Mein Camino #4

Am Morgen des nächsten Tages wurden wir von unserem Herbergsvater mit einem Luxusfrühstück versorgt. Wie üblich in Frankreich war es süß-lastig: Teilchen, Konfitüre, Brioche etc. Für mich blieb leider nur Baguette und Marmelade sowie Tee, denn der Rest war laktosehaltig. Mein Mann jedoch freute sich über die vielen Leckereien 🙂

Unser erstes Ziel war der Ibañeta-Paß kurz hinter der spanischen Grenze. Die Fernsicht von dort oben ist phanömenal und mein lahmes Bild kann das überhaupt nicht wiedergeben. Überhaupt war der Teil unseres Urlaubs, den wir in Spanien verbracht haben, immer von wahnsinnig weiter Aussicht in alle Richtungen geprägt. Das Gefühl, unter endlosen Wolkenformationen durch die Landschaft zu „fliegen“, kann einen schon süchtig machen.

Ein paar Autominuten hinter dem Paß kamen wir durch Roncesvalles, wo der riesige Konvent den Ort dominiert. Aufgehalten haben wir uns hier allerdings nicht lang.

Wir kamen durch Burguete, wo ja schon Hemingway gepennt hat und wo das Hotel, in dem er das tat, nach ihm benannt ist. Hinter dem kleinen Ort bot sich mir dann ein Anblick, bei dem ich erst dachte, ich spinne. Mehr als 30 Adler kreisten über uns. Auch das kann mein Bild nicht vernünftig wiedergeben. Die Tiere waren riesig, zogen immer engere Kreise, um sich dann wieder voneinander zu entfernen. Einzelne Adler flogen Richtung Wald davon und kamen nah über uns vorbei – so nah, daß man jede einzelne Feder erkennen konnte. Leider war die Sonne so hell, daß ich nicht sehen konnte, was genau ich da eigentlich aufnehme, so daß die meisten Photos verwackelt sind. Manche Dinge kann man eben nicht knipsen, sondern muß sie im Herzen tragen.

Es ging weiter über die Hügel und Täler des schönen Navarra bis zum Erro-Paß. Hier legten wir eine Pause ein und aßen in Frankreich gekauftes Brot, Tabouleh, Sojajoghurt und Oliven. Bis nach Pamplona war es von dort aus nicht mehr. Wir hatten Glück und fanden einen tollen Parkplatz in der Nähe des Zentrums. Zur Erklärung: in Spanien sind die meisten öffentlichen Parkplätze gebührenpflichtig und auch nur begrenzt lang zu mieten. Behindertenparkplätze hingegen können mit einem entsprechenden Ausweis 24 Stunden kostenlos genutzt werden – doch sie sind leider rar.

Pamplona hat mir ausgesprochen gut gefallen. Eine tolle, lebendige Stadt. Hier habe ich auch das erste Mal meine Spanischkenntnisse auf Native Speaker losgelassen, indem ich diese beiden Iberico-Sandwiches gekauft und gefragt habe, ob Butter drauf ist 🙂 Später saßen mein Mann und ich auf der Plaza und haben gegessen, während die Stadt um uns herumwuselte.

ein Beispiel für eine Mariendistel an einem Haus

In einem Souvenirladen habe ich mir eine Jakobsmuschel gekauft, denn ich dachte, wenn schon pilgern, dann mit Muschel. An seinem Laden fiel mir ein Aufkleber mit einer Mariendistel auf und da ich im Baskenland und in Navarra sehr oft getrocknete Mariendisteln oder Abbildungen von ihnen an den Häusern gesehen hatte, fragte ich den Verkäufer, was das bedeute. Er erklärte mir, daß die Pflanze die „brujas y magos“, also Hexen und Zauberer abhalte, die ein Haus, das von Mariendistel geschützt wird, nicht betreten können. Ich liebe solches regionales Brauchtum 🙂

Bis zur Catedral de Santa María Real war es nicht weit. Wie in den meisten Kirchen und Kathedralen bezahlt man auch hier ein paar Euro Eintritt, kann dafür aber die Kathedrale und das angegliederte Museum anschauen.

