Gelesene Bücher im Juni 2022

  • Ha Jin: Nanking Requiem. Roman, aus der Bibliothek. Die fiktive ich-Erzählerin Anling berichtet über die Ereignisse in Nanking während der zweiten Kriegs zwischen Japan und China in den Jahren 1937-41, wo sie am Jinling-Mädchencollege unter der amerikanischen Missionarin Minnie Vautrin (eine historische Figur) arbeitet und hilft, rund 10.000 Flüchtlinge zu versorgen. Der Autor hat das Buch auf Basis von Vautrins Tagebüchern und anderen Berichten von Zeitzeugen verfaßt, aber leider hat er es nicht geschafft, das Grauen von Nanking anschaulich zu beschreiben. Der Erzählstil ist eindimensional und das Buch daher leider echt langweilig. 2/5.
  • C.K. McDonnell: The Stranger Times. Roman, aus der Bibliothek. Nach einer furchtbaren Trennung sucht Hannah nun einen neuen Job. Da sie ungelernt ist, bleibt ihr nur die Möglichkeit, einen Posten bei The Stranger Times anzunehmen, einer Zeitung, die all die Nachrichten bringt, die kein seriöses Blatt veröffentlichen würde: Zombies, Vampire, Außerirdische, … Leider stellt sich aber heraus, daß diese Meldungen durchaus Hand und Fuß haben. Ganz nett, aber da ich Fantasy nicht so gern mag, bekommt es nur 3/5.
  • Kamo, Chōmei: Aufzeichnungen aus meiner Hütte. Philosophische Schrift, aus der Bibliothek. Im 12. Jahrhundert wendet sich Kamo vom höfischen Leben ab, als ihm klar wird, daß er dort keinerlei Karriere machen wird. Mit ungefähr 60 Jahren baut er sich eine kleine Hütte im Wald und lebt fortan im Sinne Buddhas abgekehrt von Anhaftungen und Beziehungen. Ohne das Nachwort hätte ich wohl nur die Hälfte verstanden 🙂 3/5.
  • John Lewis-Stempel: Im Wald. Tagebuch, aus der Bibliothek. Lewis-Stempel hat drei Jahre lang einen Hof samt Wald in Herefordshire bewirtschaftet und berichtet in dem Buch minutiös über sein letztes Jahr dort, über den Wechsel der Jahreszeiten, die zu verrichtenden Arbeiten, über Bäume, Sträucher und alle Tiere, denen er begegnet. Eigentlich sehr schön, aber im Grunde recht belanglos. 3/5.
  • Oliver Pötzsch: Das Mädchen und der Totengräber (Leopold von Herzfeldt 2). Roman, aus der Bibliothek. Im zweiten Fall, den Inspektor Leopold von Herzfeldt in Wien lösen muß, geht es gruselig zu: ein bekannter Professor wird mumifiziert aufgefunden, ein Geist frißt einen Tierpfleger im Löwengehege des Tierparks und ein Serienmörder kastriert junge, schöne Männer, zerstückelt sie und entsorgt sie in der Kanalisation. Natürlich hängen die Fälle zusammen, aber sie Sache ist verzwickt. Dazu kommt, daß Herzfeldt und seine Freundin Julia eine Krise haben, und der Inspektor sich zwischen Schein und Sein entscheiden muß. Auch der Totengräber Augustin Rothmayer und seine Ziehtochter Anna sind wieder mit von der Partie. Hat mir genauso gut gefallen wie der erste Teil der Reihe, allerdings hätte man einen der Täter wahrscheinlich deutlich schneller und mit weniger Umwegen fassen können, wenn man überlegt hätte, wer denn Zugang zum Löwenkäfig gehabt hätte 😉 4,5/5.
  • Cheryl Strayed: Der große Trip. Reisebericht, aus der Bibliothek. 1995, mit 26 Jahren, geht Cheryl einen Teil des Pacific Crest Trail von Kalifornien nach Oregon, um den Tod ihrer Mutter und eine gescheiterte Ehe zu verarbeiten. Sie schreibt von den Strapazen des Trail, von den Menschen, denen sie dort begegnet, und viel Autobiographisches. Genau das hat mich ein wenig gelangweilt, insbesondere weil sie sehr oft schmerzhaft naiv und verantwortungslos ist und viele Menschen in ihrem direkten Umfeld einfach nur durch Wurschtigkeit glänzen. 3,5/5.
  • John Lewis-Stempel: Ein Stück Land. Sachbuch, aus der Bibliothek. Der Autor schildert hier – ähnlich wie in seinem anderen Buch, das ich diesen Monat gelesen habe – das Leben auf dem Hof, den er mit seiner Familie bewirtschaftet. Er erzählt von den Zucht- und Wildtieren, von den anfallenden Arbeiten, von seinen Naturbeobachtungen, dem Wetter und ein paar Menschen, denen er begegnet. Alles in allem zwar stimmungsvoll, für mich aber eigentlich ohne Mehrwert. 3/5.
  • Katja Hübner: Okay, danke, ciao. Sachbuch, aus der Bibliothek. In ihrer Nachbarschaft fällt Hübner der Obdachlose Marc auf, der an einer Psychose leidet. Im Laufe von vielen Monaten freunden sich die beiden an und Marc kann allmählich Hilfe annehmen und so sein Leben Stück für Stück stabilisieren. Ist bestimmt ein wichtiges Buch, insbesondere weil dieser Bericht aufzeigt, wo die Schwachstellen der psychiatrischen Versorgung in Deutschland liegen, allerdings fand ich es nicht besonders interessant geschrieben. 3,5/5.
  • Ralf H. Dorweiler: Der Pakt der Flößer. Historischer Roman, aus der Bibliothek. Die Wolfacher Schiffer bekommen einen Großauftrag von einem Händler aus Amsterdam: sollte es ihnen gelingen, eine riesige Menge Holz bis zu einem bestimmten Datum nach Amsterdam zu flößen, so sollen sie neben dem guten Preis für ihr Holz auch noch eine Prämie erhalten. Der Auftrag jedoch spaltet die Schifferschaft, zumal es ein großes Risiko gibt, denn der Auftraggeber hat zeitgleich eine Schifferschaft aus dem Elsaß mit denselben Vertragsbedingungen geködert. Zwischen den beiden Gruppen entbrennt ein erbitterter Kampf, bei dem auch spioniert und sabotiert wird. Es stellt sich jedoch heraus, daß die größte Gefahr gar nicht von den Flößern ausgeht, sondern von einem ihrer Passagiere, dessen Auftrag etwas mit der schönen Tochter eines kürzlich ermordeten, sehr reichen Händlers aus Amsterdam zu tun hat. Und dann gibt es da noch den Pfarrer Anselm, der einen kleinen Jungen in seiner Obhut hat… Oppulenter Schmöker, für den man sich Zeit nehmen sollte, weil der Autor es eher gemächlich angehen läßt. Bis ungefähr zur Hälfte des Romans hätte ich nur 3 Sternchen vergeben, aber nach dem Beenden des Buchs sind es nun doch 4/5.

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