Gelesene Bücher im Februar 2023

  • Amor Towles: Lincoln Highway. Roman, aus der Bibliothek. 1954: nach dem Tod seines Vaters wird der 18jährige Emmet vorzeitig aus der Jugendhaftanstalt entlassen, um sich um seinen zehn Jahre jüngeren Bruder Billy zu kümmern. Die beiden wollen nach Kalifornien, um ihre Mutter zu suchen, die die Familie verlassen hat. Doch plötzlich stehen Duchess und Wolley vor der Tür, die ebenfalls in der Haftanstalt eingesessen haben. Sie wollen mit Emmets Wagen nach New York City und „leihen“ sich das Auto kurzerhand aus. Eine wilde Reise quer durch die USA beginnt, allerdings ist der Haupthandlungsort New York (fand ich etwas verwirrend). Das Buch ist wundervoll und hat alles, was man sich nur wünschen kann: eine spannende, aber nicht abwegige Handlung, liebenswerte Charaktere mit Tiefgang, Lustiges, Dramatisches und ein verdammt starkes Ende, das man nicht kommen sieht. Dafür gibt’s 5/5.
  • Jeffery Deaver: Der Todesspieler (Colter Shaw 1). Hörbuch, gekauft. Colter Shaw ist eine Art Kopfgeldjäger, der in den USA herumreist und von Belohnungen lebt, die auf das Auffinden vermißter Personen ausgesetzt sind. Sein erster Fall führt ihn in die Bay Area, wo Menschen zu Tode kommen, mit denen ein Täter ein Computerspiel nachstellt. Mann, selten habe ich mich bei einem Deaver derart gelangweilt! Es war so öde, daß meine Aufmerksamkeit immer wieder abgedriftet ist. Habe mich echt durchgequält und gebe daher nur 1/5. Ich bin diese superfitten, cleveren Helden, denen alles gelingt, so ein bißchen satt. Da ist mir ein Rhyme viel näher.
  • Gaby Breitenbach: Innenansichten dissoziierter Welten. Sachbuch, aus der Bibliothek. Breitenbach arbeitet seit vielen Jahren mit Menschen, die traumabedingte dissoziative Störungen wie DDNOS, DIS etc. haben und versucht mit diesem Buch im Grunde, Werbung für diese Patienten zu machen, die in der Traumatherapie leider immer noch nicht adäquat versorgt werden, weil sie als zu komplex und zu kompliziert gelten – oder gar als Lügner. Das Buch ist stark triggernd, sollte also mit Vorsicht genossen werden. Besonders gut hat mir gefallen, daß Breitenbach viele hilfreiche Tips für die funktionierende Zusammenarbeit zwischen Klient und Therapeut beschreibt. 5/5.
  • Carlos Ruiz Zafón: Der Schatten des Windes. Roman, geschenkt bekommen. Daniel Sempere findet 1945 auf dem Friedhof der vergessenen Bücher ein Buch, das ihn fasziniert. Er beginnt, über den Autor Julián Carax Nachforschungen anzustellen, und ruft damit den brutalen Inspektor Fumero auf den Plan, der dem Autoren Rache geschworen hat. Mann, habe ich mich durch dieses Buch gequält. Zwei Monate habe ich dran hingelesen, und brauchte immer wieder lange Pausen. Mich nervt, wie stark die Geschichte konstruiert ist, und wie blöd sich die Figuren verhalten müssen, damit sie hineinpassen. Frauen verhalten sich stets passiv und lassen einfach alles mit sich passieren und leiden vor sich hin oder sterben, Männer sind entweder Gewalttäter oder werden Opfer von ebendiesen. Das Ganze zielt nur darauf ab, möglichst dramatisch, traurig und schmerzhaft zu sein. Dazu gibt es Hauptfiguren, die ich einfach widerlich und schmierig fand. Kann absolut nicht nachvollziehen, warum dieses Buch so ein Knaller ist und es derart gut bewertet wird. Von mir nur 1/5 und ein HURRA dafür, daß ich es endlich in den Bücherschrank stecken kann.
  • Daniela Dröscher: Lügen über meine Mutter. Roman, aus der Bibliothek. Laut Inhaltsangabe geht es in diesem Roman über einen Mann, dem seine Frau zu dick ist und der sie dafür mit psychischer Gewalt fertigmacht. Faktisch geht es um ein Ehepaar, das völlig unfähig ist, miteinander zu kommunizieren, vernünftige Entscheidungen zu treffen und gute Eltern zu sein. Erschwerend kommt hinzu, daß sich restlos alle anderen Figuren in diesem Werk als gleichgültig, dämlich oder einfach so nicht hilfreich erweisen. Warum der Roman als Patriarchatskritik hochgelobt wird und wieso ausgerechnet der Vater als Schuldiger ausgemacht wird, leuchtet mir nicht ein. Dazu kommt auch noch ein grottiges Korrektorat mit einer Million Orthographiefehlern. Na, zum Glück hatten wir ja die Rechtschreibreform, damit geht es doch gleich viel besser, nech? 1/5.
  • Patrick von Massow: Der Drache von Abeleya. Kinder-/Jugendroman, geschenkt bekommen. Der nerdige Frederik findet ein magisches Lesezeichen, mit dem er und sein Freund Max nach Abeleya gelangen, wo sie gegen den Bösewicht Zortran kämpfen müssen. Ganz nette Geschichte über Selbstvertrauen und Freundschaft. 3/5.
  • Joanne K. Rowling: Harry Potter en de Halfblod Prins. Roman, gebraucht gekauft. Auch den sechsten Teil der Reihe haben mein Mann und ich uns gegenseitig auf NL vorgelesen. Einer meiner Lieblingsteile. 5/5.
  • James Patterson und Bill Clinton: Die Tochter des Präsidenten. Thriller, Bibliothek. Die Tochter des Ex-Präsidenten Matt Keating wird entführt, weil ein libyscher Terrorist glaubt, daß die Amerikaner seine Familie getötet haben. Natürlich muß Daddy dann mit ein paar Freunden das Mädchen retten. Vorhersehbar, klischeehaft, schnarchlangweilig. 1,5/5.
  • Roman Klementovic: Wenn der Nebel schreit. Thriller, aus der Bibliothek. Der Titel ist so herrlich doof, daß ich mir dieses Buch unbedingt ausleihen mußte 🙂 Jana kommt 13 Jahre nach der Ermordung ihrer Mutter zurück in ihr Geburtsdorf, wo sie entsetzt feststellen muß, daß ihr Vater ein Messie geworden ist. Kaum ist sie im Kaff angekommen, wird sie mehrmals angegriffen und es werden Brände gelegt. Steckt ihr Vater dahinter, dem zwar nichts nachgewiesen werden konnte, aber den trotzdem alle für den Mörder ihrer Mutter halten? Jana wirkte auf mich verpeilt, über-emotional und ein Alkoholproblem hat sie auch. Ihre Investigationen treibt sie entsprechend wirr voran. Wer am Ende wirklich der Mörder ist, war für mich dennoch eine Überraschung, daher 3/5.

