Diese Woche habe ich mein Lehrergespräch und meinen Kurs gehabt, habe ein paar Duo-Lektionen wiederholt und mit meiner Lernbekannten getextet. Ihr Adventskalender für mich ist angekommen und ich freue mich total darauf, ihn zu bearbeiten.
Ansonsten habe ich immer noch dieses Hangover-Gefühl und weiß nicht recht, wie es weitergehen soll. Mein Ziel habe ich eigentlich erreicht. Ich denke, ich wechsle gerade so allmählich vom aktiven Spracherwerb zum Spracherhalt über, also in einen ähnlichen Zustand, in dem ich auch seit zwei Jahren für Spanisch bin. Man lernt natürlich immer noch was dazu und es ist wichtig, sich die Kenntnisse und Fähigkeiten zu erhalten, aber man ist aus dem Gröbsten raus, wenn man das so sagen will. Es gibt noch zwei, drei Bücher, die ich nach und nach bearbeiten möchte, doch ich erwarte nicht, daß ich dadurch noch etwas Essentielles lernen werde.
Ich habe seit Juni schon immer mal wieder in andere Sprachen reingeschnuppert und erkenne daran, daß es Zeit ist, weiterzuziehen. Nur mit Norwegisch bin ich nicht mehr ausgelastet, und auch wenn ich seit dem Frühsommer wieder viel mehr Spanisch mache, fehlt es mir, etwas ganz Neues zu lernen. Ich denke also, innerhalb dieses Jahres werde ich mir wohl noch ein neues Projekt suchen, und ich habe schon eine Ahnung, was das sein wird. Darüber später mal mehr, wenn ich mich wirklich entschieden habe, denn zur Zeit schwanke ich noch etwas zwischen zwei Sprachen.
Das sind auch die Gründe dafür, warum ich nicht weiß, ob ich weiterhin darüber bloggen soll, was ich für Norwegisch mache, denn eigentlich hatte ich geplant, das nur solange zu machen, wie ich brauchen würde, um mich fließend auszudrücken, quasi als Dokumentation meiner Lernreise vor allem für mich selbst, aber auch für andere, die das interessiert. Die meisten, die Sprachen lernen, erzählen ja nicht so richtig, was sie von Tag zu Tag oder von Woche zu Woche machen, und ich wollte das gern mal nachhalten. Die wichtigsten Erkenntnisse aus den letzten 91 Wochen lauten:
- hab Vertrauen in den Lernprozeß. Manches braucht etwas länger, bis es sich ordnet, und manche Formulierungen oder Vokabeln wird man de facto fast nie brauchen, weswegen es nicht schlimm ist, daß nicht alles haften bleibt.
- mach möglichst jeden Tag ein bißchen. Wie sich dieses Bißchen definiert, hängt von vielen Faktoren ab, aber mach auf jeden Fall täglich mehr als nichts.
- fang früh mit dem Sprechen an, am besten gleich an Tag 1. Sag einzelne Worte vor Dich hin, wiederhole Sätze aus den Sprachprogrammen, die Du benutzt, und such Dir, sobald Du das Essentiellste ausdrücken kannst, einen für Dich angenehmen Lehrer, der Dich geduldig unterstützt und mit dem Du Dich wohlfühlst.
- schreib viel mit der Hand. Tippen geht zu schnell und übergeht die Motorik. Fertige alle Notizen und Vokabelkarten handschriftlich an und schreibe später nur längere Texte am PC.
- sorg dafür, daß Du Dich mit den Materialien wohlfühlst. Es gibt Bücher oder Programme, die man nicht mag, und mit ihnen zu lernen, macht dann einfach nicht genug Spaß, um motiviert zu bleiben.
- lerne von Anfang an viele Vokabeln, je breiter gefächert, desto besser. Wiederhole sie regelmäßig, wenigstens zwei Jahre lang, und später in größer werdenden, unregelmäßigen Abständen. Was Du nicht benutzt, könntest Du sonst leicht verlieren.
- gib nicht soviel auf die Methoden anderer. Du weißt wahrscheinlich längst selbst, was Dir hilft und was Dir bloß Zeit raubt.
- vergleiche Dich auch in anderen Hinsichten nicht mit anderen. Erfreue Dich am Austausch, aber laß Dich nicht entmutigen, wenn der Lernfortschritt anderer augenscheinlich „besser“ oder „größer“ ist als Deiner. Sieh alles nur als Anregung, als Vorschlag an, was andere berichten, und bleib Dir und Deinem Ziel treu.
- lerne vielfältig und benutze möglichst viele unterschiedliche Materialien und Quellen.
- sei diszipliniert, ohne Dich unter Druck zu setzen. Mach das Lernen zu einer Priorität, wenn Du wirklich vorankommen willst. Mach Pausen, wenn Du sie brauchst, aber vermeide es, durch Prokrastination inneren Druck aufzubauen und ein schlechtes Gewissen zu entwickeln.
Ja, und ich glaube, damit schließe ich meine wöchentlichen Einträge über das Norwegischlernen ab 🙂