im Inneren der Kathedrale von Pamplona

Die Kathedrale war beeindruckend. Die meisten Kirchen, die wir in Spanien gesehen haben, sind pompös und aufwendig ausgestattet, und angesichts dessen, woher die Kirche das ganze Geld und Gold hat, ist das schon irgendwie…makaber. Nichtsdestotrotz war ich wie so oft hingerissen von der sakralen Architektur und Kunst.

die „königliche Maria“ von Pamplona, das Herzstück der Kathedrale

Anders als in Deutschland und auch Frankreich darf man in Spanien praktisch überall photographieren (in Kirchen und Museen immer ohne Blitz). Man muß auch keine speziellen Photographierrechte (wie z.B. im Kloster Maulbronn) erwerben.

der riesige Seitenaltar bestand aus Holz und Gold

Was mich an Kirchen immer besonders interessiert, sind schräge, erschreckende, häßliche und gruselige Dinge. Ich habe keine Ahnung, warum, aber ein Großteil meiner Urlaubsbilder ist verwackelt oder verrauscht, obwohl das nicht an der Kamera liegt. Im ersten Moment war ich darüber etwas enttäuscht, aber es sind auch echte Perlen dabei wie das Bild oben. Durch das Verwischte erhalten viele Bilder eine richtig interessante Atmosphäre 🙂

Zeitbrücke

An die Kathedrale angeschlossen ist wie gesagt ein Museum. Unter dem Fundament der Kirche fand man Mauerreste und Gebrauchs- sowie Kultgegenstände, die darauf hindeuten, daß das Gelände schon seit Tausenden von Jahren für sakrale und profane Zwecke benutzt wurde. Unter einem Gewölbe kann man über die oben gezeigte „Brücke“ gehen, auf der durch Aussparungen und Beleuchtung von unten ein Zeitstrahl abgebildet ist. Rechts und links dieser Brücke kann man einen Blick auf die älteren Schichten unterhalb der Kathedrale werfen.

Teil des Altars im Kapitelsaal

Auch der Kapitelsaal gehört zum Museum. Er ist beeindruckend groß und hat einen beeindruckend kleinen, aber fein gearbeiteten Altar, von dem ich nur eine Szene geknipst habe.

die berühmten Pilgerfiguren auf dem Alto del Perdón

Nach dem Besuch der Kathedrale sind wir gemütlich zum Auto zurückgeschlendert und zu unserem nächsten Etappenziel gefahren. Etwa 20 Autominuten hinter der Stadt erhebt sich der Alto del Perdón über die Ebene. Der Alto ist wie viele andere Berggipfel in Nordspanien mit Windrädern bestückt, was ihm ein leicht surreales Aussehen verleiht. Ist man erst oben, kann man rechts und links vom Berg hinabschauen und genießt eine schier endlose Fernsicht.

Nach einem ausgiebigen Photo-Stopp ging es weiter zum Kloster von Irache. Das ansässige Kloster samt Weinmuseum spendet den Pilgern täglich 180 Liter Rotwein und unbegrenzt viel Wasser. Beides kann man im kameraüberwachten Brunnen zapfen. Als wir da waren, war der Wein leider schon leer, also füllten wir unsere Flaschen mit eiskaltem Wasser. Leider war das – wie für Leitungswasser in Spanien üblich – gechlort, so daß wir beide es nicht trinken mochten.

Bars in der Calle Laurel

Tagesziel war das schöne Logroño. Hier hatten wir einen Bungalow auf einem Campingplatz gemietet und auch wenn alles sauber war, stellten wir doch fest, daß wir einfach zu groß und zu breit für Camping sind. Vom Klo kam ich beispielsweise nur wieder hoch, indem ich die Tür öffnete und den Rahmen als Haltegriff benutzte *lol* Nachdem wir eingekauft hatten, parkten wir in der Nähe der Innenstadt und gingen zur Calle Laurel. Sie bietet unzählige Tapas-Bars. Menschen stehen draußen an den Tischen oder sitzen im Inneren, trinken Wein und essen….nun ja, eben Tapas. Wir hatten hier übrigens Patatas Bravas und huevos fritos con jamón (Spiegeleier mit Schinken).

