Gelesene Bücher im Mai 2022

  • Roger Deakin: Logbuch eines Schwimmers. Tagebuch/Sachbuch, aus der Bibliothek. Deakin, ein passionierter Schwimmer, dokumentiert diverse Reisen auf den Britischen Inseln, die er unternimmt, um vor allem in Flüssen, natürlichen Becken und dem Meer zu schwimmen. Wildes Schwimmen quasi, obwohl er auch durch das eine oder andere künstliche Becken seine Bahnen zieht. Das Buch zu bewerten, fiel mir sehr schwer. Auf seine Weise ist es wundervoll und jeder, der Schwimmen liebt, sollte wohl mal reinlesen. Andererseits liest sich das Buch total zäh, wenn man die Orte nicht kennt oder wenn einem die (literarischen) Personen nichts sagen, auf die Deakin ständig anspielt. Insgesamt gebe ich dem Buch nur 3,5/5, weil ich mich doch eher durchgekämpft habe (wenn ich anfange, mir zwei Kapitel pro Tag als Pflichtlektüre einzuteilen, damit ich das Buch auch tatsächlich gelesen kriege, ist es halt kein richtiger, freier Genuß).
  • Huw Lewis-Jones und Kari Herbert: Kosmos großer Entdecker. Tagebuch-/Skizzenbuchanthologie, aus der Bibliothek. In diesem Buch werden Forscher und Entdecker der letzten 500 Jahre kurz porträtiert und es gibt viele Abbildungen von Seiten aus Skizzen- und Tagebüchern. Eine wirklich schöne Zusammenstellung. 4,5/5.
  • Cord Riechelmann: Krähen. Sachbuch, aus der Bibliothek. Das Buch erzählt (leider recht komprimiert) von Krähenvögeln, ihrer Biologie, ihrer Mythologie und auch ihres oft sehr schwierigen Zusammenlebens mit den Menschen. Hätte gern ausführlicher und länger sein dürfen. 4/5.
  • David Ulin: The Lost Art of Reading. Essay, aus der Bibliothek. Ulin verdient seine Brötchen durch Lesen, hat aber trotzdem bei sich selbst festgestellt, daß er immer wieder von Handy und Computer abgelenkt wird. Grund genug für ihn, ein flammendes Essay für das analoge Lesen von physischen Büchern zu schreiben. Ulin war übrigens einer der Autoren, auf die Maryanne Wolf sich in ihrem Buch „Schnelles Lesen, langsames Lesen“ bezogen hat. 4/5.
  • Linda Castillo: Dein ist die Lüge (Kate Burkholder 12). Krimi, aus der Bibliothek. Kate Burkholder wird bei diesem Fall mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, als ihre frühere Freundin und Kollegin Gina Colorosa aus Columbo plötzlich in Painter’s Mill auftaucht. Kollegen verfolgen sie, wollen sie womöglich töten, weil sie etwas über sie weiß, das die Männer Kopf und Kragen kosten könnte. Die beiden Frauen kommen bei Adam, einem Amischen, und dessen Familie unter, während ein ungewöhnlich schwerer Schneesturm tobt… Solide und wie immer nett zu lesen, aber ohne Überraschungen 3/5.
  • Marie Brunntaler: Wolf. Roman, aus der Bibliothek. Eines Nachts taucht in einem Kloster im Südschwarzwald ein junger Mann auf, der alle mit seiner Schönheit bezaubert. Der Abt würde ihn gern zum Medicus ausbilden, muß ihn jedoch erst einmal in einem nahegelegenen Kaff Dorf unterbringen, wo der Schönling für viel Herzeleid und Verwirrung sorgt. Was so seicht klingt, entpuppt sich – Achtung, Spoiler! – als perfider Racheplan eines Krüppels. Las sich ganz nett, war aber nix Besonderes. 3/5.
  • John Boyne: Der Junge im gestreiften Pyjama. Roman, aus dem Bücherschrank. Ich weiß, daß viele diesen Holocaust-Roman als sehr heftig und anrührend empfinden. Mich hat er von vorn bis hinten genervt. Die Hauptfigur Bruno ist strunzdumm und weder er noch irgendeine andere Figur kriegt es auf die Kette, auch nur ein einziges Mal konkret zu kommunizieren. Daß der Autor versucht, die Perspektive des Kindes einzunehmen, geht nach allen Regeln der Kunst in die Hose: das Buch ist richtig schlecht geschrieben. In meinen Augen soll der Roman im Leser Mitgefühl herbeimanipulieren und so Bücher landen bei mir im Müll. Bin richtig angepisst. 0,5/5.
  • Arlie Russell Hochschild: Fremd in ihrem Land – Eine Reise ins Herz der amerikanischen Rechten. Sachbuch, aus der Bibliothek. Hochschild, die im liberalen Berkeley lebt und lehrte, hat für dieses Buch Freundschaften zu Menschen aus dem republikanischen Louisiana geknüpft, mit ihnen über die Ölindustrie, den Staat, soziale Gerechtigkeit und auch über Trump (vor seiner Präsidentschaft) geredet, hat sie zu ihren Kirchen begleitet, mit ihnen gegessen und geangelt. Herausgekommen ist ein Buch, das zu erklären versucht, in welchem Dilemma sich die weißen Rechten in den USA befinden, woher ihr Mißtrauen dem Staat und einer multinationalen Gesellschaft gegenüber herrührt und was man tun könnte, um wieder einen Dialog in den zutiefst gespaltenen USA in Gang zu setzen. Ein sehr empathisches, menschliches Buch, hat mir gut gefallen. 4,5/5.
  • Zora del Buono: Das Leben der Mächtigen – Reisen zu alten Bäumen. Sachbuch, aus der Bibliothek. Del Buono reist in die USA und an verschiedene Orte in Europa, um die ältesten Bäume der Welt zu besuchen und mit Menschen zu sprechen, die mit diesen Bäumen leben oder sie pflegen. Leider gefiel mir die Schreibweise nicht so gut (mehr Satzenden wären wünschenswert gewesen) und auch die Bilder, jeweils zwei pro Baum, waren sehr amateurhaft und farblos. 3,5/5.
  • Ralf H. Dorweiler: Der Gesang der Bienen. Mittelalterroman, aus der Bibliothek. Der Zeidler Seyfriend, Elsbeth, seine heilkundige Frau, und ihre drei Kinder leben im Wald, wo er ihren Lebensunterhalt mithilfe der Bienen bestreitet. Eines Tages gibt der Medicus ein Mädchen bei Elsbeth ab, an dem er eine unsachgemäße Abtreibung vorgenommen hat, woran es trotz Elsbeths Bemühungen stirbt. Es stellt sich heraus, daß das Mädchen die Tochter eines Fürsten war, der nun auf Rache sinnt: Elsbeth soll geköpft werden. Um sie zu retten, macht sich Seyfried auf den Weg nach Bingen, wo Äbtissin Hildegard gerade ihr Kloster bauen läßt. Er hofft auf ihre Fürsprache, doch umsonst ist diese nicht. Seyfried hat mehrere Aufgaben zu erfüllen, die ihn bis an den Hof Barbarossas bringen. Kann er seine Frau und seine Kinder retten? Zeitgleich haben seine beiden ältesten Kinder mit der Willkür und Grausamkeit der Menschen am Hof des Fürsten zu tun, in deren Obhut Seyfried sie zurücklassen mußte. Dieser Roman hat wirklich alles, was man sich von einem Mittelalterschmöker wünscht! Habe ich sehr gern gelesen. 4,5/5.
  • Véronique Olmi: Meeresrand. Roman, aus der Bibliothek. Wenigstens ein einziges Mal sollen ihre beiden Söhne das Meer sehen, hat sich die ich-Erzählerin geschworen, doch diese Reise wird auch die letzte für die beiden Kinder einer tief depressiven Frau sein. War mir zu depressiv :uups: 3/5.
  • Robert Macfarlane: Alte Wege. Reisebuch, aus der Bibliothek. Macfarlane macht sich auf die Suche nach alten Wegen, geht entlang der Kreidepfade in Südengland, streift auf der Isle of Lewis umher, schippert auf abgelegene schottische Inseln, wandert in den Bergen im Herzen Spaniens und schlittert auf vereisten Viehtritten durch den Himalaya. War gut zu lesen. 4/5.

