- und Sandhaufen herum, Straßen enden vor einer Treppe oder fallen seitlich ab. Parkplätze gibt es nicht sehr viele, Restaurants schon mal gar nicht. Ich habe die Fußpilger jedenfalls nicht beneidet, die sich alle in einem Laden knubbelten. Unsere Nacht war war diesmal nicht gar so friedlich, denn nachtaktive Vögel und lautschnarchende Fußpilger bildeten einen dichten Klangteppich 🙂

WochenendRückblick #35

[Wetter] Es war ziemlich warm und sonnig. Ich nehme mal an, jetzt fängt der Sommer so richtig an und darauf habe ich absolut keine Lust. Das bedeutet für mich einfach nur zwei, drei Monate voller Nerverei und Leiden. Summer sucks.

[Gemacht] Samstag habe ich eine Menge Haushaltskram erledigt und außerdem begonnen, meine nächste Reise zu planen. Sonntag sah nicht viel anders aus, außer daß wir abends noch schwimmen waren.

[Español] Ich habe ein paar Vokabeln wiederholt und ein paar Videos auf Spanisch geguckt.

[Garten] Blümchen und Chilis gegossen. Kommende Woche wird unser Mulch geliefert.

[Gesportelt] 1000 m geschwommen. Ich habe festgestellt, daß ich zwar dreimal die Woche schwimmen gehen kann, so kräftemäßig, aber daß es mir besser tut, wenn ich nur zweimal die Woche schwimme.

[Gehört] Immer noch Simon Beckett: Totenfang. Außerdem In Flames, Wumpscut und Untoten.

[Gelesen] Carls G. Fernández: 50 lugares mágicos de Galicia.

[Gesehen] Dexter.

[Gegessen] Den letzten Spargel der Saison. Erdbeeren. Blaubeeren. Himbeeren. Grillgemüse. Salat.

[Gekauft] Nix.

[Ausblick auf die nächste Woche] Wie gesagt kommt unser Mulch. Ansonsten habe ich nur einen Termin. Und ich möchte die Unterkünfte für den kommenden (eigentlich übernächsten) Urlaub buchen.

Mein Camino #4

Am Morgen des nächsten Tages wurden wir von unserem Herbergsvater mit einem Luxusfrühstück versorgt. Wie üblich in Frankreich war es süß-lastig: Teilchen, Konfitüre, Brioche etc. Für mich blieb leider nur Baguette und Marmelade sowie Tee, denn der Rest war laktosehaltig. Mein Mann jedoch freute sich über die vielen Leckereien 🙂

Unser erstes Ziel war der Ibañeta-Paß kurz hinter der spanischen Grenze. Die Fernsicht von dort oben ist phanömenal und mein lahmes Bild kann das überhaupt nicht wiedergeben. Überhaupt war der Teil unseres Urlaubs, den wir in Spanien verbracht haben, immer von wahnsinnig weiter Aussicht in alle Richtungen geprägt. Das Gefühl, unter endlosen Wolkenformationen durch die Landschaft zu „fliegen“, kann einen schon süchtig machen.

Ein paar Autominuten hinter dem Paß kamen wir durch Roncesvalles, wo der riesige Konvent den Ort dominiert. Aufgehalten haben wir uns hier allerdings nicht lang.

Wir kamen durch Burguete, wo ja schon Hemingway gepennt hat und wo das Hotel, in dem er das tat, nach ihm benannt ist. Hinter dem kleinen Ort bot sich mir dann ein Anblick, bei dem ich erst dachte, ich spinne. Mehr als 30 Adler kreisten über uns. Auch das kann mein Bild nicht vernünftig wiedergeben. Die Tiere waren riesig, zogen immer engere Kreise, um sich dann wieder voneinander zu entfernen. Einzelne Adler flogen Richtung Wald davon und kamen nah über uns vorbei – so nah, daß man jede einzelne Feder erkennen konnte. Leider war die Sonne so hell, daß ich nicht sehen konnte, was genau ich da eigentlich aufnehme, so daß die meisten Photos verwackelt sind. Manche Dinge kann man eben nicht knipsen, sondern muß sie im Herzen tragen.

Es ging weiter über die Hügel und Täler des schönen Navarra bis zum Erro-Paß. Hier legten wir eine Pause ein und aßen in Frankreich gekauftes Brot, Tabouleh, Sojajoghurt und Oliven. Bis nach Pamplona war es von dort aus nicht mehr. Wir hatten Glück und fanden einen tollen Parkplatz in der Nähe des Zentrums. Zur Erklärung: in Spanien sind die meisten öffentlichen Parkplätze gebührenpflichtig und auch nur begrenzt lang zu mieten. Behindertenparkplätze hingegen können mit einem entsprechenden Ausweis 24 Stunden kostenlos genutzt werden – doch sie sind leider rar.

