Meine aktuelle Spanischlehrerin aus Mexiko, mit der ich superzufrieden bin, hat ihre Preise jetzt nochmal erhöht. Das, was sie jetzt verlangt, würde ich auch keinem Lehrer aus Deutschland oder der EU bezahlen. Ich finde das sehr schade, denn sie ist sehr ruhig und es macht Spaß, mit ihr zu sprechen, aber das kann ich mir de facto nicht leisten. Ich habe mich nun also wieder auf die Suche nach einem neuen Lehrer gemacht und meine ganzen Bedenken haben sich durch ihren Schritt quasi von selbst aufgelöst.
Bei italki gibt es echt unzählige Spanischlehrer aus unterschiedlichen Ländern und da ist die Auswahl schwierig, zumal dieses Vorstellungsvideo normalerweise maximal 2 Minuten lang ist. Diese Vorstellungsvideos schaue ich immer mit gemischten Gefühlen an. Vor allem viele junge Leute gestalten sie sehr hektisch, mit unterlegter Musik und vielen Schnitten. Ich bin dann kaum in der Lage, darauf zu achten, wie ihr Tonfall und ihre Aussprache sind, was für mich wichtiger ist als fetzige Musik. Dazu kommt, daß es Menschen gibt, die mich von ihrer Mimik und Gestik her total verwirren. Je mehr jemand davon zeigt, desto wahrscheinlicher ist, daß er mich verwirrt.
Ich habe mir jetzt für diese und die nächste Woche für jeden Tag eine Stunde Konversationspraxis bei einem anderen Lehrer gebucht. Das ist ganz schön viel und ich bin gespannt, für wen ich mich am Ende entscheiden werde und wie mein Spanisch Ende kommender Woche ist 🙂 Was mir total gut gefällt, ist, daß ich mit Menschen aus Lateinamerika nachts Unterricht buchen kann. Das ist für mich viel angenehmer, als wenn ich auf den Nachmittag und Abend ausweichen muß, wo meine Familie noch hier rumspringt und es draußen mehr Lärm gibt.
Als ich vor zwei Jahren Probleme damit hatte, den Subjuntivo zu verstehen, habe ich mehrere Anläufe gebraucht, bis ich eine Spanischlehrerin gefunden hatte, die mir diese relativ komplizierte Sache wirklich gut erklären konnte. Wenn man keine Grammatikerklärungen und -übungen mehr braucht, sondern sich auf reine Konversation konzentrieren möchte, sind ganz andere Dinge an einem Lehrer wichtig. Ich achte z.B. darauf, daß er selbst nicht zuviel redet, denn eigentlich will ich ja das Reden üben. Ich finde es prima, wenn mir ein Lehrer etwas über die Gepflogenheiten in seinem Land erzählt, und mag es gern, wenn er von sich aus Themen vorschlägt, aber auch auf meine Vorschläge eingeht. Ich möchte meinen Lehrer verstehen können – ein starker Dialekt, das Verschlucken von Silben oder viele umgangssprachliche Ausdrücken sind also nicht so hilfreich. Auf technischer Seite braucht es eine stabile Internetverbindung. Manche Menschen in Lateinamerika haben so etwas nicht und es ist wirklich störend, wenn alle paar Sekunden Ton und Bild einfrieren, weil so kein Gespräch entsteht. Pünktlichkeit und Höflichkeit sind mir auch wichtig. Und ich mag es nicht so gern, wenn ein Lehrer beim Sprechen bestimmte Eigenheiten hat, z.B. hatte ich mal eine Lehrerin, die nach allem, was ich sagte, „OK“ sagte, und zwar sehr langgezogen, so daß es klang, als hätte ich ihr gerade eine offensichtliche Lüge aufgetischt und ihr OK sollte zeigen, daß sie mir nicht glaubt. Das führte dazu, daß ich mich ständig fragte, wieso sie mir nicht glaubte, und dann konnte ich mich nicht mehr auf das Gespräch konzentrieren, lol. Ganz schlimm finde ich desinteressierte Lehrer, die wirken, als würden sie nur ihre Zeit absitzen. Sowas hatte ich schon zu Schulzeiten, das brauche ich heute nicht mehr 🙂 Dazu muß ich sagen, daß ich bei Sprachen, für die es viele Lehrer gibt, etwas wählerischer bin als für Sprachen, bei denen nur wenige Lehrer ihre Dienste anbieten.
Mit drei Lehrern hatte ich diese Woche schon Gespräche und sie waren sehr unterschiedlich. Die Lehrer und die Gespräche. Es ist für mich immer wieder ein faszinierendes und sehr befriedigendes Gefühl, festzustellen, daß ich wirklich problemlos mit Leuten auf Spanisch reden kann, insbesondere zum jetzigen Zeitpunkt, wo ich mich seit 18 Monaten auf Norwegisch (und jetzt auch Schwedisch) konzentriere. Manche Dinge sind so ein bißchen nach hinten gerutscht, kommen aber gleich wieder hervor, wenn jemand sie benutzt oder ich sie benutzen will. Vokabeln, die durchaus einfach verschwunden sind, sind spezielle Dinge wie z.B. Begriffe wie „Entenmuscheln“ oder „Türklinke“, eben Sachen, die man eher nicht so oft braucht.
Was die Aufarbeitung meiner Stunden angeht, so lasse ich das seit ein paar Monaten komplett schleifen, auch für Norwegisch. Früher habe ich mir alles nochmal angeguckt und mir Vokabeln rausgeschrieben etc. Das mache ich nicht mehr, weil mir das ehrlich gesagt nichts bringt. Wichtiger ist es, tatsächlich einfach zu reden, jedenfalls beim jetzigen Stand meiner Sprachkenntnisse. Ich meine, man kann immer noch mehr Vokabeln und Redewendungen lernen, aber wenn man flüssig und sinnstiftend Gespräche führen kann, reicht mir das.
Während meiner Lehrerstunden merke ich eins immer wieder ganz deutlich: Spanisch macht mich wirklich richtig glücklich. Keine andere Sprache schafft das (bisher) auf diese Weise. Es wäre traumhaft, mal für ein Jahr oder so nach Spanien zu gehen und voll in die Sprache und die Kultur abzutauchen. Am liebsten in Galicien ♥ Da würde ich sicher nicht mehr vergessen, was Entenmuschel heißt…