WochenendRückblick #49: Paris

Das vergangene Wochenende haben mein Mann und ich in Paris verbracht. Dort waren wir zuletzt 1996, als ich noch fußfit war. Lange hatte ich mich nicht getraut, einen Städtetrip zu machen, weil ich dachte, mit dem Rolli wäre das irgendwie nicht möglich und einfach lästig – immerhin sind die meisten Städte dieser Welt nicht barrierefrei und es kann schon wirklich nerven, an jeder Bordsteinkante, an jedem zu schmal geratenen oder mit Pflastersteinen ausgelegten Weg und jeder Treppe nicht weiterzukommen. Nachdem unser Jakobswegtrip im Mai aber so problemlos war (auch in den Großstädten), habe ich mich getraut und diese Kurzreise gebucht. Zum Glück! 🙂

Notre Dame

Paris erreicht man von uns aus mit dem Auto in etwa fünfeinhalb Stunden, Pausen und eventuelle Staus nicht eingerechnet. Gemessen an den 6000 km, die wir im Mai gefahren sind, war das ein Klacks, und ehrlich gesagt haben mir die Erfahrungen des Jakobswegs diesen Urlaub unheimlich erleichtert.

im Park der Kathedrale

In Paris haben wir erstmal eingecheckt und uns eine halbe Stunde hingelegt. Dann ging es direkt los. Als erstes wollten wir zur Île de la Cité, wo wir in den ersten Stau gekommen sind. Dazu muß man sagen, daß sich der Pariser Stadtverkehr schon sehr von dem im Karlsruhe unterscheidet, denn die Pariser fahren viel flüssiger und kooperativer. Es wird zwar oft knapp und gehupt wird auch eine Menge, aber wir haben keinen einzigen Unfall gesehen! Der Stau ließ sich also gut aushalten und wir fanden einen Behindertenparkplatz direkt in der Querstraße von Notre Dame.

 

Notre Dame von hinten

Vor der Kathedrale war einiges los: Brautpaare flanierten durch den Park, Straßenkünstler unterhielten die Leute und natürlich wurde überall photographiert. Da die Schlange derer, die die Kathedrale besichtigen wollten, unfaßbar lang war und wir sicher zwei Stunden hätten warten müssen, entschieden wir uns dagegen. Stattdessen umrundeten wir den Bau und guckten uns Notre Dame von hinten an.

Verkaufsstände am Seine-Ufer

Schließlich überquerten wir die Seine und bummelten am Ufer Richtung Quartier Latin zurück. 1996 hatten wir durch Zufall einen urigen Buchladen entdeckt, Shakespeare and Company. Damals waren wir die einzigen Kunden in dem Laden und die Verkäuferin hatte jede Menge Zeit für einen netten Plausch. Wie sich das heute alles verändert hat! Drei Häuser umfassen Buchladen und neueröffnetes Café heute und es ist gesteckt voll – so sehr, daß man anstehen muß, um in den Laden reinzukönnnen. Auch dazu hatten wir keine Lust. Natürlich freut es mich, daß der Laden so erfolgreich ist, aber ehrlich gesagt hat er dadurch für mich an Charme verloren…

Schlange vorm Buchladen

Stattdessen gingen wir also weiter durch das Quartier Latin bis zum Place St. Michel. Auch hier gab es Straßenshows und wir genehmigten uns eine Pommes, um die Zeit bis zum Abendessen zu überbrücken. Für das Abendessen fuhren wir schließlich zum Hotel zurück, das im Quartier asiatique lag. In der ganzen Gegend gibt es asiatische Restaurants und wir dachten, hier würden wir sicher ganz leicht was Vegetarisches oder Veganes finden. Pustekuchen! Wenn man nicht sehr gern Schwein, Rind oder Garnelen mag, ist man hier durchaus ein wenig aufgeschmissen. Am Ende fanden wir ein vietnamesisches Restaurant, wo ich Reisnudeln mit Gemüse hatte. Auf dem Weg zurück zum Auto stöberten wir durch einen asiatischen Supermarkt, in dem wir Mondkuchen kauften, zu dem wir noch Tee geschenkt bekamen.

ich wünschte, diese Auswahl gäbe es hier….vielleicht mit weniger Plastik…

Um den Tag abzuschließen, fuhren wir noch durch die nächtliche Stadt, vorbei am Montmartre, dem Eiffelturm und dem Louvre.