Gelesene Bücher im Januar 2023

  • Joanna van der Hoeven: Hedge Druidry: A Complete Guide for the Solitary Seeker. Gekauft. Van der Hoeven gibt einen guten Überblick über freifliegendes Druidentum, erfindet das Rad aber auch nicht neu. 4/5.
  • Martina Wildner: Dieser verfluchte Baum. Jugendkrimi/-mystery, Bibliothek. Teil 3 von bisher 3. In diesem Teil ist es Hendrik, dem an sich seltsame Veränderungen auffallen: erst unterhält er sich mit Kresse, dann mit Holz. Scheinbar hängt das alles mit dem Todesbaum zusammen, an dem schon mehrere Menschen gestorben sind… War wieder unterhaltsam, aber auch ein wenig wirr. 3/5.
  • Albrecht Sommerfeldt: Der Pesthof. Historischer Roman, ausgeliehen bekommen. 1619, auf dem Pesthof zwischen Hamburg und Altona geschehen Morde an den ohnehin sämtlich totkranken Patienten. Der von Lepra betroffene Kaufmann Merten Overdiek macht sich gemeinsam mit Schwester Maria auf die Suche nach dem Täter und gerät dabei selbst in Lebensgefahr… Interessantes Setting uns bis zuletzt undurchsichtig. Hat mich gut unterhalten. 4/5.
  • Ann Ladiges: „Hau ab, du Flasche!“. Jugendbuch, Re-Read. Habe ich 1992 im Deutschunterricht gelesen. Roland ist 16 und Alkoholiker. Das Buch zeichnet seinen Suchtwerdegang nach. Ich fand das Buch heute noch genauso trist, aber wichtig, wie in meiner Schulzeit. 2/5.
  • Philip Carr-Gomm: Die Weisheit der Druiden. Spiribuch, aus der Bibliothek. Carr-Gomm, der ehemalige Vorsitzende des OBOD, gibt hier eine grobe Übersicht über das moderne Druidentum und seine eventuellen Wurzeln. Nicht viel Neues. 2,5/5.
  • Joanne K Rowling: Harry Potter en de orde van de fenix. Roman, gekauft. Wieder ein Potter, den ich mit meinem Mann gelesen habe. Mit zeitlichem Abstand zum Lesen des deutschen Romans muß ich sagen, daß ich diesen Teil inzwischen anders bewerte. Nur noch 4/5.
  • Kyle Perry: Die Stille des Bösen. Thriller, aus der Bibliothek. Auf Tasmanien verschwinden vier Schülerinnen aus einer Wandergruppe und bald darauf wird die erste tot aufgefunden. Detective Con und seine Kollegin Gabby ermitteln, behindert (und auch unterstützt) von Murphy, dem dealenden Vater einer der jungen Frauen, und von Eliza, der Lehrerin der Mädchen. Der Roman hat mich fabelhaft gut unterhalten – bis zum letzten Fünftel wußte ich überhaupt nicht, was gespielt wird, obwohl die Auflösung absolut schlüssig ist. 4,5/5.
  • Jeffery Deaver: Das Teufelsspiel. Thriller, geschenkt bekommen. Ein junges Mädchen wird von einem Killer verfolgt. Das Motiv bleibt bis zum Schluß im Dunkeln. Ein typischer Rhyme. Re-Read. 4/5.
  • Oliver Pötzsch: Der Lehrmeister (Faust-Adaption Teil 2). Historischer Roman, aus der Bibliothek. Faust, Karl und Greta hetzen in diesem Teil vor allem durch Frankreich, auf der Flucht vor einem vatikanischen Gesandten und um Leonardo da Vinci zu treffen. Der Showdown der Geschichte findet dann in Rom statt. Mir hat dieser Teil weniger gut gefallen als Teil 1, weil die Begegnung zwischen Faust und dem Teufel viel zu weit nach hinten gelegt wurde, weil eine sehr sympathische Figur unvermittelt geopfert wird und weil die ganze Handlung irgendwie schlingert und unnötige, unbefriedigende Umwege geht. 3,5/5.
  • Amy Suiter Clarke: Der Countdown-Killer. Thriller, aus der Bibliothek. Elle, die selbst Traumatisches erlebt hat, macht einen True-Crime-Podcast. In der neusten Episode dreht sich alles um den Countdown-Killer, der nach einem bestimmten Muster junge Frauen und Mädchen entführte und ermordete, damit aber vor 20 Jahren aufgehört hat. Nun verschwinden wieder Mädchen…ist er zurück? Spoiler! Der Thriller ist einer der Dämlichsten, die ich jemals gelesen habe, denn am Ende des Buchs wird der Killer aufgefunden, weil die Polizei dann doch endlich mal nach Wochen auf die Idee kommt, den USB-Stick, den ein Opfer des Killers in der Tasche hatte, anzugucken. Wow, selten sowas Dummes gelesen. Dazu kommt, daß der Lesefluß durch die ständigen „Podcastmitschnitte“ massiv gestört wird, die Hauptperson sich zu jedem Zeitpunkt für die dümmste Alternative entscheidet und die Polizei das alle nur milde lächelnd mitverfolgt. Wem also egal ist, womit er seine Lesezeit vertrödelt, wird den Roman sicher gut finden (er hat eine durchschnittliche Wertung von 4,5 Sternen!), von mir bekommt er 1/5.
  • Kanae Minato: Geständnisse. Roman, aus der Bibliothek. Die vierjährige Tochter einer Lehrerin wird von zweien ihrer Schüler getötet. Das Buch unterteilt sich in sechs Kapitel, die jeweils aus der Sicht eines anderen Menschen verfaßt wurden, und die die Vorgeschichte und die Folgen dieser Tat beleuchten. Der Roman wird als verstörend beschrieben, ich hingegen fand ihn sehr mittelmäßig. Man wird mit keiner Person warm und am Ende verlieren alle. Nicht besonders interessant. 3/5.
  • Linda Castillo: Blinde Furcht. Kate Burkholder 13. Thriller, aus der Bibliothek. Eine ehemalige Amische wird brutal ermordet in einem Motel aufgefunden. Kate und ihr Team ermitteln. Was ich an der Reihe so schätze, ist ihre Verläßlichkeit: es ist, als würde man zu alten Bekannten zu Besuch kommen. Nur echt, wenn Kate am Ende eins auf die Mütze bekommt. Solider Thriller. 3,5/5.
  • Fabian Pasalk: 111 Orte in Wuppertal, die man gesehen haben muß. Sachbuch, gekauft. In diesem Buch gab es sogar für mich als gebürtigen Wuppertaler viele tolle Orte zu entdecken, die ich noch gar nicht kannte. Macht richtig Lust, das Tal mal wieder zu besuchen! 5/5.

Lesestatistik 2022

Meine Ziele für das Lesejahr 2022 waren:

  • 100 Bücher lesen
  • weniger als 44,09 € für Bücher ausgeben.

Ich habe es nur geschafft, ein Ziel davon zu erreichen: ich habe 132 Bücher gelesen, im Durchschnitt also elf Bücher pro Monat. Insgesamt waren das 42.954 Seiten, also im Durchschnitt 117,685 Seiten am Tag. Nicht ausgegeben für Bücher habe ich 2140,46 €. Was genau ich ausgegeben habe, kann ich nicht mehr ganz nachvollziehen, aber es werden um die 200 € gewesen sein (incl. Sprachlernbüchern).

Mein Jahreshighlight war „Die Einsamkeit der Wüste“ von Edward Abbey. Insgesamt habe ich 4 von 132 Bücher mit 5 Sternen bewertet und zwar:

  1. Edward Abbey: Die Einsamkeit der Wüste
  2. Maryanne Wolf: Schnelles Lesen, langsames Lesen
  3. Murielle Rousseau: Die Cafés von Paris
  4. Robert Macfarlane und Jackie Morris: Die verlorenen Zaubersprüche

Ich hatte außerdem noch 3 Harry Potter Bände mit 5 Sternen bewertet, da die aber ein Re-Read waren, zähle ich die mal nicht.

Mit diesem Ergebnis bin ich total zufrieden 😀

Für das Lesejahr 2023 habe ich zwei Ziele: ich möchte gern 20 Bücher lesen, die ich schon immer mal lesen wollte und ich möchte wieder möglichst wenig Geld für Bücher ausgeben. Eine Liste der 20 Bücher habe ich schon angelegt, vielleicht poste ich die mal separat.