Santa María de la Redonda

Im Anschluß bummelten wir noch durch die Stadt und genossen den lauschigen Abend und die entspannte Stimmung. Wir setzten uns auf den Platz vor der Catedral Santa María de la Redonda (für eine Besichtigung waren wir leider zu spät). Für eine Cola, einen Rotwein und ein Mineralwasser zahlten wir übrigens 3,70 €. Ich nehme an, wenn die Preise bei uns vergleichbar wären, würde ich auch öfter ausgehen…

Alles in allem haben wir in Logroño vermutlich am meisten die entspannte spanische Lebensart erfahren. Ich wäre gern für immer dort sitzen geblieben, aber unser Campingplatz schloß um 23 Uhr die Tore. Und was lernen wir daraus? Camper sind kleine, schlanke Frühaufsteher 😛

Speiseplan #35

  • Mittwoch: Brotzeit
  • Donnerstag: Paella / Beeren-Tiramisu
  • Freitag: geröstete Möhren, Couscous und Falafel
  • Samstag: Burger
  • Sonntag: Spargel mit Drillingen und Hollandaise
  • Montag: Birnen-Blumenkohl-Curry
  • Dienstag: Rohkostpesto mit Spaghetti

Mein Camino #3

Nach einem frühen Aufbruch fuhren wir etwa fünf Stunden, um unser erstes Etappenziel zu erreichen: die Dune du Pilat, Europas größte Wanderdüne. Vom Parkplatz aus, wo es auch Behindertenparkplätze gibt, führte ein asphaltierter und sehr sandiger Weg durch einen Pinienwald. Überhaupt fiel mir auf, wie sehr die Gegend dort in der Nähe von Bordeaux meiner badischen Heimat ähnelt: Pinienwälder, viel vertrocknetes Gras und eine Bullenhitze. Also ganz wie daheim 🙂

null Barrierefreiheit an der Dune du Pilat

Leider endete der Asphaltweg mitten im Wald. Danach gab es ausschließlich losen Sand, der eigentlich nur für Fußgänger geeignet ist. Ich blieb also mit dem Rolli dort stehen und wartete auf meinen Mann, der zum Photographieren weiterging. Mit einem Bild der beeindruckenden Düne kann ich also leider nicht aufwarten, aber im Netz gibt es dazu viel Material.

Während ich da also stand und wartete, ging mir meine Behinderung mal wieder prächtig auf den Wecker, und ich fragte mich, ob das jetzt den ganzen Camino lang so sein sollte.

Später gingen wir in der Nähe in einem Hypermarché einkaufen: Brot, Tomaten, Rouille, Käse und veganen Kokosmilchreis. Es war noch wärmer geworden und die Sandwiches, die wir während der Fahrt ins Baskenland essen wollten, schmolzen uns praktisch weg.

In den Hügeln des Baskenlands herrschte etwas milderes Klima. Was uns direkt auffielen, waren die Callas, die dort als Unkraut in den Bachläufen wuchsen. Hübsches Unkraut 🙂 Unsere Unterkunft lag sehr ländlich zwischen St. Jean Pied le Port und St. Jean le Vieux. Es gab nur einen Nachbarn in Sichtweite und ansonsten hügeliges Gras- und Weideland, das von Wäldern durchbrochen und von unzähligen Bächen durchzogen war. In der Ferne konnte man die schneebedeckten Berge der Pyrenäen sehen. Unser Herbergsvater empfing uns herzlich und störte sich auch nicht daran, daß unser Französisch mies bis nicht vorhanden war. Er half uns beim Tragen des Gepäcks und diktierte endlose Monologe in den Google-Übersetzer, der daraus fabelhaft sinnlosen Kram generierte *lol* Am Ende kapierten wir aber doch auch so, daß wir kommen und gehen konnten, wie es uns beliebte, und daß man die Haustür nicht abzuschließen brauchte. Sehr unvertraut für uns.

St. Jean Pied le Port

Unser Abendessen nahmen wir in St. Jean Pied le Port auf einem Parkplatz oberhalb der Stadt stehend ein: Baguette, Tomaten, Käse und eben die ganzen Reste vom Nachmittag.