Kopfsteinpflaster olé!

Am nächsten Tag hatte ich Geburtstag. Vom Hotel aus fuhren wir zum Friedhof Père Lachaise. Unterwegs kauften wir uns ein Baguette (es ist einfach nicht Paris, wenn Du kein Brot durch die Gegend trägst :)) und frühstückten im Auto vor der Friedhofsmauer. Leider sind so ziemlich alle Wege auf dem Friedhof mit groben Pflastersteinen ausgelegt, und das Geschüttel zusammen mit den sehr breiten Fugen, in denen meine Vorderräder sich gern mal verkanten, machte den Spaziergang über diese geschichtsträchtige Pariser Einrichtung nicht eben zum Vergnügen. Wir schafften es, das Grab von Oscar Wilde zu besuchen, das jetzt, anders als 1996 von einem Glaskasten eingefaßt ist. Sehr gern hätte ich auch noch Chopin und Jim Morrison besucht, aber das war angesichts des Pflasters einfach nicht drin, denn ich mußte befürchten, meinen Rolli zu schrotten (zuletzt hat ihn das historische Pflaster in einem kleinen badischen Nest einen Gabelbruch gekostet).

Oscars Wilde’s Grab

Wir fuhren also stattdessen mit dem Auto den Montmartre hoch. Dabei sahen wir, daß die Straßen, die zum Sacre Cœur hochführen, zwischen 10 und 19 Uhr für Autos gesperrt sind, daß man aber davor und danach durchaus hochfahren kann. Wir beschlossen also, später wiederzukommen, und fuhren weiter zum Champs-Élysées. Dort konnten wir in einem Parkhaus den Wagen abstellen und kamen praktisch direkt am Arc de Triomphe heraus, den wir ausgiebig knipsten. Wir schlenderten dann über den Champs-Élysées und kehrten in einem Restaurant aus. Da saßen wir auf der Terrasse, aßen richtig gute Pizza und guckten die Vorbeiziehenden – war richtig toll 🙂

Arc de Triomphe

Nach dem Essen bummelten wir noch eine Weile weiter und bewunderten die Geschäfte und Hotels (Zimmer ab 1300 €!). Es war herrlichstes Wetter mit Sonnenschein und strahlendem Himmel und alles war irgendwie im Flow und entspannt. Als wir merkten, daß wir allmählich müde wurden, gingen wir zum Auto zurück. Auf dem Weg zum Hotel drehten wir eine Runde durch La Défense, das ultramoderne Quartier mit seinen verspiegelten Wolkenkratzern. Als wir 1996 da waren, stand nur der Grande Arche und der Rest war eine Bauwüste, heute sieht es da ganz anders aus. Sehr beeindruckend!

überall gibt es Straßenshows

Wir machten eine Pause im Hotel und fuhren abends wieder ins Quartier Latin. Direkt neben dem Parkhaus stießen wir auf einen Burgerladen, der gleich drei vegane Burger anbot. Und mein California-Burger mit Aubergine, veganem Käse und Chili war ungelogen einer der besten Veggie-Burger, die ich je hatte. Nach dem Essen bummelten wir durch das Viertel, holten uns bei Starbucks noch einen Macchiato und schauten wieder Straßenkünstlern und Passanten zu. Es sind genau diese Momente, die mir hier unheimlich fehlen und wo ich dann schon merke, daß ich im Grunde meiner Seele eine Stadtpflanze bin.

