Diese Woche war ziemlich produktiv. Ich habe in meinen Büchern ein paar Kapitel abgeschlossen, drei Texte geschrieben, hatte 60 Minuten Unterricht, habe Vokabeln wiederholt, Harry Potter gelesen und bei Babbel ein paar Lektionen gemacht. Eine Weile mußte ich bei Babbel pausieren, weil sie mir zu großschrittig vorgingen, aber jetzt konnte ich ganz gut aufholen (habe dabei irgendein Kurssegment beendet, aber ich weiß nicht mehr genau, welches).
Bei Duolingo war ich diese Woche nicht so aktiv, habe aber Bestimmungswörter gelernt. Die empfinde ich als etwas knifflig, aber daran werde ich mich schon noch gewöhnen 🙂
Die eigentliche Herausforderung in dieser Woche war, einfach weiterzumachen. Ich hatte am letzten Wochenende ein paar Videos auf Französisch geguckt und hatte dann total Lust, weiter Französisch zu lernen. Ich hatte es ja zugunsten von Norwegisch ausgesetzt, weil ich gemerkt hatte, daß ich mit meiner Methode, Sprachen zu lernen, keine zwei Sprachen gleichzeitig von Grund auf lernen kann. Seit einer Weile ruht also Französisch, weil ich tagtäglich Norwegisch lerne, und diese Videos stießen den Gedanken an, jetzt dann doch mal Norwegisch zugunsten von Französisch zu pausieren. Nur macht es einfach keinen Sinn. Würde ich das tun, könnte ich am Ende keine der beiden Sprachen wirklich sprechen. Dazu kommt, daß ich gerade in einer Lernphase bin, wo ich mir die Fähigkeit, wirklich Norwegisch zu sprechen, von Woche zu Woche auf- und ausbaue. Ich merke deutlich, daß ich heute schon besser und mehr ausdrücken kann als noch vor drei oder vier Wochen. Wenn ich jetzt abbreche oder pausiere, geht mir das wieder verloren, wenigstens zum Großteil. Wenn ich jetzt dran bleibe, dann werde ich Ende des Jahres ziemlich fließend Norwegisch sprechen können – das kann ich aufgrund meiner Erfahrung und meiner Fortschritte sagen.
Ich frage mich nur, warum mir das so schwerfällt. Bei Spanisch hatte ich das überhaupt nicht. Es war die reine Freude, Spanisch zu lernen, und ich war auch vollkommen zuversichtlich, daß ich am Ende da anlange, wo ich hinwollte. Bei Norwegisch ist der Lernprozeß anders. Er hat Höhen und Tiefen wie wahrscheinlich jeder Lernprozeß, aber mein Mindset ist ein anderes. Vielleicht liegt es daran, daß ich keinen echten und ehrlichen Nutzen darin sehe, Norwegisch zu lernen. Spanisch ist eine Weltsprache und allein die ganzen Videos/Bücher/Filme, die ich damit nun mehr verstehe, machen es mir wirklich schmackhaft, weiterzulernen. Bei Norwegisch ist es zum Teil total schwierig, überhaupt Medien zu finden, die auf Norwegisch vertrieben werden. Es ist kompliziert, an Bücher rauszukommen. Die meisten Online-Händler aus Norwegen versenden zwar nach Deutschland, aber nur gegen ca. 50 € Porto. Dafür bin ich echt zu geizig. Es gibt durchaus YouTuber, die auf Norwegisch filmen, aber das sind meist ganz junge Leute, deren Themen mich überhaupt nicht interessieren. Norwegisch ist eben keine Weltsprache und im Grunde bringt es mir überhaupt nichts, es zu lernen. Gut, ich habe eine Beschäftigung und das Lernen an sich ist cool, aber ich habe kein Ziel. Für eine zweiwöchige Reise nach Norwegen käme ich auch super ohne Norwegisch klar, denn alle Norweger sprechen supergutes Englisch. Alles in allem brenne ich bei weitem nicht so sehr für Norwegisch wie z.B. für Spanisch, und das macht mir den Prozeß manchmal etwas zweifelhaft. Aber wie gesagt, wenn ich jetzt pausiere oder abbreche, dann war im Grunde alles umsonst. Das würde mich total nerven, also mache ich weiter.
Was an Norwegisch cool ist: die Sprache ist für mich sehr leicht zu lernen. Nach anfänglichen Problemen habe ich jetzt eine Menge Lehrbücher und Grammatiken entdeckt, mit denen ich arbeiten kann. Der Duolingo-Kurs für Norwegisch ist sehr groß und man lernt wirklich viel. Durch Norwegisch kann ich auch Schwedisch und Dänisch verstehen und ein paar wenige Brocken Isländisch.
Was an Norwegisch nervt: es gibt praktisch keine Übungsbücher und nur wenige Medien auf Norwegisch. Der Klang der Sprache ist für mich nach wie vor eher dissonant und löst kein angenehmes Körpergefühl aus (Grüße vom autistischen Gehirn). Im Grunde braucht man es für gar nichts.
Naja, und mit diesen ganzen Gedanken plage ich mich diese Woche so rum. Ich glaube, ich möchte mir selbst beweisen, daß man auch dann eine Sprache lernen kann, wenn man nicht so für sie brennt, aber das macht den Lernprozeß einfach weniger geil und auf emotionaler Ebene etwas unbefriedigend. Ich weiß, daß ich spätestens jetzt pausieren würde, wenn es mir nicht so leichtfallen würde, diszipliniert zu sein. Meh.
Und vielleicht gehören diese Gefühle auch einfach dazu und ich hatte nur Glück, sie bei Spanisch nicht zu haben, weil ich mich dermaßen in diese Sprache verknallt habe. Wer weiß.
Liebst Du die Sprachen, die Du lernst, immer alle gleich oder hast Du auch Sprachen, die Du total bevorzugst? Wie schaffst Du es, diese Lows im Lernprozeß zu überwinden? Hast Du schon mal den Lernprozeß einer Sprache abgebrochen, weil sie keinen Joy gesparkt hat, und wenn ja, findest Du rückblickend, daß es eine gute oder eine blöde Entscheidung gewesen ist?