Hauptstraße in St. Jean

Der kleine Ort an sich ist eher unspektakulär. Was ihn natürlich für Pilger so bedeutsam macht, ist, daß die meisten hier den Camino francés beginnen. Mitte Mai allerdings waren hier nicht allzu viele Pilger unterwegs. Wir bummelten durch die Altstadt und nach und nach überkam mich eine bleischwere Traurigkeit, denn ich hatte diesen Weg gehen und nicht fahren wollen.

St. Jean

Später erkundeten wir noch mit dem Auto den Nachbarort und einen herrlichen Aussichtspunkt, von dem ich leider kein Photo gemacht habe. Geschlafen haben wir in der absoluten Stille einfach himmlisch.

WochenendRückblick #34

[Wetter] Schön war’s und ordentlich warm.

[Gemacht] Samstag haben mein Mann und ich nach dem Frühstück Ciabatta gebacken und Salate für das Grillen vorbereitet. Ich habe Spanisch gelernt, ein bißchen gehaushaltet und abends haben wir eben im Garten gesessen und gegrillt. Später waren mein Mann und ich noch am Bücherschrank und ein Eis essen, bevor wir DVD geguckt haben.

Sonntag habe ich mein Bad und die Terrasse geputzt, Bügelwäsche erledigt und Spanisch gelernt. Nach dem Abendessen, das mein Mann gekocht hat, ging es zum Schwimmen. Und danach haben wir Wein getrunken und DVD geguckt.

[Español] Ich lese gerade viel in der ECOS, auch in alten Ausgaben, von denen ich noch nicht soviel verstanden hatte. Ich habe einige Übungen zum Imperfecto und zum Indefinido gemacht und Vokabeln geübt.

[Garten] Die Terrasse mußte mal von Staub und Spinnweben befreit werden. Ansonsten habe ich die Blumen und Chilis gegossen. Der Mann hat fleißig im Garten gewerkelt und ist nun dabei, Folie auf dem bereinigten Beet auszulegen.

[Gesportelt] 1000 m geschwommen. Das sind 40 Bahnen.

[Gehört] Simon Beckett: Totenfang. Bisher baut sich nicht so recht Spannung auf, aber ich mag das Hörbuch trotzdem.

[Gelesen] In der ECOS.

[Gesehen] Vor allem Dexter.

[Gegessen] Beim Grillen: Tabouleh, Pilze und Bananen mit Harissa, Hühnchen und Würstchen. Und natürlich das frische Ciabatta. Ein Gedicht!

[Gekauft] Ein Hörbuch, das aber erst im September kommt.

[Ausblick auf die nächste Woche] Zwei Termine, die mich beide nicht stressen. Und ich werde ins Kino gehen.

Mein Camino #2

Bei der Planung war uns klar gewesen, daß wir einen Zwischenstopp irgendwo mitten in Frankreich brauchen würden. Frankreich ist erstaunlich groß, vor allem wenn man es einmal von Nordost nach Südwest durchqueren muß 🙂 Um uns Tagesetappen in vernünftiger Länger einzuteilen, war unsere Wahl für den ersten Übernachtungsort auf Mer gefallen, das etwa eine halbe Autostunde südlich von Orléans entfernt liegt.

St. Urban Basilika in Troyes

Wir starteten am frühen Morgen und kamen sehr gut durch. Französische Autobahnen – das hatten wir schon bei unseren letzten Englandreisen festgestellt – lassen sich absolut entspannt fahren. Viele Phänomene, mit denen man praktisch sofort konfrontiert ist, wenn man sich auf einer deutschen Autobahn befindet, kommen da so gut wie nie vor (Raserei, Drängelei, riskante Fahrmanöver etc.). Außerdem sind die französischen Autobahnen auch wochentags fast lastwagenfrei, außer im Einzugsgebiet großer Städte. Für das entspannte Fahren bin ich auch gern bereit, Maut zu entrichten.

Unser erster Halt war Troyes, wo wir die malerische Innenstadt besichtigten. Direkt als wir aus dem Parkhaus kamen, fiel uns die St. Urban Basilika auf, die wir umrundeten. Leider war sie nicht geöffnet.

