Eigentlich wollte ich darüber schon im Juli schreiben, aber tatsächlich habe ich bis in den Herbst hinein gebraucht, um das Thema vollständig zu erfassen und vor allem spontan anwenden zu können. Heute schauen wir uns also die Verwendung des Imperfecto des Subjuntivo an.
(a) Wir benutzen das Imperfecto des Subjuntivo, wenn wir im Indicativo das Indefinido oder das Imperfecto verwenden würden. Reden wir also über eine abgeschlossene Vergangenheit und tauchen die typischen Subjuntivo-Trigger auf, kommt das Imperfecto des Subjuntivo zum Einsatz.
Beispiele:
Es maravilloso que tuvieras suerte en la lotería el mes pasado. Es ist großartig, daß Du letzten Monat Glück in der Lotterie hattest. „Es [valoración] que“ ist unser Subjuntivo-Trigger. „El mes pasado“ wäre im Indikativ ein Trigger für das Indefinido. Beides macht klar, daß wir hier das Imperfecto des Subjuntivo brauchen.
Mi mujer me recomendó que comiese menos. Meine Frau empfahl mir, weniger zu essen. „Recomendar que“ ist hier in zweifacher Hinsicht ein Trigger für das Imperfecto des Subjuntivo. Einerseits weil recomandar que immer den Subjuntivo erfordert und andererseits, weil es im Indefinido steht. Das folgende Verb muß also zwangsweise im Imperfecto des Subjuntivo stehen.
(b) Wir gebrauchen das Imperfecto des Subjuntivo, wenn wir das Condicional in Hinblick auf die Vergangenheit benutzen möchten. Da es keine eigene Condicional-Form für diesen Fall gibt, müssen wir das Imperfecto del Subjuntivo benutzen.
Beispiel:
Mi hermano me dijo que fuera a su casa. Mein Bruder sagte mir, dass ich zu seinem Haus kommen soll. Dijo que zeigt an, daß der Imperfecto del Subjuntivo folgen muß, weil es einerseits ein typischer Subjuntivo-Trigger ist (decir que) und andererseits eben im Indefinido steht. Hierfür gibt es keine wörtliche Übersetzung ins Deutsche.
(c) Man kann mit dem Imperfecto des Subjuntivo den Grad der Unwahrscheinlichkeit heraufsetzen.
Beispiel:
Si tuviera tiempo, lo haría. Wenn ich Zeit hätte, würde ich es machen.
Einem spanischsprachigen Menschen wird dieser Satz die Metabotschaft vermitteln, daß es sehr wahrscheinlich ist, daß ich keine Zeit habe. Wollte ich sagen, daß ich es definitiv machen werde, sobald ich Zeit habe, würde ich sagen: Cuando tengo tiempo, lo hará.
Anders gesagt kann ich mit Sätzen, die die folgende Struktur haben, unwahrscheinliche Bedingungssätze formen:
si + [Verb im Imperfecto del Subjutivo] Komma [Verb im Condicional].
Si fueras un buen chico, te daría un caramello.
Ganz üblich ist es auch, Konstruktionen mit ojalá zu verwenden.
Beispiel:
¡Ojalá tuviera tiempo!
Eigentlich übersetzt man ojalá mit „hoffentlich“, doch mir persönlich hilft es, mir ojalá zusammen mit dem Imperfecto del Subjuntivo als „wenn nur“ vorzustellen: Wenn ich nur Zeit hätte (und es ist sehr unwahrscheinlich, daß ich Zeit habe)!
(d) Mit der Verwendung des Imperfecto del Subjuntivo kann man den Grad der Höflichkeit heraufsetzen. Achtung: in Spanien ist man graduell unhöflicher (für deutsche Ohren), je näher man sich steht! Verwendet man bei Familienangehörigen oder engen Freunden das Subjuntivo, klingt das sehr schräg.
Beispiel:
Quisiera un té negro, por favor. Ich hätte gern einen Schwarztee, bitte.
Fuera posible que lo hagas? Wäre es möglich, daß Du es machst? Hier verwendet man „ser [valoración] que“ als Auslöser für einen weiteren Subjuntivo. Der Satz klingt ultrahöflich, aber bei Menschen, die einem nah stehen, gestelzt.