Pamplona hat mir ausgesprochen gut gefallen. Eine tolle, lebendige Stadt. Hier habe ich auch das erste Mal meine Spanischkenntnisse auf Native Speaker losgelassen, indem ich diese beiden Iberico-Sandwiches gekauft und gefragt habe, ob Butter drauf ist 🙂 Später saßen mein Mann und ich auf der Plaza und haben gegessen, während die Stadt um uns herumwuselte.

ein Beispiel für eine Mariendistel an einem Haus

In einem Souvenirladen habe ich mir eine Jakobsmuschel gekauft, denn ich dachte, wenn schon pilgern, dann mit Muschel. An seinem Laden fiel mir ein Aufkleber mit einer Mariendistel auf und da ich im Baskenland und in Navarra sehr oft getrocknete Mariendisteln oder Abbildungen von ihnen an den Häusern gesehen hatte, fragte ich den Verkäufer, was das bedeute. Er erklärte mir, daß die Pflanze die „brujas y magos“, also Hexen und Zauberer abhalte, die ein Haus, das von Mariendistel geschützt wird, nicht betreten können. Ich liebe solches regionales Brauchtum 🙂

Bis zur Catedral de Santa María Real war es nicht weit. Wie in den meisten Kirchen und Kathedralen bezahlt man auch hier ein paar Euro Eintritt, kann dafür aber die Kathedrale und das angegliederte Museum anschauen.

im Inneren der Kathedrale von Pamplona

Die Kathedrale war beeindruckend. Die meisten Kirchen, die wir in Spanien gesehen haben, sind pompös und aufwendig ausgestattet, und angesichts dessen, woher die Kirche das ganze Geld und Gold hat, ist das schon irgendwie…makaber. Nichtsdestotrotz war ich wie so oft hingerissen von der sakralen Architektur und Kunst.

die „königliche Maria“ von Pamplona, das Herzstück der Kathedrale

Anders als in Deutschland und auch Frankreich darf man in Spanien praktisch überall photographieren (in Kirchen und Museen immer ohne Blitz). Man muß auch keine speziellen Photographierrechte (wie z.B. im Kloster Maulbronn) erwerben.

der riesige Seitenaltar bestand aus Holz und Gold

Was mich an Kirchen immer besonders interessiert, sind schräge, erschreckende, häßliche und gruselige Dinge. Ich habe keine Ahnung, warum, aber ein Großteil meiner Urlaubsbilder ist verwackelt oder verrauscht, obwohl das nicht an der Kamera liegt. Im ersten Moment war ich darüber etwas enttäuscht, aber es sind auch echte Perlen dabei wie das Bild oben. Durch das Verwischte erhalten viele Bilder eine richtig interessante Atmosphäre 🙂

Zeitbrücke

An die Kathedrale angeschlossen ist wie gesagt ein Museum. Unter dem Fundament der Kirche fand man Mauerreste und Gebrauchs- sowie Kultgegenstände, die darauf hindeuten, daß das Gelände schon seit Tausenden von Jahren für sakrale und profane Zwecke benutzt wurde. Unter einem Gewölbe kann man über die oben gezeigte „Brücke“ gehen, auf der durch Aussparungen und Beleuchtung von unten ein Zeitstrahl abgebildet ist. Rechts und links dieser Brücke kann man einen Blick auf die älteren Schichten unterhalb der Kathedrale werfen.

Teil des Altars im Kapitelsaal

Auch der Kapitelsaal gehört zum Museum. Er ist beeindruckend groß und hat einen beeindruckend kleinen, aber fein gearbeiteten Altar, von dem ich nur eine Szene geknipst habe.

die berühmten Pilgerfiguren auf dem Alto del Perdón

Nach dem Besuch der Kathedrale sind wir gemütlich zum Auto zurückgeschlendert und zu unserem nächsten Etappenziel gefahren. Etwa 20 Autominuten hinter der Stadt erhebt sich der Alto del Perdón über die Ebene. Der Alto ist wie viele andere Berggipfel in Nordspanien mit Windrädern bestückt, was ihm ein leicht surreales Aussehen verleiht. Ist man erst oben, kann man rechts und links vom Berg hinabschauen und genießt eine schier endlose Fernsicht.

Nach einem ausgiebigen Photo-Stopp ging es weiter zum Kloster von Irache. Das ansässige Kloster samt Weinmuseum spendet den Pilgern täglich 180 Liter Rotwein und unbegrenzt viel Wasser. Beides kann man im kameraüberwachten Brunnen zapfen. Als wir da waren, war der Wein leider schon leer, also füllten wir unsere Flaschen mit eiskaltem Wasser. Leider war das – wie für Leitungswasser in Spanien üblich – gechlort, so daß wir beide es nicht trinken mochten.

Bars in der Calle Laurel

Tagesziel war das schöne Logroño. Hier hatten wir einen Bungalow auf einem Campingplatz gemietet und auch wenn alles sauber war, stellten wir doch fest, daß wir einfach zu groß und zu breit für Camping sind. Vom Klo kam ich beispielsweise nur wieder hoch, indem ich die Tür öffnete und den Rahmen als Haltegriff benutzte *lol* Nachdem wir eingekauft hatten, parkten wir in der Nähe der Innenstadt und gingen zur Calle Laurel. Sie bietet unzählige Tapas-Bars. Menschen stehen draußen an den Tischen oder sitzen im Inneren, trinken Wein und essen….nun ja, eben Tapas. Wir hatten hier übrigens Patatas Bravas und huevos fritos con jamón (Spiegeleier mit Schinken).

Santa María de la Redonda

Im Anschluß bummelten wir noch durch die Stadt und genossen den lauschigen Abend und die entspannte Stimmung. Wir setzten uns auf den Platz vor der Catedral Santa María de la Redonda (für eine Besichtigung waren wir leider zu spät). Für eine Cola, einen Rotwein und ein Mineralwasser zahlten wir übrigens 3,70 €. Ich nehme an, wenn die Preise bei uns vergleichbar wären, würde ich auch öfter ausgehen…

Alles in allem haben wir in Logroño vermutlich am meisten die entspannte spanische Lebensart erfahren. Ich wäre gern für immer dort sitzen geblieben, aber unser Campingplatz schloß um 23 Uhr die Tore. Und was lernen wir daraus? Camper sind kleine, schlanke Frühaufsteher 😛

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