In den letzten Wochen habe ich eine ganz gute Regelmäßigkeit beim Spanischlernen entwickelt.
Interessanterweise benutze ich Babbel inzwischen eher selten. Anfangs waren die Lektionen dort praktisch mein einziger bzw. wichtigster Input, bis ich eben im Oktober beim Indefindo angelangt war und mich damit von Babbel wegorientiert habe. Auslöser war das Gefühl, daß ich bei Babbel das Grammatikwissen nur häppchenweise vorgesetzt bekomme, daß mir das aber nicht reicht, weil es nur dazu führt, daß ich das Gefühl habe, ich sollte mehr wissen und werde künstlich blind gehalten. Beispielsweise lernt man bei Babbel nicht so wirklich was zur Verwendung des formalen usted („Sie“), die unregelmäßigen Formen des indefinido kommen sehr viel später dran als die regelmäßigen etc.
Mir ist bewußt, daß die meisten Leute durch ihre Angst vorm Grammatiklernen davon abgehalten werden, Fremdsprachen zu lernen; ich selbst allerdings fühle mich erst dann sicher und wohl genug, eine Sprache auch wirklich zu benutzen, wenn ich das Gefühl habe, über solides Grammatikwissen zu verfügen. Natürlich hält mich das nicht davon ab, Fehler zu machen, aber meist verstehe ich dann wenigstens, was der Fehler war und wie ich ihn vermeiden kann.
Jedenfalls habe ich seit Oktober viel Zeit mit Büchern und Online-Angeboten verbracht, insbesondere bei YouTube. Teilweise ist das Verständnis für eine Sache ja eng daran gekoppelt, ob man den Lehrer mag und er zufällig gerade die richtigen Worte findet, die bei einem den Groschen fallen lassen. So konnte ich einfach aus einem Pool von Videos zu einem Thema solange ausprobieren, was mich ansprach, bis ich es wirklich verstanden hatte. Ein Nebeneffekt davon ist natürlich, daß das Verständnis von Spanisch sich verbessert – je öfter man es hört, desto besser erkennt man Muster, Worte und Phrasen. Wie stark das unterbewußt nacharbeitet, ist echt nicht zu unterschätzen. Teilweise kommen mir z.B. Redewendungen in den Sinn, wenn ich gerade einer Tätigkeit nachgehe, bei der ich nicht allzu stark denken muß (Kartoffelschälen oder so). Daran merke ich, wie stark es in meinem Gehirn arbeitet und wie gut dabei Spanisch verankert wird.
Neben den Videos versuche ich außerdem, jeden Tag wenigstens ein bißchen was auf Spanisch zu lesen. Es gibt ja diese ECOS-Zeitung, in der Artikel auf Spanisch mit Vokabelangaben abgedruckt sind. Die mag ich durchaus, doch ich stelle auch fest, daß ich dazu neige, nicht alles zu lesen, weil mich einfach ein relativ großer Teil der Themen nicht interessiert. Besser funktioniert es für mich, Bücher auf Spanisch zu lesen, die ich schon auf Deutsch oder Englisch kenne. Gerade ist das eben Harry Potter.
Apropos Englisch. Englisch ist ja meine zweite Fremdsprache gewesen (die Erste war Latein) und ich habe nach wie vor ein sehr gutes Niveau bzw. kann fließend sprechen. Ich habe durch die Videos und das Lesen festgestellt, wie gut es mir hilft, Spanisch zu verstehen, wenn ich Spanisch-Englisch lerne. Diese beiden Sprachen ergänzen sich meiner Meinung nach hervorragend, und mit Deutsch als Muttersprache deckt das meine Grammatik-Bedürfnisse ziemlich gut ab.
Der letzte Baustein in meiner Sprachpraxis sind Hörbücher. Bei Videos kann man ja oft noch durch die Handlung herleiten, was gesagt wird, doch bei Hörbüchern fällt das ja weg. Es kann ganz schön frustrierend sein, wenn man minutenlang zuhört und nur einzelne Worte versteht, ohne daß sich ein Sinn erschließt, aber ich glaube daran, daß es dennoch hilft, sich diesem Sprachfluß auszusetzen. Irgendwas wird schon hängen bleiben 🙂 Außerdem kommt man dann besser in die Melodie der Sprache rein.
Alles in allem verbringe ich derzeit mehrere Stunden täglich mit Spanisch, ohne daß ich das Gefühl hätte, es würde mich überfordern. Eben weil ich vielfältige Darreichtungsformen kombiniere und nie so lange arbeite, bis es mich nervt.