In der Altstadt von Troyes bestimmen alte Fachwerkhäuser das Bild

Die Innenstadt mit ihren Fachwerkhäusern wirkt sehr einladend, aber da wir noch einen weiten Weg vor uns hatten, setzten wir uns in keinen der unzähligen Biergärten. Stattdessen suchten wir die berühmte Kathedrale. Ihr Vorplatz ist leider gerade eine große Baustelle und mit grobem Schotter ausgestreut, den ich weder mit dem Rollstuhl noch zu Fuß hätte bewältigen können. Sehr schade, aber ich wollte keinesfalls einen Unfall riskieren.

Die Kathedrale von Troyes samt Baustelle

Unsere nächste Station war Orléans, wo ich ebenfalls die weltberühmte Kathedrale sehen wollte. An dieser fand gerade ein Mittelaltermarkt statt, doch wir hatten Glück und konnten etwa 50 Meter von einem Nebeneingang entfernt parken.

Rosette in der Kathedrale von Orléans

Die Kathedrale ist ein echtes Juwel. Ihre Apsis besteht aus mehreren kleinen Altären und seitlich des Querschiffes befindet sich ein Schrein für Johanna von Orléans, wo Gläubige ein ganzes Meer von Kerzen entzündet haben.

Der Schrein von Jeanne d’Arc

Vielleicht muß ich an dieser Stelle etwas zu meinem Glauben schreiben. Ich habe keinen. Ich hatte immer das Gefühl, daß es hilfreich und schön wäre, zu echtem Glauben fähig zu sein, aber für mich scheitert das an einer bloßen Tatsache: ich halte Spiritualität für eine Art Eigenheit, zu der ausschließlich wir Menschen fähig sind, weil wir einen Neokortex besitzen. Dieser Neokortex befähigt mich aber auch zum Objektivieren und dann verliert Glauben seinen Reiz bzw. seinen Sinn. Mich faszinieren sakrale Rituale und Symbole aller Religionen, ohne daß sie bei mir einen Funken zum überspringen bringen. Warum dann der Jakobsweg? Das ist eine verdammt gute Frage 🙂

Nachdem wir uns die Kathedrale angesehen hatten, fuhren wir weiter nach Mer. Unser Ferienhaus da war modern und großzügig und da wir uns Kartoffelgulasch zum Aufwärmen von Zuhause mitgebracht hatten, konnten wir den Abend geruhsam ausklingen lassen.

Mein Camino #1

Ich habe lange überlegt, ob ich über meinen Urlaub bloggen soll, denn ich glaube, wenn ich die Dinge in all ihrer Tiefe erzählen würde, wäre mir das zu persönlich. Insofern ist dieser Beitrag ein Kompromiß zwischen ein paar schönen Photos, einer eher nüchternen Schilderung und dem Versuch, Grenzen beizubehalten.

Ich habe in diesem Jahr den ersten 14tägigen Urlaub seit 1991 gehabt. In den ganzen Jahren dazwischen hat es entweder monetär, zeitlich oder gesundheitlich nicht geklappt, länger wegzufahren – wenn überhaupt. Und nun sollte dieser Urlaub nicht nur zwei Wochen dauern, sondern mich auch noch durch halb Südeuropa führen, genauer gesagt jeden Tag an einen anderen Ort.

Mit Behinderung samt Rollstuhl und einigen anderen speziellen Bedürfnissen ist das vor allem eine Frage der Planung. Darum haben mein Mann und ich im letzten Spätsommer minutiös zu planen begonnen, wie so ein Urlaub überhaupt aussehen könnte und überlegt, welche Dinge hilfreich wären. Wir haben eine Mappe angefertigt mit ausgedruckten Karten, falls unser Navi zusammen mit unseren Handys aus irgendeinem Grund den Geist aufgeben würde, mit den Buchungsbestätigungen der Unterkünfte und mit Listen von Orten, die man sich angucken könnte, incl. der Öffnungszeiten und der GPS-Daten. Wir haben Moltontücher für das Auto gekauft und diese blau eingefärbt, damit sie bei Sonneneinstrahlung nicht blenden würden, und die man als Schweißtuch, aber auch als Unterlegtuch für müde Beine benutzen könnte. Wir haben uns jeder ein Campingbesteck gekauft, für die Mahlzeiten unterwegs, und unser Auto mit Salz- und Pfefferstreuer ausgestattet. Wir haben uns darüber informiert, welche Arzeimittel man in Spanien mitführen sollte. Und last but not least habe ich eigentlich nur für diesen Urlaub damit begonnen, Spanisch zu lernen. Vielleicht spricht an dieser Stelle auch der Autismus aus mir, aber diese klar strukturierte Planung hat mir geholfen, die Reise vertrauensvoll zu beginnen.