Gelesene Bücher im Dezember 2022

  • Christopher Skaife: Der Herr der Raben. Sachbuch, aus der Bibliothek. Skaife ist der Ravenmaster, d.h. er ist für die Betreuung und Pflege der Raben im Tower of London verantwortlich. Sehr unterhaltsam erzählt er vom Alltag mit den Tieren und auf dem Tower, wo er mit den anderen Yeomen (samt Familien) lebt. Mich hat das Buch bestens unterhalten. 4,5/5.
  • Christine Marx: Schamanismus praktisch. Sachbuch, aus der Bibliothek. In sehr kompakter Form erklärt Marx, was traditionellen und was westlichen Schamanismus ausmacht und geht dann darauf ein, wie man schamanisch reist und welche Probleme man wie lösen kann. Guter Einstieg. 4/5.
  • Frauke Buchholz: Frostmond. Krimi, aus der Bibliothek. Auf dem Transcanada-Highway werden 19 Frauen tot aufgefunden, 18 davon sind Cree. Die Ermittler Garner und LeRoux übernehmen den Fall und ermitteln in Montreal und im Cree-Reservat ganz im Norden, wo sie dem Cousin eines der Opfer begegnen, dem 15jährigen Leon. Auch dieser macht sich auf die Suche nach dem Mörder seiner Cousine… Ein atmosphärischer Winterkrimi mit einer guten Auflösung, die sich auch schlüssig entwickelt. 4/5.
  • Markus Grasser: Die Verschwörung der Krähen. Roman, aus der Bibliothek. Eigentlich ist das Buch die Biographie Daniel Defoes, doch Grasser macht sehr große Zeitsprünge und pickt sich nur hier und da etwas heraus, das ihm für seine Geschichte passend erscheint. Mit viel Wortwitz erzählt er hier also das Leben Defoes, den die meisten von uns sicher nur als Autor von Robinson Crusoe kennen – doch Defoe war auch ein Kaufmann, ein Essayist, der Herausgeber einer Zeitung, er war mehrmals inhaftiert, weil er unter Queen Anne in Ungnade gefallen war, und er hat einen der größten Unterweltkönige Londons zur Strecke gebracht. Direkt und indirekt handelt das Buch auch von der Macht der Massenmedien und Fake News, ein brandaktuelles Thema also. Grasser schreibt anspruchsvoll und doch unterhaltsam, sehr pointiert und klug. Ein tolles Buch, das man nicht mal eben runterlesen kann (oder sollte). 4,5/5
  • Bernd Brunner: Die Erfindung des Nordens – Kulturgeschichte einer Himmelsrichtung. Sachbuch, aus der Bibliothek. In seinem Buch versucht Brunner, den Norden zu ergründen. Wo ist der Norden eigentlich und wer lebt da? Wer hat ihn erforscht? Gibt es im Norden gar spezielle Philosophien und Denkweisen, eine bestimmte Kultur? Obwohl Brunner auf unzählige Aspekte eingeht und soviele Namen nennt, daß man sie sich gewiß nicht merken kann, bleibt das, was er erzählt, doch farblos, denn er verpaßt es, spannende Geschichten zu erzählen. So sind Franklin und Amundsen eigentlich nur kurze Streiflichter, um mal ein Beispiel zu nennen. In meinem Buchtagebuch habe ich notiert: sweet but rubbish. 3/5.
  • Martina Wildner: Die Krähe am unheimlichen See. Jugendkrimi/-mystery, aus der Bibliothek. Dieses Buch ist Teil zwei einer Reihe, war aber auch gut ohne Vorwissen lesbar. Hendrik und sein Bruder Eddi reisen mit ihren Eltern von Chemnitz nach Bayern, wo ihre Freundin Ida wohnt. Idas Oma wird neuerdings von Krähen verfolgt und überhaupt verhalten sich diese Vögel ganz merkwürdig: sie greifen Leute an, zerstören Fahrräder, brechen in Häusern ein und treten in Schwärmen auf. Die Kinder machen sich daran, das Rätsel zu lösen. Ob der merkwürdige Mann in Schwarz etwas damit zu tun hat? Oder gar ein alter Gott? War sehr unterhaltsam und ich würde noch mehr aus dieser Reihe lesen. 4/5.
  • Angelika Franz und Daniel Nösler: Geköpft und gepfählt – Archäologen auf der Jagd nach den Untoten. Sachbuch, aus der Bibliothek. Franz und Nösler gehen dem Mythos der Untoten nach, der tatsächlich bereits 4000 Jahre v.u.Z. nachzuweisen ist: seither werden Tote, von denen man annimmt, daß sie zurückkommen, Schadzauber betreiben und andere mit in den Tod nehmen können, geköpft, gepfählt, im Sarg festgenagelt, auf dem Bauch bestattet und gefesselt beerdigt, um nur mal ein paar Beispiele aufzuzählen. Die beiden Autoren kommen zu dem Schluß, daß die natürlichen Zersetzungsprozesse, für die man lange keine Erklärung hatte, zur Entstehung des Glaubens an Vampire, Wiedergänger und Co. geführt haben. Tatsächlich ist es nicht einmal 50 Jahre her, daß in der BRD der letzte Untote gewütet haben soll… Lesenswert, unterhaltsam geschrieben und mit interessanten Fotos bebildert. 4,5/5.
  • Fredy Gareis: König der Hobos. Reisebericht, aus der Bibliothek. Der Journalist Gareis begleitet dreieinhalb Monate amerikanische Hobos: gemeinsam mit ihnen reist er illegal auf Güterzügen durch das Land, teilt mit ihnen das Lager, das Essen, Schnaps und die Angst, von der Polizei erwischt zu werden, und macht dabei die Bekanntschaft von Menschen, die sich selbst als zu freiheitsliebend empfinden, um an der Gesellschaft teilzunehmen. Interessant, aber auch schwierig zu lesen, weil es immer wieder im Trauma, Abhängigkeit und Alkoholismus geht. 4,5/5.
  • John Lewis-Stempel: Das geheime Leben der Eule. Sachbuch, aus der Bibliothek. Ich habe mit Lewis-Stempel so meine Schwierigkeiten und das ist hier nicht anders. Er sucht rasch ein paar oberflächliche Informationen über wenige Eulenarten und ein paar literarische Verweise auf die Vögel heraus, klempnert das Ganze mit kleinformatigen Illustrationen zusammen und verkauft dann 102 Seiten für 20 €. Hm. Hat mich nicht begeistert. 2/5.
  • Chevy Stevens: Tief in den Wäldern. Thriller, aus der Bibliothek. Nach dem Unfalltod ihres Vater lebt die siebzehnjährige Hailey bei ihrer Tante und deren Mann, doch als sich herausstellt, daß dieser Dreck am Stecken hat – obwohl er ein Cop ist – flüchtet sie in die Wälder. Während ihres Aufenthalts dort entdeckt sie die Leiche ihrer Freundin, die offenbar ein Opfer des Killers vom „Highway of Tears“ geworden ist (eines Highways, den es übrigens tatsächlich in Kanada gibt und wo tatsächlich seit den 70ern eine Menge vor allem indigene Frauen ermordet werden oder verschwinden und über den auch das Buch „Frostmond“ erzählt, das ich diesen Monat gelesen habe). Wenig später trifft Beth, die Schwester der Ermordeten, in dem kleinen verpennten Örtchen ein und unterstützt von Haileys Freund und Beth vorübergehendem Liebhaber Jonny ermitteln die beiden jungen Frauen selbst… Solide und unterhaltsam, aber keine großen Überraschungen, daher 3,5/5.
  • Martina Wildner: Das schaurige Haus. Jugendkrimi/-mystery, aus der Bibliothek. Das ist Teil 1 der Reihe, den ich erst nach Teil 2 gelesen habe. Hendrik, sein Bruder Eddi und ihre Eltern ziehen wegen des Jobs des Vater von Chemnitz in ein kleines bayrisches Kaff, wo Eddi bald zu schlafwandeln beginnt. Es scheint fast so, als wollten die Nacktschnecken ihm etwas mitteilen. Henrik findet heraus, daß zwei Jungs, die mal in ihrem Haus gewohnt haben, ermordet worden sind… Spannend und unterhaltsam, aber Teil 2 fand ich besser. 3,5/5.

