Gelesene Bücher im April 2022

  • Hans Jürgen Balmes: Der Rhein – Biographie eines Flusses. Sachbuch, aus der Bibliothek. Von seinen Quellen bis zu seiner Mündung bereist Balmes den Rhein. Er erzählt von den Menschen, die dort leben oder gelebt haben, von historischen Ereignissen an seinen Ufern, von Tiern und Pflanzen, von Stromschnellen und Felsen. Ein sehr reichhaltiges Buch, das man nicht mal eben runterliest. Ich hätte es wahrscheinlich mehr genossen, wenn Balmes weniger um poetische Sprache mit diesem typisch anklagend-leidenden Unterton bemüht gewesen wäre. So nur 4/5, sonst wäre es die volle Punktzahl gewesen.
  • Christoph Elbern: Hafenmörder. Krimi, geschenkt bekommen. Carl-Jakob Melcher, seines Zeichens Bakteriologe, wird von seinem Freund, dem Polizisten Martin, zu den Ermittlungen in einem Mordfall herangezogen: in Hamburg wird ein Mann ermordet, der Cholera hat (der Roman spielt 1904). Melcher und seinem Freund geht im Laufe der Zeit auf, daß es sich tatsächlich um einen Serienmörder handelt, und die Ermittlungen führen die beiden bis nach Stettin. Melcher hat aber auch mit seinem Privatleben viel zu tun, denn er hat sich in das Dienstmädchen seiner Tante verliebt, doch zwischen der und seinem Onkel besteht auch ein mysteriöses Band… Obwohl sich der Roman flüssig las, ist bei mir der Funke nicht übergesprungen. 3/5.
  • Sir Gawain und der Grüne Ritter. Erzählung, aus der Bibliothek. Nachdem mein Mann und ich den Film geguckt hatten, der uns zwar eigentlich ganz gut gefiel, der aber die Geschichte in verzerrender Weise umgeschrieben hatte, habe ich das Buch nochmal gelesen (an der Uni hatte ich es in Versform gelesen, jetzt die Prosa-Ausgabe mit einem Essay von J.R.R. Tolkien). War wie immer nett. 4/5
  • Kenneth Grahame: Der Wind in den Weiden. Märchen, vor vielen Jahren gekauft. Eigentlich ist die Geschichte über die Tiere, die am Fluß leben, ganz reizend – wenn nicht der blöde Kröterich wäre 🙁 So gebe ich diesem Klassiker auch im Re-Read nicht mehr als 3/5. Kommt in den Bücherschrank.
  • Laura Spinney: 1918 – Die Welt im Fieber. Sachbuch, aus der Bibliothek. Spinney porträtiert in ihrem Buch die Spanische Grippe, deren Verlauf und geographische Ausdehnung, ihren Einfluß auf Politik, Forschung und Kunst und gibt auch einen (ziemlich gruseligen) Ausblick darauf, wie künftige Pandemien gehandhabt werden könnten. Das Buch erschien übrigens vor Corona und in diesem Zusammenhang liest es sich nochmal etwas beklemmender. 4/5.
  • Edward Abbey: Die Einsamkeit der Wüste. Sachbuch, aus der Bibliothek. In den 50er-Jahren arbeitete Abbey mehrere Sommer im Arches Nationalpark in Utah. In seinem Buch schildert er die karge und sich erst auf den zweiten Blick erschließende Landschaft, seine Begegnungen mit den wenigen Menschen, die dort wohnen und arbeiten, seine Gedanken über die touristische Erschließung der Nationalparks und die Tier- und Pflanzenwelt. Das Buch in ein Genre einzuordnen, ist ein wenig schwierig, weil neben den Landschaftsbeschreibungen auch viele sozialkritische und philosophische Gedanken einfließen. Ein wuchtiges, poetisches Stück Prosa. 5/5.
  • Christian Rupprecht: Churros um Mitternacht. Sprachlernbüchlein, Bibliothek. Eine nette Urlaubsgeschichte mit 200 spanischen Wendungen und deren Übersetzung, für Anfänger. Im Grunde völlig belanglos. 1/5.
  • Niklas Natt och Dag: 1793. Thriller, aus der Bibliothek. In Stockholm findet der Häscher Jean Michael Cardell eine stark verstümmelte Leiche und begibt sich zusammen mit dem schwindsüchtigen Juristen Cecil Winge auf die Suche nach dem Mörder. Zeitgleich wird die Geschichte von Anna Stina Knapp erzählt, einer jungen Frau, die unverschuldet im Spinnhaus, einer Art Besserungsanstalt für Frauen, landet. Düstere Geschichte, die mich mit ein paar Fragezeichen zurückgelassen hat. Ich fand keine der Figuren sympathisch. 4/5.
  • Marion Poschmann: Die Kieferninseln. Roman, aus der Bibliothek. Gilbert träumt, daß seine Frau ihn betrogen hat, und flüchtet nach einem Streit nach Tokyo, soweit weg er eben nur kann. Dort rettet er dem jungen Yosa am Bahnhof das Leben und entscheidet, gemeinsam mit diesem und inspiriert von den Gedichten des Pilgerdichters Bashō einen besseren Ort für dessen Selbstmord zu suchen und auf sich auf dieser Reise mit sich selbst zu konfrontieren. Bis hierher klingt das Buch sowas von gut! Und dann quält man sich 164 Seiten durch eine belanglose, groteske Erzählung, wird genervt von den beiden Protagonisten und ihrer Nöligkeit, und am Ende bleibt alles einfach nur vage. Keine Ahnung, vermutlich habe ich mal wieder Poesie und Tiefgang verpennt, aber mich hat das Buch nur genervt. Das Beste, was man darüber sagen kann, ist, daß es sich mit gerade mal 164 Seiten schnell lesen läßt und man sich nicht allzu lang herumärgern muß. 1/5.