Vom letzten August bis zum Beginn der Reise Mitte Mai habe ich es geschafft, mir Spanisch auf Niveau A2 beizubringen. Das war für mich insofern wichtig, als daß ich Nahrungsmittelunverträglichkeiten habe und den Gedanken, irgendwo in der Pampa keine Möglichkeit zur Kommunikation zu haben, zum Beispiel in einem Notfall oder bei einer Panne, unerträglich fand. Daß ich mich unsterblich in Spanisch verknallt habe, konnte ich nicht absehen, aber ich liebe diese Sprache wirklich sehr.

Für mich war der Zweck der Reise, mir den lang gehegten Wunsch der Pilgerfahrt nach Santiago zu erfüllen. Bereits mit 16 spürte ich, daß der Weg mich rief, aber meine damaligen Lebensumstände ließen es nicht zu, daß ich aufbrach. Rückblickend habe ich oft schon gedacht, daß ich es hätte machen sollen, aber 1993 fühlte ich mich zu jung und unerfahren, um einfach mal quer durch Spanien zu wandern. Hätte ich gewußt, was noch alles auf mich zukommen sollte, hätte ich es getan…

Später, als dann durch Hape Kerkeling der Pilgerhype losbrach, saß ich längst im Rollstuhl, doch diese alte Sehnsucht rührte sich stärker denn je in mir. Ich habe versucht, Pilgern auf meine Weise, in meiner Heimat, für mich möglich zu machen, und habe dabei sehr schöne, intensive Begegnungen gehabt und Erfahrungen gemacht, die ich nicht missen möchte. Dennoch fühlte es sich immer „nicht richtig“ an. Nur sah ich absolut keinen Weg.

In den letzten Jahren habe ich intensive Aufbauarbeit geleistet. Viel Yoga und Kraftsport gemacht, seit Januar gehe ich zwei- bis dreimal die Woche schwimmen. Auch mental habe ich stark an mir gearbeitet, und je stärker ich körperlich und mental wurde, desto mehr habe ich das Rufen des Weges vernommen. Ich weiß, es klingt total kitschig, aber genauso war es. Es ging soweit, daß ich spürte, daß es für mich keinen anderen Weg mehr geben kann, bevor ich diesen Weg nicht bewältigt hätte. Allerdings war an „echtes“ Pilgern, also an Wandern, nicht zu denken. Das werde ich in diesem Leben auch nicht mehr schaffen.

Daß mein Jakobsweg nun mit dem Auto und dem Rollstuhl bewältigt werden sollte, hat mich nicht einfach nur genervt. Es hat mich auf direkteste, brutalste Weise mit meiner Behinderung – die ich immer noch nicht akzeptieren konnte und wollte- konfrontiert. Es hat mich ungeschönt mit der Nase auf alles gestoßen, was in den letzten 12 Jahren gewesen ist.

Aber zurück zur eigentlichen Reise. Wie schon gesagt, haben wir jeden Tag ein Etappenziel gehabt, das es zu erreichen galt. Darüber hinaus hatten wir uns bestimmte Sehenswürdigkeiten herausgesucht, die teils optional, teils obligat waren. Uns war klar, daß wir in den acht Tagen, die wir insgesamt ins Spanien sein würden, nicht all die Dinge sehen und erleben würden, die Fußpilger durch ihr langsameres Tempo eben sehen und erleben würden. Auch damit mußte ich erstmal klarkommen.