Gelesene Bücher im November 2022

  • Oliver Pötzsch: Der Spielmann – Die Geschichte des Johann Georg Faustus. Roman, aus der Bibliothek. Pötzsch erzählt die Geschichte von Faust von dessen achten bis etwa 33. Lebensjahr. Von seinem Stiefvater vom Hof vertrieben, schließt sich der Junge Tonio del Moravia an, einem fahrenden Okkultisten. Daß dieser keine guten Absichten hat, wird Faustus schon bald klar, so daß er flieht und sich einer Gauklertruppe anschließt, mit der er eine Weile durch Italien fährt. Doch es geschieht etwas Schreckliches und Faust muß erneut fliehen, diesmal nach Heidelberg, wo er auch studiert. Aber immer noch kommt er nicht zur Ruhe und muß mit den Konsequenzen seiner eigenen Entscheidungen zu leben lernen. Fünfzehn Jahre später dann ruft ihn ein totgeglaubter Freund nach Nürnberg, wo er eine junge Frau aus dem Gefängnis befreien soll. Doch wieder ist Tonio nicht weit… Ich fand, das Buch war – wie alles, was ich bisher von Pötzsch gelesen habe – unheimlich unterhaltsam geschrieben, auch wenn es seine Längen hatte. Ein schöner, historischer Schmöker, von dem ich gern Teil 2 lesen werde. 4,5/5.
  • Arno Strobel: Mörderfinder – Die Macht des Täters (Max Bischoff 5). In Düsseldorf werden drei Leute brutal umgebracht, die Spur führt zu drei Studenten mit Gedächtnisverlust und bald leidet auch Max darunter. Spoiler: einen Polizisten als Täter hatten wir schon mal in der Max-Bischoff-Reihe, was nicht so einfallsreich ist. Daß aber eine Polizistin Menschen mittels pflanzlicher Drogen aus dem Urwald zu Zombies macht, die dann für sie andere Leute morden, ist so hanbüchen, plump und dumm, daß das definitiv mein letzter Fall dieses Ermittlers war. Alter Schwede, was für ein Schund! 1/5.
  • Murielle Rousseau: Die Cafés von Paris. Sachbuch mit fiktionalen Einsprengseln, aus der Bibliothek. Rousseau nimmt uns mit in ihre Lieblingscafés, erzählt von deren berühmten Gästen und Besonderheiten, von ihrer Gründung und Einrichtung und streut allerlei interessante und amüsante Begegnungen ein. Ein poetisches Buch, das schlimme Paris-Sehnsucht verursacht. Ich habe es absolut genossen ♥ 5/5.
  • Harald Meller und Kai Michel: Das Rätsel der Schamanin. Sachbuch, aus der Bibliothek. 1934 wurden im Kurpark von Bad Dürrberg in Sachsen-Anhalt zwei Skelette ausgegraben, von denen eines als Mann identifiziert wurde und dafür herhalten mußte, die Theorie vom „Urarier“ auf deutschem Grund zu untermauern. 2019 hat ein Team von Forschern unterschiedlicher Ausrichtungen die beide Skelette genauer untersucht und auch die Grabgrube noch einmal ausgegraben. Es zeigte sich, daß es sich beim erwachsenen Skelett um das einer Frau handelt. Anhand der Grabbeigaben und physiologischen Eigenheiten der Frau meinen die Forscher, rekonstruieren zu können, daß es sich um eine heilerisch tätige Frau gehandelt haben muß – eine Schamanin. Superspannend und sehr interessant, allerdings durch die vielen Wokismen etwas nervig zu lesen. Trotzdem 4,5/5.
  • Tess Gerritsen: Mutterherz. Thriller, aus der Bibliothek. Im aktuellsten Band der Rizzoli-Isles-Serie gibt es zwei Erzählstränge: einmal den, in dem Janes Mutter Angela ihre Nachbarn beobachtet und so zwei Geheimnissen auf die Spur kommt (eher cozy crime), und den, in dem ein junges Mädchen von einem Mann gestalkt wird (klassischer Ermittlerkrimi). Unterhaltsam geschrieben, aber weder besonders spannend noch raffiniert. Andere Teile der Serie haben mir besser gefallen. 3,5/5.
  • Sorita D’Este und Davind Ranking: Circle Of Fire. E-book, geschenkt bekommen. Die beiden Autoren geben einen allgemeinen Überblick über Wicca, dessen Rituale und Symbole. Nichts Neues, aber es blieben ein paar Fragezeichen 🙂 3/5.
  • Jennie Appel und Dirk Grosser: Urkraft des Nordens. Spiri, aus der Bibliothek. Die beiden Autoren versuchen, anhand der nordischen Götter- und Heldenmythen eine Spiritualität für die Neuzeit zu entwerfen. Gutes Anliegen, aber die Verklärung von Naturkontakt und dem Leben unserer Vorfahren ist für mich etwas zuviel des Guten gewesen. 2/5.
  • Caroline Maxelon: Schamanische Kraftobjekte aus der Natur – ihre Wirkung kennen, mit Ritualen die Seele stärken. Sachbuch, aus der Bibliothek. Maxelon gibt einen ausführlichen Überblick über schamanische Ritualgegenstände und versorgt den Leser auch mit vielen hilfreichen Tips für die Herstellung eigener Kraftobjekte. Stimmungsvolle Photos runden das Buch ab. 4,5/5.
  • Geert Mak: Amerika! Auf der Suche nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Reisebericht, Bibliothek. Mak und seine Frau haben 2010 die Route quer durch die USA abgeklappert, die Steinbeck für sein Buch „Die Reise mit Charley“ ebenfalls bereist hat. Das war auch der Grund, warum ich das Buch gelesen habe, denn Steinbecks Reisebericht hat mir sehr gut gefallen. Das Problem bei Maks Buch ist, daß er eine „eierlegende Wollmilchsau“ schaffen wollte: Reisebericht, Geschichte, Politik, Recherchen zu Steinbeck und noch so manches mehr hat er in 624 sehr klein gedruckte Seiten reingepackt und das war mir stellenweise einfach viel zu drög und langweilig. Insgesamt 4/5.
  • Llewellyn’s 2006 Magical Almanac. Artikelsammlung, Dachbodenfund. Bei meiner Aufräumaktion im letzten Jahr habe ich einige Bücher zu magischen Themen wiedergefunden und wollte ein bißchen reinlesen, um zu entscheiden, ob ich sie weggebe oder nicht. Nach der Lektüre des ersten Buchs denke ich: sweet but rubbish. Und ich weiß noch immer nicht, ob ich sie behalten soll oder nicht…. 3,5/5.
  • Joanne K. Rowling: Harry Potter en de vuurbeker. Roman, gebraucht gekauft. Wieder ein Potter, den mein Mann und ich uns gegenseitig vorgelesen haben. Jetzt, wo wir uns an die Satzstruktur gewöhnt haben, ist das Lesen schon sehr flüssig geworden. 5/5.
  • James Patterson & J.D. Barker: Der Federmörder. Thriller, aus der Bibliothek. Auf dieses Buch hatte ich mich riesig gefreut – und war dann einfach nur enttäuscht. Michael Fitzgerald findet in seiner Wohnung eine Tote in der Badewanne, woraufhin er verhaftet wird. Sein Anwalt verhilft ihm zur Flucht, nur daß er diesen Mann gar nicht kennt. Es schließt sich eine wilde Verfolgungsjagd quer durch die USA an, und bald kommen weitere Leichen dazu. Ist Michael ein Killer? Oder das Opfer eines skrupellosen Psychiaters, der ihn als Kind adoptiert hat? Und wer ist Mitchell, sein Bruder? Und dann ist da noch Megan, seine Schwester, die ihn begleitet. Achtung, SPoiler! Das, was man Patterson und Barker eigentlich gleich auf S. 100 (von 600) sagen möchte, ist: bitte, schreibt keinen weiteren Schund mehr über Menschen mit DIS. Aber natürlich schreiben sie es doch und am Ende wollte ich das Buch einfach nur in die Tonne kloppen 🙁 Da es spannend geschrieben ist und daher im Vergleich zu Büchern, denen ich dieses Jahr einen Stern gegeben habe, zumindest unterhaltsam ist, bekommt es 2/5.
  • Mieko Kawakami: Heaven. Roman, aus der Bibliothek. Der ich-Erzähler wird von seinen Mitschülern gemobbt, genau wie seine Klassenkameradin Kojima. Diese beginnt, ihm Briefe zu schreiben, und so freunden sie sich an. Die Mobmer mobben fröhlich weiter, dem ich-Erzähler erklärt einer von ihnen, daß es eigentlich nur um Machtausübung geht und nichts Persönliches ist, am Ende knallt Kojima irgendwie durch und das war’s. Möglich, daß ich mal wieder verborgene Ebenen des Textes nicht verstehe, aber ich fand’s eigentlich nur langweilig und überflüssig. 2/5.
  • Jeremy Narby: Die kosmische Schlange – Auf den Pfaden der Schamanen zu den Ursprüngen modernen Wissens. Sachbuch, aus der Bibliothek. Von seiner Feldforschung im westlichen Amazonasgebiet angeregt, geht Narby der These nach, daß Schamanen durch die Einnahme von Halluzinogenen direkten Zugang zum Wissen der DNS haben. In diesem Zusammenhang untersucht er auch die Schöpferschlangen, die weltweit von indigenen Kulturen dokumentiert sind. Interessant, aber ich weiß nicht, inwiefern ich seine Thesen schlüssig finde. 4/5.

