Rezension: Complete Norwegian

Diese Woche habe ich das Lehrbuch „Complete Norwegian“ von Margaretha Danbolt Simons beendet. Es ist für englische Muttersprachler verfaßt, aber wer gute Englischkenntnisse hat, wird es auch verstehen. Das Buch wird mit einer dazugehörigen CD geliefert, auf der sich die Audiotracks für die einzelnen Kapitel befinden (bei der Kindle-Variante fehlen diese und man kann sie auch nirgends runterladen, was das Ganze ziemlich sinnlos macht, aber ok…).

Das Buch ist eingeteilt in 15 Kapitel und soll laut der Autorin von Niveau A1 bis B2 reichen. Anhand der Geschichte von Sue und Arne, die sich in London in einem Pub kennenlernen, werden die Grammatikthemen erörtert. In den einzelnen Kapiteln gibt es immer etwa drei bis vier (später auch längere) Dialoge, dazu Grammatikerläuterungen, Vokabellisten und Übungen. Ein Lösungsschlüssel ist am Ende zu finden.

Die Audios finde ich sehr gut gemacht, weil die Sprecher nicht zu langsam und überbetont reden – man bekommt einen sehr guten Eindruck davon, wie sich norwegische Muttersprachler tatsächlich miteinander austauschen.

Die Vokabelsektionen haben mich nicht so ganz überzeugt, aber das ist eine Sache, die nicht nur auf dieses spezielle Buch zutrifft. Allgemein finde ich es immer etwas fragwürdig, wenn Sprachlehrbücher keine wortwörtlichen Übersetzungen für bestimmte Redewendungen anbieten, wenigstens um sie für die Lernenden zu dechiffrieren. Daß z.B. „ha det“ „bye bye“ bedeuten soll, ist schlicht falsch. Man benutzt es wie im Englischen „bye bye“, aber eigentlich heißt es „have it“. Wie gesagt, daß ist allgemein etwas, das mich stört, weil hier die Chance versäumt wird, Leuten die Sprache tatsächlich zu erklären.

Die Grammatikerklärungen sind für Leute gemacht, die Angst vor Grammatik haben. Auch das ist für mich immer ein kleiner Minuspunkt, denn ohne bestimmte Begrifflichkeiten zu benutzen, driftet das Vermitteln von Grammatik teilweise ins Diffuse ab. So leuchtet mir z.B. nicht ein, warum man heute nicht mehr von Akkusativ- und Dativobjekten redet, sondern von direkten und indirekten Objekten.

Der Übungsteil könnte insgesamt etwas mehr Volumen einnehmen und die Übungen dürften gern auch schwieriger sein. Zum Teil sind die Aufgaben wirklich sehr einfach, auch in den letzten Kapiteln, die (angeblich) auf dem Niveau B2 basieren.

Was ich ultraverwirrend fand, war die Story, die sich durch das Buch zog. Sue und Arne lernen sich kennen, aber schon auf der Überfahrt nach Norwegen bandelt Sue mit einem anderen Typen an. Dann verschwindet Arne aus ihrem Leben, um irgendwann wieder aufzutauchen, bis Sue dann aus heiterem Himmel und ohne es Arne zu sagen, entscheidet, daß sie mal eben von Oslo nach Nord-Norwegen zieht, woraufhin Arne sauer reagiert. Allerdings bandeln sie dann später doch wieder an, jedenfalls vielleicht – man erfährt es nicht. Dafür ploppen in Kapitel 12 plötzlich Solveig und Wayne auf, von denen man noch nie zuvor gehört hat, und die Tickets kaufen wollen. Von denen hört man später auch nochmal, ohne daß ihre Geschichte erzählt oder anderweitig klar gemacht wird, was zum Geier sie in dem Buch zu suchen haben. Und im letzten Kapitel erfährt man plötzlich, daß Sues Chef John mal mit Arnes Schwester Bente zusammen war, bevor sie mit Knut, der jetzt mit einer anderen Frau noch ein Kind hat, zwei Kinder bekommen hat. What?! So ab Kapitel 8 oder 9 hatte ich angesichts dieser Verwirrung aufgehört, der Story zu folgen, was das Buch leider etwas öde gemacht hat. Hm.

Alles in allem ist es ein okayes Buch, wenn man es neben anderen Ressourcen benutzt und es nicht gerade als Einstiegswerk verwendet – dazu ist es zum Teil zu verwirrend in seinen zu kurzen Erklärungen und seinen nur sinngemäßen Übersetzungen. Wer auf eine interessante Story hofft, wird auf jeden Fall enttäuscht werden.

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