Niederländisch #25 plus Rezension des Babbelkurses NL

Auch diese Woche war für mich eine reine Babbel-Woche, weil ich ja versuchen wollte, den gesamten NL-Kurs bis zum Ablauf meines Abos dort zu beenden. Gestern allerdings ist mir im Wortschatzkurs der Geduldsfaden gerissen. Dieser Kurs ist nach Themengebieten eingeteilt. Zu jedem der (in diesem Fall) 19 Themengebiete gibt es zwischen elf und 13 Lektionen. In jeder Lektion lernt man zwischen neun und vielleicht 20 Worte, isoliert für sich. Es gibt also keine Sätze, die illustrieren, wie man die gelernten Worte verwendet – das ist mein erster Kritikpunkt. Und leider ist es so, daß man nicht nur innerhalb dieser 19 Themengebiete Worte doppelt vorgesetzt bekommt (also z.B. im Themengebiet Medien und im Themengebiet digitale Welt), sondern sogar innerhalb eines einzigen Themengebiets (so habe ich zweimal das Wort „live“ innerhalb von drei Lektionen im Themengebiet Medien gelernt) – das ist mein zweiter Kritikpunkt. Auf diese Weise wirkt es natürlich so, als würde der Kurs ein breites Spektrum abdecken und sehr viel bieten (Babbel behauptet, man würde in den Wortschatzkursen 2000 Worte lernen), was er eigentlich gar nicht tut, weil es so viele Wiederholungen gibt. Ich habe also gestern entschieden, daß mir das zu doof ist, weil es sehr viel Zeit kostet, sich durch alles durchzuklicken –  das ist mein dritter Kritikpunkt. Babbel ist unglaublich langsam in der Handhabung und man kann das als User auch nicht beschleunigen. Während der Computer ein Wort vorliest, muß man warten, und wenn Action gefordert ist, braucht das Programm wieder recht lange, um die Antwort auszuwerten. Das ist natürlich nicht viel Zeit, wenn man mal einen Kurs macht. Aber wenn man wie ich sehr schnell arbeitet und sehr schnell absorbiert, was man lernt, dann bremst das enorm aus, bei mir bis zu einem Grad von Frustration, den ich beim Lernen nicht gut verpacke. Ich weiß, daß diese „Druckbetankung“ mit Grammatik und Vokabeln für die meisten Leute ineffektiv ist und daher ein Programm, das so langsam ist, besser für sie funktioniert. Für mich fühlt sich das aber ungefähr wie beim Schwimmen an, wo ich als Leistungsschwimmer zwischen den Plantschenden allmählich stinkig werde.

Kritikpunkt Nummer vier ist die viel zu steile Lernkurve, die der Kurs seinen Teilnehmern abverlangt. Man fängt also sehr gemächlich mit dem üblichen „Hi, ich heiße BLA“ an und springt dann recht unvermittelt zu Sätzen, die viel komplexere Grammatik und ein – am Lernstand gemessen – viel zu großes Vokabular verlangen. Natürlich lehrt Babbel die Formen zwischendrin, aber da es nur sehr wenige Chancen gibt, etwas zu wiederholen, ist man definitiv nicht selbst in der Lage, solche Sätze auch selbstständig zu formen. Der Mangel an Wiederholungsmöglichkeiten ist daher auch Kritikpunkt Nummer fünf. Selbst wenn man die paar Sätze, die Babbel einem bietet, immer und immer wiederholt (was das Programm zuläßt), festigt sich im Grunde gar nichts, weil keinerlei kreative Leistung gefragt ist und man die Sätze bald auswendig kann.

Kritikpunkt Nummer sechs ist die etwas seltsame Aufbereitung von Vokabular. Nur ein Beispiel: Babbel bringt mir das Wort „opnemen“ bei. Als Deutscher denke ich gleich, aha, das wird wohl „aufnehmen“ heißen. Babbel gibt eine – nur eine – Übersetzung und zwar „aufzeichnen“. Ja, klar, aufnehmen und aufzeichnen sind Synonyme (sofern wir hier von einer Ton- oder Bildaufnahmen sprechen), nur wäre es nicht einfacher, Deutschen opnemen = aufnehmen beizubringen? Da ist der Lernaufwand minimal und das Gehirn verbucht das Wort direkt als gelernt. Opnemen mit aufzeichnen zu übersetzen, ist einfach sperrig und wenig effektiv. Und leider macht Babbel genau das sehr oft.

Mein letzter Kritikpunkt ist das Fehlen eines Forums bzw. einer Kommentarfunktion. Wer etwas nicht versteht, ist auf sich allein gestellt, und kann nirgends nachfragen. Es gibt keine Möglichkeit, mit anderen Lernenden in Kontakt zu treten (ich meine jetzt über die App oder die Website – ob es z.B. FB-Gruppen gibt, weiß ich nicht, da ich solche sozialen Medien nicht nutze) oder bei einem Tutor nachzuhaken.

Mein Fazit nach fünf Jahren Babbel? Für die großen Sprachen wie Spanisch, Italienisch und Französisch ist Babbel insofern prima, als daß es da viel Material bietet und kleinschrittig vorgeht. Wer schnell lernt, Wert auf einen Austausch bei Verständnisproblemen legt, sich viele Wiederholungen wünscht und alle Vokabeln im Kontext sehen möchte, hat aber auch hier Schwierigkeiten, weil Babbel das nicht oder nicht in jedem Fall bietet. Bei den „kleinen“ Sprachen, von denen ich Norwegisch und Niederländisch absolviert habe, kommen die zu steile Lernkurve und die nervigen Wiederholungen beim Vokabular dazu. Alles in allem muß ich sagen, daß ich alles, was ich bei Babbel bekomme, bei Duolingo kostenlos und in besserer/verständlicherer Form aufbereitet bekomme. Duolingo bietet außerdem insgesamt mehr Lernsätze zu einem Thema und eben ein Forum.

Für mich sind das gute Gründe, mir die knapp 5 € monatlich zu sparen. Diese scheinen mir besser angelegt, wenn man sich für seine Zielsprache eine gute Grammatik anschafft.

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Allgemein habe ich in dieser Lernwoche also mein Gehirn mit Vokabular betankt. Mir kommt es oft so vor, als wären die Dinge im Niederländischen oft gerade so, wie ich sie nicht erwarte, was insbesondere im Kurs über „false friends“ deutlich wurde. Oft ist es auch so, daß ich denke, ach naja, richtig schwierig ist NL ja nicht, das verstehe ich quasi ohne es zu lernen – und dann stolpere ich über ein Wort wie „fopspeen“. Ich bin sicher, kein Deutscher versteht das, weil es einfach nichts mit dem deutschen Wort gemein hat. Es heißt übrigens Schnuller…

Plan für die kommende Lernwoche: bei Duolingo weitermachen und Babbel abhaken, auch wenn ich dann doch nicht alles bis auf die letzte Übung gemacht habe 🙂

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