Gelesene Bücher im Oktober 2022

  • Wolfgang Büscher: Hartland – zu Fuß durch Amerika. Reisebericht, aus der Bibliothek. Büscher hat die USA entlang ihrer Mittelachse von Nord nach Süd durchwandert und schreibt über seine Begegnungen mit Mensch, Natur und Geschichte. Der Reisebericht setzt sich folgerichtig aus Streiflichtern zusammen, ist daher sehr kurzweilig zu lesen. Überhaupt hat mir sein Stil gut gefallen. Ich hätte nur nicht unbedingt soviel über Indianer lesen müssen. 4/5.
  • Bernd Siggelkow und Wolfgang Büscher: Ein warmes Essen und ganz viel Liebe – Hoffnungsgeschichten aus 20 Jahren Arche. Sachbuch, aus der Bibliothek. Die Arche ist eine christlich-soziale Einrichtung, die vor allem für Kinder und Familien da ist und sie mit warmem Essen, Freizeitangeboten und konkreten Hilfen im Notfall versorgt. In dem Buch sind Geschichten aus dem Alltag in der Arche zusammengetragen worden, teilweise berührend, zum Großteil jedoch ganz schön erschütternd. 4/5.
  • Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise. Kostenloses e-Book. Habe ich zuletzt in meiner Schulzeit gelesen, aber mein Urteil ist heute nicht anders als damals: die Aussage des Dramas ist von ungebrochener Aktualität, aber die Lektüre ist dennoch nicht eben ein Genuß 😉 2/5.
  • Jacques Poulin: Volkswagen Blues. Roman, aus der Bibliothek. Jack, ein Schriftsteller, trifft bei der Suche nach seinem verschollenen Bruder Théo auf die Große Heuschrecke, eine Halbindianerin. Gemeinsam mit deren Kater macht er sich in seinem VW Bulli zu einer Reise auf, die sie quer durch die USA bis nach San Francisco führt. Obwohl das Buch schön geschrieben ist und die Protagonisten freundlich miteinander umgehen, bin ich weder mit ihnen noch mit der Geschichte so ganz warm geworden. 4/5.
  • Joanne K. Rowling: Harry Potter en de gevangene van Azkaban. Roman, gebraucht gekauft. Wieder ein Buch, das mein Mann und ich uns gegenseitig vorgelesen haben. 4,5/5.
  • Arno Strobel: Mörderfinder – Die Spur der Mädchen (Max Bischoff 4). Thriller, aus der Bibliothek. Max, der inzwischen als Dozent an der Uni arbeitet, wird von Herrn Benz engagiert. Dessen Tochter Leni ist vor sechs Jahren spurlos verschwunden, doch nun tauchen Sachen aus ihrem Besitz bei ihm auf. Es zeigt sich, daß der Fall Leni mit denen anderer verschwundener Mädchen zusammenhängt… Ich würde sagen, das war ein Buch nach dem klassischen Strobel-Strickmuster. Wenn an einer bestimmten Stelle Personen auftauchen, sind sie jedesmal die Täter – die Auflösung war also wenig überraschend. Trotzdem spannend geschrieben und nett für zwischendurch. 3/5.
  • Berndt Haselhold: Kochen bei Stromausfall. E-Book, umsonst erhalten. Haselhold stellt in seinem Buch Rezepte für den Dutch Oven, den Grill, den Campingkocher und das offene Feuer vor. Es gibt einen kurzen Einführungsteil zu Vorratshaltung und Haltbarmachung. Die Rezepte sind wohl eher nichts für die schlanke Linie oder für Veganer 🙂 3,5/5.
  • Gloria Traub: Meine Katze hat Durchfall. Sachbuch, kostenlos bekommen. Da eine unserer Katzen immer mal wieder mit Durchfall zu tun hat, der Tierarzt aber nichts finden kann, habe ich das Büchlein gelesen. Sehr informativ, aber leider konnte ich nichts finden, was wir noch nicht probiert haben. 3,5/5.
  • Robert Steinhauser: Hagendorf – Ein Söldner im Dreißigjährigen Krieg. Roman, geschenkt bekommen. Die Handlung des Romans umspannt die Jahre 1623 bis 1648. Wir begleiten den Sachsen Peter Hagendorf, der sich, nachdem der Vater dem Zweitgeborenen statt ihm die Mühle vererbt hat, als Söldner auf Seiten der Katholiken im Dreißigjährigen Krieg verdingt. Lange Märsche, eiskalte Winter, schwere Krankheiten und Verletzungen, die Pest, der Glauben an einen strafenden Gott und eine hohe Kindersterblichkeit sind Dinge, mit denen Peter immer wieder konfrontiert wird, doch er findet auch seine große Liebe, Kameradschaft und den Mut, noch einmal neu anzufangen, nachdem der Westfälische Frieden 1648 unterzeichnet wurde. Spannend geschrieben, extrem gut recherchiert. 4/5.
  • abgebrochen auf S. 111: Najem Wali: Bagdad – Erinnerungen an eine Weltstadt. Autobiographie, aus der Bibliothek. Wali ist im Irak aufgewachsen und hat in Bagdad studiert, von wo er 1980 nach Deutschland geflohen ist. Laut Klappentext will er in seinem Buch die Geschichte des durch die Diktatur und den Krieg verlorenen Bagdads erzählen. Klingt ja erstmal sehr spannend. Aber er schreibt leider völlig langweilig, belanglos und wirr. So werden z.B. unzählige arabische Namen eingestreut, die leider nie wieder aufgegriffen werden, was das Ganze schwer lesbar macht (und mir ist auch egal, wie der Neffe der Putzfrau des Postboten von seiner Nachbarin heißt!). Für ein politisches Buch ist es zu schwafelig, für ein Geschichtsbuch zu ungenau und für eine Autobiographie zu langweilig. 1/5.

Gelesene Bücher im September 2022

  • Luciano Rezzolla: Die unwiderstehliche Anziehungskraft der Schwerkraft. Sachbuch, aus der Bibliothek. Rezzolla, der an der Uni Frankfurt/Main Astrophysik lehrt, hat mit diesem Buch den Versuch unternommen, relativ (hahaha, Physikwitz!) einfach zu erklären, was Raumzeit ist, warum und wodurch sie gekrümmt werden kann, was Neutronensterne sind, wie schwarze Löcher entstehen und warum Gravitationswellen so schwierig zu messen sind. Mit einem internationalen Team von Wissenschaftlern ist ihm 2019 außerdem geglückt, ein Foto von einem schwarzen Loch zu machen, worauf er ebenfalls ausführlich eingeht. Es passiert mir nicht oft, daß mir Sachbücher einen Knoten ins Hirn machen, aber das hat dieses Buch ohne Probleme geschafft 😉 Mathe und Physik waren nie meine starken Fächer und insbesondere die mathematischen Erklärungen blieben für mich böhmische Dörfer. Da Rezzolla allerdings sehr unterhaltsam schreibt, war das Buch dennoch ein Genuß und ich habe viel gelernt. 4,5/5.
  • Arno Strobel: Die App. Thriller, aus der Bibliothek. In Hamburg werden mehrere Menschen entführt, die ihre Häuser zu „Smart Homes“ aufgerüstet haben – so auch die Verlobte eines Arztes. Dieser macht sich daraufhin selbst auf die Suche. Die Geschichte ist routiniert geschrieben, schnell zu lesen und bietet keine Überraschungen. 2/5.
  • Rick Yancey: Der Monstrumologe. Roman, gebraucht gekauft. Doktor Warthrop und seinem 12jährigen Assistenten Will Henry wird mitten in der Nacht von einem Grabräuber die Leiche eines jungen Mädchens angeliefert, an die sich ein Anthropophage – ein Menschenfresser – klammert. Will, aus dessen Sicht der Roman erzählt wird, berichtet von der Suche nach dem Ursprung der Anthropophagenpopulation in New Jerusalem und vom Kampf der Menschen gegen diese Monster. Düster, blutig, alptraumhaft und stark triggernd. Ein „schönes“ Buch ist es nicht und mir fiel die Bewertung schwer, aber im Kontext der anderen Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe, bekommt es 4/5.
  • Simon Beckett: Die Verlorenen. Thriller, aus der Bibliothek. Zehn Jahre ist es her, daß Theo, der Sohn des Polizisten Jonah, unter mysteriösen Umständen verschwand. Seither hat er auch keinerlei Kontakt mehr zu seinem ehemals besten Freund Gavin gehabt, der ihn nun anruft und um seine Hilfe bittet. Doch als Jonah am verabredeten Treffpunkt auftaucht, findet er drei Leichen – unter anderem die von Gavin – und wird selbst schwer verletzt. Kurz nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus und noch immer gehandicapt macht sich Jonah auf die Suche nach dem Mörder und muß feststellen, daß nichts so ist, wie er geglaubt hat. Routiniert geschrieben, daher aber auch vorhersehbar. Jonah ist leider total doof und trifft ständig nur dumme Entscheidungen – irgendwie kein so geglückter Anfang einer neuen Serie. 2/5.
  • Klaus Erfmeyer: Das Tribunal. Krimi, aus dem Bücherschrank. Zwei Anwälte, ein Richter und ihre Frauen werden unter einem Vorwand in das Dortmunder Bunkersystem in der Innenstadt gelockt und dort festgehalten: ihr Entführer verlangt, daß sie einem der Anwälte den Prozeß machen. So weit, so spannend. Leider endet die Handlung im Bunker nach ungefähr der Hälfte schlagartig, und der Rest ist eigentlich nur noch verschwurbelter, langweiliger Kram. Die Auflösung hat mir auch gar nicht gefallen, daher nur 3/5.
  • Thomas Herzberg: Ausgerechnet Sylt. E-Book, geschenkt bekommen. Hauptkommissarin Hannah und ihr Kollege Ole ermitteln in ihrem ersten Fall zum Tod eines Notars, der im Autozug nach Westerland erschossen wurde. Die Geschichte war sehr kurzweilig und unterhaltsam, aber es fehlte mir der Tiefgang. 3,5/5.
  • Joanne K. Rowling: Harry Potter en de steen der wijzen. Roman, gebraucht gekauft. Die Geschichte war bereits bekannt, daher konnten wir uns auf das Lesen und Verstehen konzentrieren. Hat richtig gut geklappt und macht auch immer noch viel Spaß 🙂 5/5.
  • Jeffery Deaver: Tödliche Lieferung. Short Thriller, vor einigen Jahren gekauft. Sachs und Rhyme ermitteln in einem Fall von Waffenschmuggel. Typische Geschichte um die beiden in dem Setting, das für sie am besten funktioniert: New York City. 4/5
  • Kurt Jahn-Nottebohm: Dunkelkammer. Kostenloses E-book. In Mülheim an der Ruhr wird ein junges Paar in seiner Wohnung tot aufgefunden. Hauptkommissar Frank Wallert und sein Team ermitteln. Ein klassischer Krimi, der mit einem überraschenden Ende aufwartet. Hat mich gut unterhalten und war einfach zu lesen. 3,5/5.
  • Rick Yancey: Der Monstrumologe und der Fluch des Wendigo. Roman, gebraucht gekauft. Doktor Warthrop und sein 12-jähriger Assistent Will Henry brechen nach Kanada auf, um einen Freund des Doktors zu suchen. Schon auf ihrem Weg in ein abgelegenes Lager von Eingeborenen finden sie eine grausam verstümmelte Leiche; der Rückweg mit besagtem Freund gestaltet sich sehr schwierig, weil dieser nicht mehr menschlich ist. Warthrop weigert sich, in ihm den Wendigo zu sehen, auch wenn sein Verhalten stark annehmen läßt, daß er nichts Menschliches mehr in sich trägt. Die Situation spitzt sich zu, als sie New York erreichen… Der zweite Teil der Reihe hat mir eigentlich besser gefallen als der erste Teil, doch insgesamt fehlt mir etwas Liebenswertes, etwas Nettes. Im Grunde steigt man als Leser in die Kloake menschlichen Seins und Handelns ab, garniert mit viel Grausamkeit und Blut. Schade insofern, als daß Yancey wirklich fesselnd zu schreiben vermag – aber es reicht nicht, um mehr von ihm zu lesen. 4/5.
  • Arno Strobel: Tiefe Narbe. Thriller, aus der Bibliothek. Max Bischoff und sein Partner suchen in Düsseldorf nach einem Serienmörder, der junge Frauen ausbluten läßt und es offenbar außerdem auf einen Journalisten abgesehen hat. Die Story ist denkbar simpel gestrickt, der Kreis der möglichen Täter begrenzt und – Spoiler! – natürlich wird die neue Freundin des Ermittlers auch prompt entführt. Gähn. Strobel kann schreiben, aber seine Plots sind schon sehr einfach. Schade drum, ich würde gern mal was Intelligentes von ihm lesen. So reicht es nur zu seichter Unterhaltung. 2/5.
  • Arno Strobel: Kalte Angst (Max Bischoff 2). Thriller, aus der Bibliothek. In Düsseldorf treibt ein als Fliege verkleideter Serienmörder sein Unwesen. Ausgerechnet ein Patient einer geschlossenen psychiatrischen Klinik scheint den Ermittlern Hinweise geben zu können, doch sollen sie sich darauf einlassen? Dieser Thriller hat mir besser gefallen als der erste Teil der Serie, aber man kommt trotzdem recht einfach darauf, wer der Täter ist. 3/5.
  • Arno Strobel: Toter Schrei (Max Bischoff 3). Thriller, aus der Bibliothek. Max‘ Schwester Kirsten wird entführt und der Entführer schafft es, es so aussehen zu lassen, als habe Max eine Kollegin getötet. Auf der Flucht erhält er nur Hilfe von einem Kollegen aus Köln und der Ex-Freundin eines Mörders… Leider ist der gesamte Plot völlig vorhersehbar, insbesondere deswegen weil man bei der Begründung für die Taten der Bösewichte bei Strobels Romanen stets alles einsetzen kann, was man gerade möchte, von totaler Bekloppung bis hin zu Beziehungstat paßt immer alles. Was mich insbesondere frustriert, ist, wenn der Verfasser sich nicht verkneifen kann, seinen Ermittler als Jahrsgangsbesten oder gar Hochintelligenten hinzustellen, dieser aber Dinge tut, die kein Hochbegabter je tun würde, und sich durch ein höchst unflexibles Denken auszeichnet, was auch nicht hochintelligent ist. Für mich war die ganze Geschichte völlig durchschaubar und daher gibt’s nur 1/5.