Sacre Coeur

Als es schon dunkel war, fuhren wir erneut zum Sacre Cœur hoch, denn die Straßen waren ja nun offen. Ich glaube, wir fanden da oben den besten Parkplatz in ganz Paris: direkt vor der Kirche! Wir erklommen wie 1996 die Stufen und setzten uns dorthin, um den wunderschönen Ausblick auf die erleuchtete Stadt zu genießen. Da wurde ich dann schon ein wenig nostalgisch, aber auch wirklich stolz auf mich selbst, denn ich hatte immer gedacht, es nie wieder dorthin schaffen zu werden. Ha! 😀

Rivoli/Glaspyramide

Nach einer ganzen Weile fuhren wir weiter zum Rivoli/Louvre, wo wir die weltberühmte Glaspyramide photographierten. Wir beschlossen, uns auch noch den Eiffelturm anzugucken. Dort parkten wir direkt am Ende des Parks am Place Joffre und schlenderten durch den Park auf den Eiffelturm zu. Ich war ehrlich gesagt ganz schön überrascht davon, wie viele Ratten dort unterwegs waren 🙁 Es herrschte noch reges Treiben: viele Leute lagen im Gras, Andenkenverkäufer boten ihre Waren feil und Radfahrer flitzten an uns vorbei. Es war immer noch total mild und einfach schön, durch die Nacht zu spazieren. Am Eiffelturm machten wir natürlich einige Bilder, entschlossen uns aber gegen eine Fahrt hinauf. Zum einen weil wir schon mehrmals oben waren, zum anderen weil das inzwischen echt teuer ist (39 € pro Person).

wir gerade gerade zum richtigen Moment am Eiffelturm: um 23 Uhr gibt es dort eine Lightshow

Um zum Hotel zurückzugelangen, mußten wir dann quer durch die Stadt fahren – einfach schön. Ich hätte ewig so weiterfahren können. Ich glaube, das war der beste Geburtstag seit langem 🙂

Quartier Latin

Am Montag dann checkten wir aus, kauften uns unterwegs ein Baguette und frühstückten wieder im Auto. Anschließend machten wir uns auf den Weg nach Chartres. Ich dachte, wenn ich schon mal in der Gegend bin, sollte ich mir die weltberühmte Kathedrale mit ihrem Labyrinth endlich mal angucken 🙂

Figur am Hauptportal von Chartres

Tatsächlich ist das Gotteshaus wunderschön, und weil es nie zerstört wurde und soviel original erhalten ist, ist es sehr beeindruckend und vielschichtig. Leider hatten sie jedoch das Labyrinth mit Stühlen zugestellt, so daß ich es weder abgehen noch abfahren konnte.

Zentrum des Labyrinths von Chartres

Zuletzt gingen wir noch einkaufen (wann immer ich nach Frankreich komme, decke ich mich mit Duschgels und Seifen meiner Lieblingsmarke ein :)), picknickten erneut im Auto und machten uns auf den Rückweg. Am Abend kehrten wir noch in Saarbrücken ein, weil wir inzwischen wieder hungrig waren wie die Wölfe. Erst um Mitternacht waren wir wieder daheim.

die ehemals „Schwarze Madonna“ von Chartres, die wohl einfach angepinselt worden war, denn unter dem Schwarz war sie ganz rosig 🙂

Es war ein wunderschönes Wochenende, an dem einfach alles gestimmt hat. Für mich war es ja auch ein Test, wie Städtetrips mit Behinderung funktionieren, und ich denke, als nächstes werden wir dann wohl Amsterdam angucken 🙂

astrologische Uhr

Paris mit Auto und Rollstuhl ist sehr gut machbar, wenn man bereit ist, sich auf den Rhythmus des Stadtverkehrs einzulassen und damit zu leben, daß bestimmte Dinge nicht wirklich gehen (z.B. wegen Kopfsteinpflaster).

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