Immer mit der Ruhe…

Ich lerne seit zweieinhalb Monaten Spanisch. Zu Beginn hätte ich nicht gedacht, daß ich innerhalb so kurzer Zeit imstande sein würde, schon derart viel auszudrücken. Darüber bin ich wirklich erstaunt und auch glücklich, denn gerade der Austausch mit anderen ist ja das Interessante beim Lernen einer Sprache und bringt einen auch weiter. Mehr als ich allerdings selbst sagen kann, kann ich verstehen. Ich denke, da helfen mir auch meine Kenntnisse anderer Sprachen, allen voran Latein.

Ich habe von der 5. bis zur 10. Klasse Latein gehabt und mein großes Latinum gemacht (das es damals noch gab). Während ich nun Spanisch lerne, bin ich immer wieder überrascht davon, wie viel Latein noch so in meinem Kopf herumspukt 🙂 Bei bestimmten Konjugationen wundert es mich z.B. nicht, woher sie kommen, weil sie den lateinischen Verbformen sehr ähnlich sind. Auch kann ich mir viele Vokabeln durch verwandte lateinische Worte merken (sofern ich diese noch parat habe). Während meiner Schulzeit habe ich meine Sprachwahl oft verwünscht, weil mir Latein so viel lernintensiver vorkam als der Englischunterricht in den Parallelklassen, aber ehrlich gesagt hat mir Latein immer geholfen, sei es nun an der Uni, beim Lernen und Verstehen von Fremdsprachen oder auch beim Lesen von Fachliteratur. Dann war es also nicht umsonst 🙂

Während ich heute allerdings Spanisch lerne, vergesse ich oft, daß ich andere Fremdsprachen wie eben Latein oder auch Englisch schon vor sehr langer Zeit gelernt habe bzw. schon sehr lange spreche (immerhin mehr als 25 Jahre). Es fällt mir sehr schwer, angesichts all der Dinge, die ich noch lernen möchte, nicht zu verzweifeln, weil mir das als ein riesiger, unbezwingbarer Berg erscheint. Dazu kommt, daß ich heute längst nicht mehr so aufnahmefähig bin wie ich es als Kind war. Ich habe mal gelesen, ab dem Alter von 25 würde man in der Regel nichts Neues mehr dazulernen, weil man sich berufsbedingt spezialisiert, und das führt eben dazu, daß bestimmte Synapsen in unseren Gehirnen öfter benutzt und daher auch besser ausgebaut werden als andere. Genau das merke ich wohl gerade. Allerdings macht es mir Mut, daß die „graue Masse“ ja auch im Alter noch geformt und verändert werden kann – da unser Gehirn keine knöcherne Struktur ist, kann es umgebaut werden, indem wir neue Dinge lernen und damit die Bildung neuer Synapsen anregen. Vielleicht sollte ich mir das öfter ins Gedächtnis rufen, wenn ich mal wieder angesichts von sehr ähnlichen Verbformen verzweifle 😉

Der Online-Sprachkurs, den ich mache, umfaßt 6 Anfängerlektionen. Jede dieser Lektionen ist in 18-22 Unterlektionen eingeteilt. Derzeit bin ich in der fünften Lektion, ungefähr in der Mitte. Bis hierher bin ich recht zügig vorangekommen, doch nun wurde das Tempo drastisch erhöht. Zu viele Zeiten kamen zu schnell hintereinander für meinen Geschmack, obendrein wurde man plötzlich mit Vokabel überflutet. Das führte dazu, daß ich immer weniger verstand und die Zeiten auch nicht sicher saßen. Nun habe ich eine Pause reingehauen. Das fiel und fällt mir immer noch wirklich schwer, weil mein innerer Kritiker mich dafür gern einen faulen Sack nennen möchte. Lasse ich aber nicht zu 🙂 Mein Ziel ist es ja, Spanisch irgendwann wirklich gut sprechen und verstehen zu können. Wenn ich jetzt keine Pause mache, würde ich irgendwann allenfalls mittelmäßig Spanisch können.

Während der Lektionen fertige ich mir immer Mitschriften an, die bisher drei Hefte füllen. Diese gehe ich nun durch und schreibe mir Vokabeln und Wendungen, die bisher nicht richtig saßen, auf Karteikarten. Mit denen habe ich schon Latein gelernt und finde sie für mich nach wie vor das beste Medium, auch weil ich sie unterwegs benutzen kann. Manches schreibe ich mir auch auf Post It Zettel, die ich dahin hänge, wo ich sie möglichst oft sehe – allein schon durch unbewußtes Draufgucken festigen sich nämlich Lerninhalte.

Babbel bietet darüber hinaus auch vertiefende Übungslektionen an – für meinen Geschmack nur leider zu wenige. Also habe ich mir eine einfache Lektüre mit Grammatikaufgaben gekauft, außerdem einen Rätselblock und ein weiteres Grammatikübungsbuch. Auf diese Weise lerne ich neue Vokabeln dazu und kann das Grammatikwissen festigen.

Dennoch…obwohl ich weiß, daß ich gerade etwas Sinnvolles für das Lernen von Spanisch tue, fühlt sich das ein bißchen wie auf die faule Haut legen an. Ich muß mich immer wieder daran erinnern, daß wir auch als Kinder in der Schule Lernpausen und Ferien hatten und daß sich gerade durch diese Ruhezeiten das Wissen setzen konnte. Also: immer mit der Ruhe 🙂

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