Gelesene Bücher im August 2022

  • Stephen King: Das Institut. Roman, aus der Bibliothek. In Maine gibt es ein Institut, das Kinder entführt und zu politischen Zwecken mißbraucht und foltert. Luke, ein hochintelligenter Junge, schafft es zusammen mit den anderen Kindern und einer handvoll Polizisten, alles auffliegen zu lassen. Obwohl King gut schreibt, ist das Buch einfach totlangweilig und völlig belanglos. Die Handlung plätschert nach Schema F dahin, es gibt nicht einmal Bösewichte, die es ernst meinen. Die Auflösung ist so richtig blöd – Spoiler! Die Kinder werden dafür eingesetzt, Menschen, von denen Wahrsager behaupten, sie werden in der Zukunft einen Atomkrieg auslösen, telepathisch zu töten. Mhm, ist klar – das macht auch viel mehr Sinn, als einen Killer zu schicken, der den Job ohne Aufsehen zu erregen mit einem Schuß zwischen die Augen löst, zumal die Kinder nach ein paar Einsätzen sterben und ihre Familien auch getötet werden, was eine Menge Aufmerksamkeit auf sich zieht. Dazu kommt, daß dieser Schinken fast 800 Seiten umfaßt und damit locker 500 zu lang ist. Mann ey. Ich wußte direkt wieder, wieso mein letzter King fast 30 Jahre her ist. Saudumm und überflüssig. Für die gute Schreibe und das hervorragende Lektorat gibt’s einen Stern extra, also insgesamt 2/5.
  • John Steinbeck: Meine Reise mit Charley. Reisebericht, aus der Bibliothek. 1960 bricht Steinbeck zusammen mit seinem Hund Charley in einem Camper zu einer elfwöchigen Rundreise durch die USA auf: von New York fährt er westwärts nach Seattle, dann nach Salinas, von dort aus über Texas und Louisiana ostwärts und zuletzt an der Ostküste entlang nach New York City zurück. Sein Ziel: er möchte nicht nur das Land sehen, sondern auch inkognito mit den Menschen sprechen, um zu ergründen, wie es um Amerika bestellt ist. Er führt daher keine Interviews, sondern beobachtet lediglich und hält fest, welche zufälligen Begegnungen er hat. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, humorvoll, traurig, nachdenklich – da ist alles dabei. 4,5/5.
  • Ray Bradbury: Halloween. Roman, aus der Bibliothek. An einem Halloween-Abend machen acht Jungen eine Reise zu den Ursprüngen dieses Fests, vom Totenkult der Ägypter zum Gott Samhain der Druiden, von den Hexenbrennungen in Europa zum Día de los muertos in Mexiko. Ihr Reiseführer, Mr. Downground, ist der Tod, und einer aus ihrer Gruppe steht in dieser Nacht selbst an der Schwelle des Todes… Ich kann mir vorstellen, daß sich das Buch auch prima zum Vorlesen für ältere Kinder (so ab 10) eignet, ich jedenfalls habe es gern gelesen. 4,5/5.
  • Ulrich Kienzle: Tödlich naher Osten. Sachbuch, aus der Bibliothek. Kienzle beschreibt in aller Kürze die politische Situation in einigen Ländern des Nahen Ostens, wie z.B. des Irak, Ägyptens und Libyens; desweiteren befaßt er sich mit den Kurden und dem IS. Nach jedem Kapitel folgt ein Interview mit einer Person aus dem entsprechenden Land, die nach Deutschland geflüchtet ist. Ich glaube, die Kurzzusammenfassung lautet: der Nahe Osten ist eine Latrine und es wird niemals sowas wie Frieden oder ein geordnetes Leben dort geben, weil das irgendwie auch keiner will und der Islam sowas von überhaupt nicht hilfreich dabei ist. Wer Fakten zum Thema sucht, ist hier gut bedient. Wer Hoffnung sucht, nicht. 4,5/5.
  • Susanna Partsch: Wer klaute die Mona Lisa? Sachbuch, aus der Bibliothek. Partsch beleuchtet das relativ neue Phänomen des Kunstdiebstahls von unterschiedlichen Seiten und gibt Einblick in die Fragen danach, welche Motive die Täter haben, ob es tatsächlich so oft wie in Filmen dargestellt einen Auftraggeber im Hintergrund gibt und wie es dazu kommen konnte, daß mit gestohlenen Kunstwerken Lösegeld erpreßt werden kann. Zahlreiche Beispiele zu gestohlener und zum Teil wieder aufgetauchter Kunst runden das Buch ab. Eigentlich ein sehr spannendes Thema, das hier leider viel zu drög behandelt wird. 3/5.
  • Julia Kreuzer: Gelattoria. Roman, geschenkt bekommen. Der Roman spielt im 18. Jahrhundert in Venedig, wo die Sprößlinge reicher Familien vor allem eins wichtig finden: wer wen heiratet. Die eigentliche Geschichte kommt dabei irgendwie sehr kurz – eigentlich geht es nämlich um eine Gelateria, die erst dann vererbt werden kann, nachdem eine Ehe geschlossen wurde, und dann gibt es auch noch einen mysteriösen Maskenmann und einen handfesten Betrüger. Ich fand die Geschichte leider sehr wirr und belanglos, zudem war die schlecht geschrieben (ich habe insgesamt rund 200 Fehler gezählt, wobei ich einen Fehler, der sich ständig wiederholt hat, nur ein einziges Mal gezählt habe…auf 317 Seiten verteilt spricht das schon für nicht so sorgfältige Arbeit am Buch). 1/5.
  • Joanne K. Rowling: Harry Potter en de Geheime Kamer. Roman, aus dem Bücherschrank. Über das Buch brauche ich wohl nichts mehr schreiben 🙂 Mein Mann und ich haben es uns gegenseitig vorgelesen, was uns beiden richtig Spaß gemacht hat. 5/5.

