- Sally und Sarah Clarkson: The Life-Giving Home. Sachbuch, vor Jahren gebraucht gekauft. Die beiden christlichen Autorinnen – Mutter und Tochter – beschreiben, wie in ihrer Familie der Lauf des Jahres im Kontext ihres Glaubens zelebriert wird und sie geben viele Beispiele aus ihrem Familienleben, wie man was machen kann. Genau das ist der Haken. In Familie Clarkson ist alles heile Welt und ganz wunderbar und das ist für mich ziemlich gruselig zu lesen, denn in meiner Familie ist es das nicht, egal wie hübsch ich den Tisch decke. Vielleicht hilft es, das Buch zu mögen, wenn man an Gott glaubt, ich weiß es nicht. Von mir nur 2/5.
- Oliver Pötzsch: Das Buch des Totengräbers. Krimi, aus der Bibliothek. Wien, 1896: mehrere junge Frauen werden grausig ermordet. Der Täter schneidet ihnen nicht nur die Kehle durch, sondern pfählt sie auch. Der junge Inspektor Leopold von Herzfeldt, frisch aus Graz eingetroffen, sieht sich bei seinem ersten Fall in Wien jedoch auch mit geköpften Leichen, Untoten und Vampiren konfrontiert, und mit einem Totengräber, der nicht nur fiedelt wie ein Profi, sondern auch noch wissenschaftliche Bücher schreibt. Und dann ist da noch der Skandal um einen unehelichen Halbbruder des Berühmten Johann Strauss jr., der möglicherweise etwas mit den anderen Verbrechen gemeinsam haben könnte… Toller Schmöker! Pötzsch schafft es, das Wien an der Schwelle des 20. Jahrhunderts für den Leser wachzurufen, und daß der Roman im Herbst spielt, ist natürlich gerade sehr stimmungsvoll. Rundrum gelungen. 4,5/5.
- Hiro Arikawa: Satoru und das Geheimnis des Glücks. Roman, aus der Bibliothek. Satoru und sein Kater Nana machen eine Reise quer durch Japan. Sie besuchen Menschen, die Satoru von früher kennt, auf der Suche nach einem Ort, an dem Nana fortan leben soll. Obwohl sich doch bereits von Anfang an klar abzeichnet, was geschehen wird, hat das Buch mich kalt erwischt. Habe mir echt die Augen ausgeheult, vielleicht auch deswegen, weil ich mich und mein Miezchen so in der Beziehung zwischen Satoru und Nana wiedergefunden habe. 5/5.
- Madison Smartt Bell: Die Farbe der Nacht. Roman, gebraucht gekauft. Als in New York die Twin Towers zusammenfallen, erfaßt eine Fernsehkamera Maes ehemalige Geliebte Laurel, mit der sie in einer Hippiecommune zusammengelebt und Menschen getötet hat. Mae macht sich auf, Laurel zu finden. Mehr möchte ich von diesem Hammerbuch gar nicht verraten. Es hat auf mich eine krasse Sogwirkung gehabt, vielleicht auch weil Traumata, PTBS und die dunklen Seiten der 60ies so meine Themen sind. 5/5.
- Dirk Rossmann: Der neunte Arm des Oktopus. Thriller, aus der Bibliothek. Die Staatschefs der USA, von Rußland und China gehen eine G3 genannte Allianz zur weltweiten Durchsetzung des Klimaschutzes ein, nötigenfalls auch mit militärischer Intervention. Die Welt guckt zu bzw. findet das auch echt total toll, bloß Brasilien weigert sich erstmal, bis die G3 ein paar Flugzeugträger und Truppen hinschicken. Mann, was für ein Machwerk. Die Idee hätte ich noch nicht einmal schlecht gefunden, aber daß die Welt sich anguckt, wie diese „G3“ sich anmaßt, alle zu Klimafreundlichkeit zu zwingen, ist doch sehr utopisch, zumal auch nie erklärt wird, was bitte die Staatschef drei der größten Umwelsauländer weltweit dazu bewegt, plötzlich zu Ökodiktatoren zu werden. Die Erzählweise und der Stil dieses „Thrillers“ ist ebenfalls unterirdisch. Ständig werden neue Figuren eingeführt, deren Fäden überhaupt nicht weitergeführt werden oder die nur nochmal kurz in der Endzusammenfassung auftauchen. Es gibt also keinen „Held“, dem man folgen oder mit dem man mitfiebern könnte. Diese Rolle übernimmt quasi ein Schurke, den man natürlich nicht mag, und der am Ende das erste Mal in seinem Leben gleich drei Fehler auf einmal macht und daher stirbt. WTF. Auch agieren und kommunizieren Leute völlig hohl und beiläufig, nichts wirkt, als sei es ernstgemeint. Der Schreibstil hat mich auch genervt: in Szenen, die spannend sein könnten, verrennt sich der Autor plötzlich in merkwürdig unpassenden Details (er listet z.B. auf, welches Fertigfutter die amerikanischen Soldaten dabei haben) oder zoomt raus (anstatt in der Action-Szene zu bleiben, labert er plötzlich von den Sternen). Außerdem springt der Autor ständig in der Zeit, so daß man am Ende völlig verwirrt ist, zumal eine Handlung, die 80 Jahre in der Zukunft spielt, völlig losgelöst von allem existiert und auch keine Auflösung findet (noch ein Nerver: 80 Jahre in der Zukunft wissen die Menschen scheinbar plötzlich nicht mehr, was Frachtcontainer sind…). Am Ende entblödet Rossmann sich auch nicht, sich selbst in die Geschichte reinzuschreiben, natürlich als Kumpel von Altkanzler Schröder, dem er sein Lieblingsbuch – Sy Montgomerys „Rendezvous mit einem Oktopus“ – empfiehlt. Ja, Montgomerys Buch ist wunderbar, und daß Rossmann es mag, ist verständlich. Aber ich glaube, dieser „Thriller“ konnte nur publiziert werden, weil Rossmann bekannt ist. Kein Verlag wäre sonst auf die Idee gekommen, diesen Schwurbel zu veröffentlichen. In meiner Jahreswertung ist das das schreckliste Buch überhaupt und kriegt wohlverdiente 0/5.
