Spanischsprechen mit deutschen Muttersprachlern?

Eigentlich habe ich gedacht, daß es mir nicht viel bringen kann, wenn ich mit anderen deutschen Muttersprachlern Spanisch spreche. Vom Austausch mit spanischen Muttersprachlern erhofft man sich ja Hör- und Sprachtraining und auch, daß Fehler direkt korrigiert und erklärt werden. In der Realität ist es aber oft so, daß Menschen, die Deine Zielsprache bereits perfekt, weil von kleinauf sprechen, keine Erklärungen abgeben können. Es lohnt sich z.B. überhaupt nicht, zu fragen, warum man an der und der Stelle den Subjuntivo verwendet, weil sie darauf eigentlich nie eine Antwort haben. Sie wissen nur, daß sie ihn da verwenden müssen, und das war’s 🙂 Und genauso wenig kann ich jemandem, der Deutsch lernt, bis ins kleinste Detail erklären, welche Regeln es für die Aussprache der Vokale gibt – mir reicht ja, daß ich weiß, wie man es macht, und ich mußte mich mein ganzes Leben lang nicht mit solchen Fragen beschäftigen, weil ich das de facto im Alltag nicht wissen muß. Regeln, Konjugationstabellen und sowas braucht nur derjenige, der kein Muttersprachler ist.

Insofern war es für mich jetzt eine positive Überraschung, mal ein Gespräch mit einem anderen deutschen Muttersprachler zu haben, der ebenfalls Spanisch lernt. Ich war mir dessen, was ich gesagt haben, viel bewußter als sonst, weil ich nicht panisch jeden Fehler zu vermeiden suchte. Ich weiß, das ist nur mein innerer Antreiber und Perfektionist, aber wenn ich mit spanischen Muttersprachlern rede, dann denke ich immer: balmier‘ Dich bloß nicht! Sag jetzt bloß keinen Stuß! Und durch den Druck, alles richtig machen zu müssen, gerate ich ins Stocken und habe schlimmstenfalls richtige BlackOuts. Nicht so im spanischen Gespräch mit einem anderen deutschen Muttersprachler. Der weiß ja, daß ich nicht perfekt Spanisch kann, also kann ich mir auch Fehler erlauben. Da lernen wir beide was draus, denn idealerweise erkennt er, was ich falsch mache, und korrigiert mich. Er kann mir dann sogar sagen, was ich falsch gemacht habe, und mir die dazugehörige Regel nennen, eben weil er – wie ich – ein gewisses System oder Schema im Kopf hat.

Dazu kommt noch, daß spanische Nativespeaker teilweise ganz schön viele Buchstaben, Wortbruchstücke und ganze Satzteile verschlucken. Die wissen ja, was sie meinen. Ich als Spanischschüler kann dann raten (wenn ich Glück habe) oder nur höflich lächeln… Jemand, der aber selbst noch in der Konversationsanfangsphase steckt und nicht fließend Spanisch spricht, wird Worte verwenden, die ich wahrscheinlich auch kenne (oder leicht nachschlagen kann), weil er vermutlich keine idiomatischen Ausdrücke kennt. Und er wird vermutlich Sätze bauen, die ich grammatikalisch nachvollziehen kann. Und es ist auch wahrscheinlich, daß ich sein Spanisch verstehen kann, weil er eben keinen starken Dialekt redet (ok, habe jetzt noch nie mit einem Bayern Spanisch geredet…^^).

Für mich war das eine total gute Erfahrung, die ich gern wiederholen möchte. Ich glaube auch, daß es am Ende gar nicht so wichtig ist, welche Muttersprache der Konversationspartner hat. Wichtig ist, daß man überhaupt diese Hemmschwelle überwindet und redet.

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