Gelesene Bücher im Juli 2022

  • J.D. Vance: Hillbilly-Elegie. Autobiographie, aus der Bibliothek. Vance wuchs als Sohn einer drogensüchtigen Mutter und deren ständig wechselnden Partner in der Arbeiterschicht im ländlichen Ohio auf (seine Familie stammt ursprünglich aus Kentucky, weswegen sie sich selbst als Hillbilly-Familie definiert). Frühe und viele Schwangerschaften, Drogen- und Alkoholsucht, Gewalt, Vernachlässigung und schlechte Bildung sind in diesem Milieu an der Tagesordnung, und doch schafft Vance es, nach seinem High School Abschluß und vier Jahren bei den Marines, in Yale Jura zu studieren und sich selbst so den sozialen Aufstieg zu ermöglichen. Er schildert in dem Buch sein Leben und welche Faktoren ihm geholfen haben, nicht dieselben Fehler zu begehen wie viele Menschen seiner Herkunftsfamilie und seines Umfelds: einerseits eine Handvoll Menschen, die unerschütterlich zu ihm standen, andererseits aber auch harte Arbeit und Entschlossenheit. Das Buch strotzt nur so vor amerikanischem Gedankengut und war daher für mich ein wenig skurril zu lesen. Da mich aber andere Bücher dieses Jahr (u.a. „Fremd in ihrem Land“ Arlie Hochschild Russell, das ich im Mai gelesen habe) schon auf das Mindset der weißen Unterschicht Amerikas eingeschwungen haben, wußte ich schon ungefähr, was auf mich zukommen würde. Sehr langatmig und daher für mich auch etwas langweilig. 3/5.
  • Astrid Fritz: Die Vagabundin. Historischer Roman, im Bücherschrank gefunden. 1561: Eva entflieht ihrem gewalttätigen Stiefvater zusammen mit ihrem kleinen Bruder. Bettelnd und stehlend schlagen sie sich durch, bis Eva auf die Idee kommt, sich als Schneidergeselle Adam zu verkleiden. Im Laufe der Zeit bringt sie es zu einigem Ansehen und verlobt sich sogar mit einer Frau, doch ihr Mummenschanz fliegt auf und sie wird hingerichtet. Für meinen Geschmack war das Buch zu pessimistisch und rund 150-200 Seiten zu lang. 3,5/5.
  • Matthew Pearl: Der Dante Club. Kriminalroman, gebraucht gekauft. Ende des 19. Jahrhunderts arbeitet ein Kreis von Dichtern und Denkern im Dunstkreis von Harvard an der ersten us-amerikanischen Übersetzung von Dantes Göttlicher Komödie. Da geschehen bestialische Morde und die Professoren und Dichter finden heraus, daß die Strafen, die Dante in seinem Werk schildert, als Inspiration für die Mordmethoden hergehalten haben. Sie beschließen, auf eigene Faust zu ermitteln. Insgesamt liest sich der Roman etwas zäh, was vor allem daran liegt, daß Pearl versucht hat, eine Unmenge an Hintergrundwissen über den Amerikanischen Bürgerkrieg, Dante, Boston und Cambridge und seine an historische Persönlichkeiten angelehnte Figuren unterzubringen. Nach den ersten 100 Seiten löst sich der Knoten ein wenig und dann wird die Erzählung auch wirklich spannend. Ich persönlich fand nur, daß die Auflösung etwas zu früh und auch zu unspektakulär geschieht – da hätte ich mir etwas mehr Haken und Ösen gewünscht. Insgesamt 4/5.
  • Chris Fitch und Matthew Young: Subterranea – Die geheimnisvolle Welt unter der Erde. Sachbuch, aus der Bibliothek. Die beiden Autoren gewähren Einsicht in weitverzweigte Höhlensysteme, in Kavernen, die mit giftigen Dämpfen gefüllt sind, in Fluchttunnel und Bunker, in Lagerstätten für Saatgut und Eisbohrkerne, in Massengräber und moderne Bestattungszentren, in stillgelegte U-Bahn-Tunnel, ganze Untertage-Städte und allerlei andere unterirdische Orte mehr. Fotos und detaillierte Karten runden das Buch ab. Hat mir total gut gefallen! 4,5/5.
  • Silke Urbanski und Michael Siefener: Totentanz. Historischer Kriminalroman, gebraucht gekauft. 1466, Lübeck: Bernt Notke ist vom Stadtrat beauftragt worden, den Lübecker Totentanz in der Marienkirche zu malen. Kaum hat er die ersten Bilder fertiggestellt, werden in der Stadt mehrere Menschen ermordet, die den Figuren auf den Bildern sehr ähnlich sehen. Hat Notke etwa den Teufel in die Hansestadt gebracht? Zeitgleich muß sich Jordan, der Sohn eines reichen Kaufmanns, zwischen einem gemachten Nest und seinem Lebensglück als Maler an der Seite der Marzipanbäckerin Lucia entscheiden, die gerade ihre beiden Schwestern verloren hat… Klassischer Krimi, der mich insbesondere deswegen angesprochen hat, weil mich die Marienkirche und ihre Geschichte seit gut 25 Jahren beschäftigt und ich Lübeck immer sehr gern besucht habe. Stimmungsvoll, aber nicht besonders raffiniert konstruiert, daher 3,5/5.
  • Jesper Nyström: Planet der Pilze. Sachbuch, aus der Bibliothek. Nyström erzählt von versteinerten Pilzen aus dem Erdinneren, die darauf schließen lassen, daß man auch im Gestein des Mars Pilzversteinerungen finden könnte, von Mykorhizzae in den Wäldern und dem Verhältnis zwischen Pilzen und Bäumen, von Pilzen, die industriell genutzt werden und solchen, die wir Menschen vielleicht in Zukunft nutzen werden. Abgerundet wird das Buch von vielen interessanten Photos. Das Buch ist informativ, aber nicht wissenschaftlich geschrieben. Wer einen ersten Einblick in das Thema sucht, ist hier gut beraten, mir persönlich gefiel „Verwobenes Leben“ von Merlin Sheldrake allerdings besser. 4/5.
  • Neil Ansell: Tief im Land. Nature Writing, aus der Bibliothek. Nach intensiver Reisetätigkeit beschließt Ansell, fünf Jahre allein in einem einsam gelegenen Cottage in Wales zu verbringen. Er berichtet von seinen Arbeiten im und am Haus, von seinen Begegnungen mit Vögeln und anderen Tieren und seinen Wanderungen. Was ich besonders interessant fand, war die Aussage, daß er selbst erwartet hatte, in dieser Zeit viel Gelegenheit zum Reflektieren zu haben, daß er aber stattdessen das Gefühl hatte, sein Selbst zu verlieren. Mir hat das Buch deutlich besser gefallen als die beiden von John Lewis-Stempel, die ich im Juni gelesen habe. 4/5.
  • Ronald Gerste: Wie das Wetter Geschichte macht – Katastrophen und Klimawandel von der Antike bis heute. Sachbuch, aus der Bibliothek. Gerste gibt in seinem Buch zahlreiche Beispiele dafür, wie das Wetter bzw. Wetterphänomene die Geschichte beeinflußt haben: ob nun das Scheitern Napoleons bei der Invasion Rußlands oder bei Waterloo, die Befreiung der us-amerikanischen Geiseln im Iran 1980, das „Jahr ohne Sommer“ nach dem Ausbruch des Vulkans Tambora im Jahr 1816 oder das fehlgeschlagene Attentat auf Hitler im November 1939 – das Wetter pfuscht nicht nur in die Politik hinein, es inspiriert Menschen auch zu Kunst und Literatur (wie etwa Turners Bilder oder auch Shelleys Frankenstein), hat großen Einfluß auf unsere Lebenserwartung und kann zum Enstehen und Vergehen von Nationen führen. Informativ und gut zu lesen. 4/5.
  • Jacob Ross: Die Knochenleser. Krimi, aus der Bibliothek. Michael „Digger“ Digson wird von einem Polizisten, der bald in Pension geht, in den Polizeidienst aufgenommen. Er darf sogar nach England fliegen und dort eine forensische Ausbildung durchlaufen. Zurück auf Camaho, einer offenbar fiktiven Insel der Kleinen Antillen, widmet sich Digger zusammen mit der Tochter seines Vorgesetzten einem Cold Case: vor einigen Jahren verschwand ein junger Mann spurlos, doch es stellt sich heraus, daß er nicht der einzige ist. Die Spur führt zu einer sektenartig organisierten Gemeinde… Eigentlich handelt es sich hierbei um einen absolut durchschnittlichen Krimi, doch daß er in einem Milieu spielt, von dem zumindest ich noch nicht viel gehört habe, macht ihn durchaus interessant. Sehr schnell zu lesen, obwohl mich die Slangsprache etwas genervt hat. 3,5/5.
  • Agnès Poirier: Notre Dame – Die Seele Frankreichs. Sachbuch, aus der Bibliothek. Poirier schildert den Brand von Notre Dame und geht dann auf einzelne  ihrer 850jährigen Geschichte ein, wie etwa die Grundsteinlegung, ihr Schicksal nach dem Sturm der Bastille, Napoleons Krönung, ihre umfassende Sanierung unter Eugène Viollet-le-Duc und ihre Bedeutung für Charles de Gaulle. Mir war das Buch etwas zu knapp und leider ließ es auch viele interessante Aspekte außen vor. Dazu muß man den französischen Nationalstolz, der hier und da recht schwülstig aus den Seiten trieft, überlesen können. 4/5.
  • Jochen Dieckmann: Ferner Osten auf der Überholspur. Reisebericht, aus der Bibliothek. Dieckmann fährt zusammen mit seinem Neffen im Camper auf der neuen Seidenstraße von Wuppertal nach China (und eigentlich noch weiter über Laos irgendwo ans Meer). Solche Berichte lese ich normalerweise sehr gern, aber leider erschöpft sich dieser in ellenlangen und schnarchlangweiligen Schilderungen von Pannen und Problemen mit diversen Behörden. Landschaftsbeschreibungen werden knapp eingestreut, weswegen beim Leser keine Reisestimmung aufkommen mag, und Dieckmann hat auch immer viel zu meckern. Zudem hat das Buch ein richtig schlechtes Lektorat gehabt, wenn überhaupt – es gibt sehr viele Rechtschreibfehler und die Landesinfos, die eigentlich zu Beginn eines Abschnitts stehen, wurden auch schon mal vergessen. War nicht mein Fall. 2/5.