…und gehört habe ich:

  • Eva García Sáenz: Die Rituale des Wassers. Zweiter Teil der Inspektor-Ayala-Reihe, aus der Bibliothek. In diesem Fall sieht sich Inspektor Ayala mit rituellen Morden an jungen, schwangeren Frauen oder ihren Partnern konfrontiert. Hätte interessant sein können, aber daß auch dieser Fall wieder persönlich mit Ayala verknüpft ist und daß auch wieder seine Familie in Gefahr kommt, fand ich doof. 3/5.
  • Eva García Sáenz: Die Herren der Zeit. Dritter Teil besagter Reihe, aus der Bibliothek. In diesem Teil ging es – surprise! – auch wieder um die Familie des Inspektors, konkret gesagt um seine Vorfahren, seine Verwandten in Vitoria, aber auch um seine Tochter und seine Partnerin, seine Schwiegermutter und seinen Großvater. Diesmal werden zwei Geschichten parallel erzählt: die von einem Conde Vitorias im ausgehenden 12. Jahrhundert und eben die von Inspektor Ayala, der Morde aufklären muß, die mittels mittelalterlicher Tötungsmethoden vollzogen wurden. Spoiler: daß die Autorin hier so völlig beliebig mit Diagnosen wie Psychopathologie und DIS umgeht, hat mich extrem genervt. Nein, eine DIS wird nicht dadurch ausgelöst, daß man Besuch von seinem Neffen kriegt, und nein, sie verschwindet auch nicht einfach durch einen Schlag auf den Kopf, lol! War echt richtig doof. Auch die ganzen kleinen und großen Dramen zwischen den Figuren nerven allmählich. Daß Ayala am Ende seine Marke niederlegt, finde ich ziemlich gut, und für mich muß es da auch nicht weitergehen. 1/5.

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