Norwegisch Update #1

Vor etwa fünf Monaten habe ich beschlossen, daß ich nicht mehr wöchentlich über Norwegisch bloggen werde, weil ich mein Ziel, es fließend sprechen zu können, erreicht hatte. Wie ist es danach weitergegangen?

Die wichtigste Veränderung ist, daß ich nicht mehr täglich Norwegisch mache, oft sogar nur zweimal die Woche. Bei Duolingo mache ich nur ganz selten etwas, weil ich dazu schlicht zu faul bin 🙂 Ich habe noch immer 30 Minuten mit einem Lehrer pro Woche, wo wir einfach frei miteinander über ganz unterschiedliche Themen reden: Politik, Geschichte, Brot (ja, wirklich :)), Bücher, Familie, Freizeit, fremde Kulturen etc. Auf diese Weise vermeide ich, mich auf wenige Themen zu fokussieren, sondern erhalte mein Vokabular ziemlich breit gefächert bzw. lerne immer noch was dazu. Ich habe auch noch immer den Online-Norwegischkurs einmal die Woche, wobei da das aktive Sprechen keinen so großen Raum einnimmt. Wir sind immer zwischen zehn und zwölf Leute und ich finde schon, daß ich am meisten rede, aber ich gebe mir Mühe, die Stunden nicht zu dominieren, und schweige daher bei vielen Sachen auch einfach, damit die anderen Gelegenheit haben, über die Fragen nachzudenken und zu antworten.

[Aspie-Sprech] In der Gruppensituation fällt mir derzeit sehr deutlich auf, daß ich oft schneller denke als andere, und daß ich auch weniger Manschetten habe, Dinge zu fragen und Fehler zu begehen. Die Pausen, die durch das verzögerte Denken der anderen und ihre Probleme entstehen, ihre Gedanken adäquat in Worte zu kleiden, kann ich zwar aushalten, aber ich gerate dabei schnell in dieses White Out hinein, das ich habe, wenn ich mich langweile, so daß ich dazu übergegangen bin, nebenher noch andere Dinge zu machen, meist kursbezogen. Ich schlage dann Worte nach, schreibe Vokabelkarten, formuliere nebenher in meinem Notizbuch Sätze etc. Ich merke, daß es mir heute allgemein leichter fällt als noch vor wenigen Jahren, diese Denkpausen anderer zu ertragen, wenn ich weiß, daß die Situation zeitlich begrenzt ist. Ich weiß, daß ich hyperfokussieren kann und daß ich dadurch, wenn ich einmal im Flow bin, schwerlich zu bremsen bin, daß da aber kaum jemand in diesem Tempo folgen kann – und das ist okay so. Ich selbst kann gar nicht einschätzen, ob meine Beiträge im Kurs von den anderen und von der Lehrerin als hilfreich, interessant und weiterführend betrachtet werden oder nicht. Meine derzeitige Regel lautet: wenn die Lehrerin eine Frage stellt, antworte ich immer nur mit Verzögerung und schaue erstmal, ob jemand anders reden möchte. Kann ich das nicht erkennen oder hören, rede ich. Ich finde übrigens, daß das in einem Zoom-Meeting besser zu sehen ist als in einem Klassenzimmer, weil man mehr Gesichter/Körper auf einmal checken kann, ob sich da was tut. [/Aspie-Sprech]

Neben diesen beiden wöchentlichen Terminen zum Sprechen habe ich auch noch eine norwegische Brieffreundin, mit der ich regelmäßig schreibe. Das geht mir inzwischen echt sehr leicht von der Hand und macht einfach Spaß.

Ab und an lese ich was auf Norwegisch, allerdings nicht regelmäßig. Es ist doch eher schwierig und kostspielig, an norwegische Bücher zu gelangen, so daß ich meist im Internet nach interessanten Sachen gucke. Podcasts höre ich nicht mehr. Allgemein verstehe ich den Dialekt aus Oslo und Bergen am besten. Es gibt auch Dialekte, die für mich nicht einmal mit viel gutem Willen nach Norwegisch klingen, lol 😀

Norwegisch ist für mich um vieles einfacher als Spanisch. Ich kann wirklich frei von der Leber weg auf Norwegisch plaudern, wo ich mir auf Spanisch einen abbreche oder sehr genau überlegen muß, wie ich etwas formuliere. Auch Wortneuschöpfungen und Vokabelraten sind für Norwegisch ultimativ einfach.

Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit mir 🙂

 

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