Gelesene Bücher im Juni 2022

  • Ha Jin: Nanking Requiem. Roman, aus der Bibliothek. Die fiktive ich-Erzählerin Anling berichtet über die Ereignisse in Nanking während der zweiten Kriegs zwischen Japan und China in den Jahren 1937-41, wo sie am Jinling-Mädchencollege unter der amerikanischen Missionarin Minnie Vautrin (eine historische Figur) arbeitet und hilft, rund 10.000 Flüchtlinge zu versorgen. Der Autor hat das Buch auf Basis von Vautrins Tagebüchern und anderen Berichten von Zeitzeugen verfaßt, aber leider hat er es nicht geschafft, das Grauen von Nanking anschaulich zu beschreiben. Der Erzählstil ist eindimensional und das Buch daher leider echt langweilig. 2/5.
  • C.K. McDonnell: The Stranger Times. Roman, aus der Bibliothek. Nach einer furchtbaren Trennung sucht Hannah nun einen neuen Job. Da sie ungelernt ist, bleibt ihr nur die Möglichkeit, einen Posten bei The Stranger Times anzunehmen, einer Zeitung, die all die Nachrichten bringt, die kein seriöses Blatt veröffentlichen würde: Zombies, Vampire, Außerirdische, … Leider stellt sich aber heraus, daß diese Meldungen durchaus Hand und Fuß haben. Ganz nett, aber da ich Fantasy nicht so gern mag, bekommt es nur 3/5.
  • Kamo, Chōmei: Aufzeichnungen aus meiner Hütte. Philosophische Schrift, aus der Bibliothek. Im 12. Jahrhundert wendet sich Kamo vom höfischen Leben ab, als ihm klar wird, daß er dort keinerlei Karriere machen wird. Mit ungefähr 60 Jahren baut er sich eine kleine Hütte im Wald und lebt fortan im Sinne Buddhas abgekehrt von Anhaftungen und Beziehungen. Ohne das Nachwort hätte ich wohl nur die Hälfte verstanden 🙂 3/5.
  • John Lewis-Stempel: Im Wald. Tagebuch, aus der Bibliothek. Lewis-Stempel hat drei Jahre lang einen Hof samt Wald in Herefordshire bewirtschaftet und berichtet in dem Buch minutiös über sein letztes Jahr dort, über den Wechsel der Jahreszeiten, die zu verrichtenden Arbeiten, über Bäume, Sträucher und alle Tiere, denen er begegnet. Eigentlich sehr schön, aber im Grunde recht belanglos. 3/5.
  • Oliver Pötzsch: Das Mädchen und der Totengräber (Leopold von Herzfeldt 2). Roman, aus der Bibliothek. Im zweiten Fall, den Inspektor Leopold von Herzfeldt in Wien lösen muß, geht es gruselig zu: ein bekannter Professor wird mumifiziert aufgefunden, ein Geist frißt einen Tierpfleger im Löwengehege des Tierparks und ein Serienmörder kastriert junge, schöne Männer, zerstückelt sie und entsorgt sie in der Kanalisation. Natürlich hängen die Fälle zusammen, aber sie Sache ist verzwickt. Dazu kommt, daß Herzfeldt und seine Freundin Julia eine Krise haben, und der Inspektor sich zwischen Schein und Sein entscheiden muß. Auch der Totengräber Augustin Rothmayer und seine Ziehtochter Anna sind wieder mit von der Partie. Hat mir genauso gut gefallen wie der erste Teil der Reihe, allerdings hätte man einen der Täter wahrscheinlich deutlich schneller und mit weniger Umwegen fassen können, wenn man überlegt hätte, wer denn Zugang zum Löwenkäfig gehabt hätte 😉 4,5/5.
  • Cheryl Strayed: Der große Trip. Reisebericht, aus der Bibliothek. 1995, mit 26 Jahren, geht Cheryl einen Teil des Pacific Crest Trail von Kalifornien nach Oregon, um den Tod ihrer Mutter und eine gescheiterte Ehe zu verarbeiten. Sie schreibt von den Strapazen des Trail, von den Menschen, denen sie dort begegnet, und viel Autobiographisches. Genau das hat mich ein wenig gelangweilt, insbesondere weil sie sehr oft schmerzhaft naiv und verantwortungslos ist und viele Menschen in ihrem direkten Umfeld einfach nur durch Wurschtigkeit glänzen. 3,5/5.
  • John Lewis-Stempel: Ein Stück Land. Sachbuch, aus der Bibliothek. Der Autor schildert hier – ähnlich wie in seinem anderen Buch, das ich diesen Monat gelesen habe – das Leben auf dem Hof, den er mit seiner Familie bewirtschaftet. Er erzählt von den Zucht- und Wildtieren, von den anfallenden Arbeiten, von seinen Naturbeobachtungen, dem Wetter und ein paar Menschen, denen er begegnet. Alles in allem zwar stimmungsvoll, für mich aber eigentlich ohne Mehrwert. 3/5.
  • Katja Hübner: Okay, danke, ciao. Sachbuch, aus der Bibliothek. In ihrer Nachbarschaft fällt Hübner der Obdachlose Marc auf, der an einer Psychose leidet. Im Laufe von vielen Monaten freunden sich die beiden an und Marc kann allmählich Hilfe annehmen und so sein Leben Stück für Stück stabilisieren. Ist bestimmt ein wichtiges Buch, insbesondere weil dieser Bericht aufzeigt, wo die Schwachstellen der psychiatrischen Versorgung in Deutschland liegen, allerdings fand ich es nicht besonders interessant geschrieben. 3,5/5.
  • Ralf H. Dorweiler: Der Pakt der Flößer. Historischer Roman, aus der Bibliothek. Die Wolfacher Schiffer bekommen einen Großauftrag von einem Händler aus Amsterdam: sollte es ihnen gelingen, eine riesige Menge Holz bis zu einem bestimmten Datum nach Amsterdam zu flößen, so sollen sie neben dem guten Preis für ihr Holz auch noch eine Prämie erhalten. Der Auftrag jedoch spaltet die Schifferschaft, zumal es ein großes Risiko gibt, denn der Auftraggeber hat zeitgleich eine Schifferschaft aus dem Elsaß mit denselben Vertragsbedingungen geködert. Zwischen den beiden Gruppen entbrennt ein erbitterter Kampf, bei dem auch spioniert und sabotiert wird. Es stellt sich jedoch heraus, daß die größte Gefahr gar nicht von den Flößern ausgeht, sondern von einem ihrer Passagiere, dessen Auftrag etwas mit der schönen Tochter eines kürzlich ermordeten, sehr reichen Händlers aus Amsterdam zu tun hat. Und dann gibt es da noch den Pfarrer Anselm, der einen kleinen Jungen in seiner Obhut hat… Oppulenter Schmöker, für den man sich Zeit nehmen sollte, weil der Autor es eher gemächlich angehen läßt. Bis ungefähr zur Hälfte des Romans hätte ich nur 3 Sternchen vergeben, aber nach dem Beenden des Buchs sind es nun doch 4/5.

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