Speiseplan #34

Diese Woche gibt’s bei uns:

  • Mittwoch: Pasta mit Auberginen und Tomaten
  • Donnerstag: Ramen mit Bohnen, Austernpilzen und Hühnchen
  • Freitag: Spargel mit Pellkartoffeln und Hollandaise
  • Samstag: Grillen
  • Sonntag: Süßkartoffelchili
  • Montag: Fischstäbchen, Kartoffelpüree und Erbsen
  • Dienstag: Pasta Bake mit Blumenkohl und Broccoli

WochenendRückblick #33

[Wetter] Total abwechslungsreich. Von brütender Hitze bis zu starkem Regen war alles dabei.

[Gemacht] Samstag haben mein Mann und ich gefrühstückt, dann sind wir zusammen mit dem Sohn auf die Kirmes gegangen. Es war so heiß, daß ich froh war, als wir später wieder daheim waren und ich mich hinlegen konnte. Abends haben wir lecker gekocht und dann einen Film geguckt. Sonntag waren wir nach dem Frühstück damit beschäftigt, die ganzen Hotels zu rezensieren, die wir im Urlaub gebucht hatten. Nachmittags waren wir schwimmen. Abends haben wir gekocht und dann wieder Dexter geguckt. Montag waren wir nach dem Frühstück beim Bücherschrank und in der Bahnhofsbuchhandlung. Nach dem Abendessen waren wir im Kino und haben Alien Covenant geguckt.

[Español] Ich habe ein paar Lektionen vom SpanishDude geguckt und ein paar Artikel in der ECOS gelesen.

[Garten] Ich habe diese Woche ein paar Hängepetunien in unsere Kästen gesetzt und außerdem eine marokkanische Minze und zwei Chilis gepflanzt. Viel mehr wird es dieses Jahr nicht werden. Leider sind sämtliche meiner Chilis aus dem letzten Jahr eingegangen und ich kann nur spekulieren, daß sie zu wenig Wasser bekommen hatten. Jedenfalls werde ich keine Pflanzen mehr überwintern.

[Gesportelt] 1000 m geschwommen.

[Gehört] Der Herr der Ringe. Billy Talent. Les femmes mystiques.

[Gelesen] In Santiago waren gerade die Wochen galicischer Literatur und da habe ich mir an einem Stand in der Innenstadt ein paar Bücher gekauft. In dem einen habe ich dieses Wochenende gelesen, meist übrigens laut, um direkt meine Aussprache zu verbessern 🙂 Es heißt „50 lugares mágicos de Galicia“ und ist von Carlos G. Fernandez. In der ECOS habe ich auch gelesen.

[Gesehen] Ganz viele Urlaubsphotos. Dexter. Und ich habe versucht, ein bißchen bei meinen YouTube-Abos aufzuholen und dabei festgestellt, daß ich nicht mal alles sehen muß.

[Gegessen] Abgesehen von den Plansachen nicht viel. Im Moment esse ich eine Menge Gemüse auf’s Brot und dazu ziemlich viel Obst.

[Gekauft] Einen neuen Duschhocker. Der alte paßt nicht in die Wanne 🙁

[Ausblick auf die nächste Woche] Der Sohn hat Pfingstferien.

Speiseplan #33

Nach meinem Urlaub greife ich diesen Faden wieder auf. Diese Woche gibt es:

  • Dienstag: Pastagratin mit Lauch
  • Mittwoch: SNGN
  • Donnerstag: Spargel, Salzkartoffeln und Hollandaise
  • Freitag: Pasta mit grünem Spargel, Tomaten und Rucola
  • Samstag: Pizza mit Auberginen und Zucchini
  • Sonntag: griechisches Hühnchen mit Couscoussalat
  • Montag: gefüllte Zucchini mit Reis
  • Dienstag: Pasta mit Pinienkern-Rucola-Sauce

Speiseplan #32

Diesmal gibt es für mich nur eine halbe Woche, denn am Sonntag düse ich endlich in den Urlaub. Für die kommenden Tage habe ich jedoch Folgendes geplant:

  • Mittwoch: Pasta mit Rohkostpesto
  • Donnerstag: Zucchinirahmsuppe
  • Freitag: Senfhühnchen mit Lauchgemüse und Rösti
  • Samstag: Gemüse vom Blech mit Pide

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