- Tessa Korber: Die Katzen von Montmartre. Krimi, aus der Bibliothek. Auf dem Montmartre lebt eine Gruppe von Streunern zusammen mit ihren Menschen. Da ist zum Beispiel Bonnard, der Friedhofskater, der den Trauernden Trost spendet. Oder Suzanne, die bei der Pattisière Mme Vallaron lebt und durch deren Sahnekreationen ein wenig dicklich geworden ist. Die schöne Routine der Menschen und ihrer Miezen wird jedoch jäh unterbrochen, als plötzlich viele Dinge gleichzeitig geschehen. Grisette, die getigerte Graue von Madame Chauchat, verschwindet. Ein schwarzer Junge taucht im Viertel auf. Ein obdachloser Maler lebt auf dem Friedhof. Und ein junges Mädchen wird ermordet. Korber erzählt die Geschichte sowohl aus Katzen- als auch aus Menschenperspektive. Ich wußte bis zum Schluß nicht, wer der Mörder des Mädchens ist. Hat mich gut unterhalten und war sehr einfühlsam und liebenswürdig erzählt. 4/5.
- Christoffer Carlsson: Unter dem Sturm. Krimi, aus der Bibliothek. Isaks Onkel Edvard wird beschuldigt, seine Freundin erschlagen und dann mitsamt ihrem Haus angezündet zu haben. Isak, der viel Zeit mit seinem Onkel verbracht hat, entwickelt im Laufe seiner Pubertät den Gedanken, daß auch in ihm das Böse wirken könnte, und manchmal, wenn die Wut über die Lästereien über seinen Onkel zu arg werden, explodiert er. Vidar, der 1994, als der Mord geschah, Polizist war, es aber 2017, als der Roman endet, nicht mehr ist, hatte schon immer subtile Zweifel an Edvards Schuld. Parallel und manchmal gemeinsam mit Isak ermittelt er, bis er den wahren Täter findet. Warum dieser Krimi so stark gehyped wurde, weiß ich nicht, denn ich sehe in ihm einen absolut typischen skandinavischen Krimi mit einer gehörigen Portion Sozialkritik, den üblichen Depressionen und sogar Rassismus hat Carlsson noch einbauen können. Der Schreibstil ist träge und die 460 Seiten haben viele unnötige Längen. 2/5.
- Donald Ray Pollock: Das Handwerk des Teufels. Roman, aus der Bibliothek. Pollock erzählt in diesem Roman die Geschichte des jungen Arvin, der in den 50er Jahren in Ohio bei seiner Großmutter aufwächst, nachdem seine Mutter an Krebs gestorben ist, worauf sein Vater Selbstmord begangen hat. Uns begegnen aber auch Roy und Theodore, zwei durchgeknallte Prediger, die Roys Frau getötet haben, um zu beweisen, daß Roy Tote wecken kann. Ihre Tochter Leonore wird zufällig von derselben Frau aufgezogen wie Arvin. Und dann sind da noch Carl und Sandy, zwei Serienkiller, die mit dem korrupten Sheriff verwandt sind. Der Leser taucht hier ein in die schwül-schmuddelige Welt des ländlichen Ohios Mitte des 20. Jahrhunderts, eine Welt, in der die Menschen es auch dann nicht schaffen, sich selbst aus ihrem Elend zu befreien, wenn sie im Grunde ihres Wesens nicht schlecht sind. Religiöser Fanatismus, Armut, Alkoholismus und nicht zuletzt eine essentielle Perspektivlosigkeit führen jedoch auf direktem Weg in die Verzweiflung. Mir hat die Verkettung der Einzelschicksale besonders gefallen, das war echt interessant. Pollock schreibt intensiv und packend, auch wenn das Ende keine Überraschung war. 4/5.
- Burkhard Benecken und Christoph Wöhrle: Tatort Unterwelt – Ein Strafverteidiger gibt unzensierte Einblicke in kriminelle Parallelgesellschaften. Sachbuch, aus der Bibliothek. In diesem Buch werden allerlei Kriminelle verschiedener Ausrichtungen porträtiert – ein interessanter Einblick in die Parallelgesellschaften, die es hier in Deutschland so gibt. Das Buch hat mich wütend gemacht und ich glaube, es wird besser sein, Vergleichbares nicht zu lesen. 3/5.
Abgebrochen:
- Ernest Cline: Ready Player Two. Roman, aus der Bibliothek.
Und gehört habe ich:
- Ragnar Jónasson: Nebel (Hulda 3). Thriller, aus der Bibliothek. Das Ehepaar Einar und Erla lebt auf einem Bauernhof weitab des nächsten Dorfes. Im Winter sind sie immer wochenlang von der Außenwelt abgeschnitten. Am Tag vor Weihnachten klopft ein Fremder an ihre Tür: Leo. Er behauptet, er sei mit Freunden jagen gewesen und habe sich verwirrt, doch wo ist sein Gewehr? Und warum schleicht der Mann nachts durch’s Haus? In diesem Thriller ist nichts, wie es anfangs scheint. Hat mir aus der Hulda-Reihe am besten gefallen. 4/5.