  • Michael Finkel: Der Ruf der Stille. Biographie (?), aus der Bibliothek. Finkel berichtet in seinem Buch von Christopher Knight, der 1986 mit 20 Jahren im Wald verschwand und erst 27 Jahre später wieder auftauchte. In der Zwischenzeit lebte er allein im Wald, sprach mit niemandem, las viel und bestritt seinen Lebensunterhalt durch rund 1000 Einbrüche in Ferienhütten. Finkel hat es in meinen Augen versäumt, diese spannende Geschichte mit Mehrwert aufzuarbeiten (immerhin geht er darauf ein, daß Knight vermutlich Autist ist), daher nur 3,5/5.
  • Michael Puchner: Die Sprache der Vagabunden. Sachbuch, aus der Bibliothek. Eigentlich ist der Titel irreführend. Er sollte heißen: Michael Puchner hat ein schlechtes Gewissen, weil sein Opa Nazi war, und schreibt auch ein bißchen über Rotwelsch. Mir hat das Mißverhältnis zwischen der für mich völlig uninteressanten Familiengeschichte Puchners und den Informationen über Rotwelsch überhaupt nicht gefallen. 1/5.
  • Jérôme Loubry: Der Erlkönig. Thriller, aus der Bibliothek.  1949 werden die Leichen von zehn ertrunkenen Kindern an den Strand der Normandie gespült. Die Kinder stammen aus einem Ferienlager, welches auf einer der Küste vorgelagerten Insel errichtet wurde, um den Kindern, die alle den Krieg miterlebt haben, zu erlauben, psychisch zu gesunden. 1986 erfährt Sandrine, daß ihre Großmutter Suzette, die auf besagter Insel gearbeitet hat, verstorben ist und ihr alles hinterlassen hat, so daß Sandrine auf die Insel reist, wo sie die Leute kennenlernt, die damals auch mit den Kindern gearbeitet haben. Alle verhalten sich total merkwürdig und faseln vom Erlkönig, der die Kinder holen wird. Sandrine entkommt aber irgendwie und wird von der Polizei blutüberströmt aufgegriffen. Nun müssen der Polizist Damien und eine Psychologin Sandrines Geschichte entwirren, [Spoileralarm!] die in ein altes Bauernhaus führt, wo Sandrine viele Jahre gefangen gehalten wurde, bis sie sich mit ihrem Entführer verbündet und mit ihm gemeinsam weitere Kinder entführt. Ja, und dann, auf S. 394 von 396 stellt sich heraus – April, April! Verarscht! Das alles fand nur im Kopf von dem Polizisten statt, der nicht verkraftet hat, daß seine eigene Tochter entführt und ertränkt wurde. Es gibt gar keine Insel, keine Sandrine und auch keine anderen Kinder. Jahaha! Boar, ich hasse es, wenn Autoren so einen Schrott zusammenschmieren :evil: Dazu kommt noch, daß Loubry ein paar seiner Figuren falsch benennt, z.B. ist ein Victor kurzzeitig mal ein Vincent. Schlechtes Lektorat also auch noch. Das Buch hat mich richtig genervt. Da ich aber alle meine Bücher bei der Bewertung in Relation zueinander setze, bekommt es 2/5 Punkten. Grr!
  • Felix Bernhard: Dem eigenen Leben auf der Spur. Reisebericht, gebraucht gekauft. Bernhard schildert in dem Buch seine Pilgerreise im Rollstuhl auf der Vía de la plata, also von Südspanien nach Santiago. Meiner Ansicht nach verläßt er sich beim Pilgern viel zu sehr auf die Hilfe anderer und wenigstens ein Mitpilger hat ihm dafür auch die Meinung gesagt. Außerdem geht es viel um seine Behinderung, seine Familie und die Arbeit – Themen, die mich überhaupt nicht interessieren. Bernhard wirkt auf mich sehr unreif. Alles in allem 2/5. Kommt in den Bücherschrank.
  • Mats Wahl: Kaltes Schweigen. Jugendkrimi, aus dem Bücherschrank. Sirr, ein Junge mit Migrationshintergrund, wird erschossen aufgefunden. Inspektor Fors und sein Team ermitteln und bald schon zeigt sich, daß Sirr nicht nur gedealt, sondern auch geklaut und seine Mitschüler gemobbt hat. Für einen Jugendkrimi sehr solide und wer das typische skandinavische Elend mag, ist hier gut beraten. 3/5. Kommt wieder in den Bücherschrank.

Und gehört habe ich:

  • D.B. John: Stern des Nordens. Die Zwillingsschwester von Jenna wurde nach Nordkorea verschleppt – das ist nun fast 20 Jahre her, doch Jenna hat die Suche nach ihr immer noch nicht aufgegeben. Da bietet ihr das CIA eine Stelle an… Zäher, mühsamer Plot, Charaktere ohne Identifikationspotential und alles in allem eine überflüssige Story. Hätte Dietmar Wunder nicht gelesen, hätte ich abgebrochen. 2,5/5.
  • Eva García Sáenz: Die Stille des Todes. In Vitoria geht ein Serienmörder um, der seine Opfer nach dem Vorbild einer Steinmetzarbeit in einer alten Kapelle ablegt. Inspektor Ayala und sein Team ermitteln. Solide und ich mochte, daß der Thriller in Vitoria spielt ♥ 4,5

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