Sprachenlernen mit wenig Geld / minimalistisch lernen

Diese Woche habe ich darüber nachgedacht, wie viel Geld ich bereits über die Jahre in mein Sprachenlernen investiert habe. Genau kann ich das nicht erheben, aber ich glaube, es würde mich ziemlich schocken, wenn ich das wüßte 🙂 Viele Leute, die eine Sprache lernen, machen das ja, um beruflich weiterzukommen oder eine Beförderung zu erhalten, mit der sie dann mehr Geld verdienen. Bei mir ist das anders. Ich lerne eigentlich nur als Hobby, weil es mir großen Spaß macht und ohne die Absicht, damit Geld zu machen. Die Frage, ob das auf diese Weise sinnvoll ist, stellt sich mir nicht mehr, weil ich es abgehakt habe, nochmal zu studieren oder zu arbeiten, und darum wird das Sprachenlernen auf alle Zeit lediglich ein Spezialinteresse bleiben, aber niemals eine Einnahmequelle werden. Mein Norwegischlehrer hatte mich z.B. mal gefragt, warum ich nicht selbst bei italki Lehrer werde, aber die Wahrheit ist, daß ich dafür weder Geduld noch ausreichend Motivation hätte. Meine Zeit für mich selbst zu haben, ist mir immens wichtig, und nachdem ich sowieso nie Teil der Arbeitswelt war und das auch nie kennengelernt habe, würde es sich für mich äußerst unangenehm anfühlen, Brocken meiner Zeit für einen Preis zu verkaufen, den ich nicht angemessen finde. Ich schätze es schon sehr, meine Zeit nur für mich zu haben.

An Zeit zum Lernen mangelt es mir also nicht. Ich habe allerdings darüber nachgedacht, welche Quellen man nutzen kann, wenn man nicht viel oder gar kein Geld für das Erlernen einer Fremdsprache ausgeben möchte oder kann. Folgende Dinge sind mir eingefallen:

  • das Angebot in den öffentlichen Bibliotheken nutzen. Der Ausweis kostet in der Regel etwas, aber normalerweise bekommt man für das Geld vielleicht ein, maximal zwei Sprachlernbücher, wenn man sie kauft, so daß sich das schon rentiert.
  • Sprachaustauschpartner suchen, z.B. über diese Seite hier. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es auch lohnend sein kann, auf Plattformen für internationale Brieffreundschaften nach Kontakten zu suchen.
  • Podcasts im Internet anhören. Für die meisten Sprachen scheint es zumindest ein kleines Angebot zu geben, für große Sprachen wie Spanisch oder Englisch ist das Angebot im Grunde unendlich.
  • WhatsApp- oder Facebookgruppen nutzen
  • Duolingo
  • YouTube (das ist für mich neben Duolingo echt eine riesige Quelle)
  • nach kostenpflichtigen Kursen Ausschau halten, denn die meisten bieten kostenlose Teaser an

Das Verbrauchsmaterial wie Schreibhefte, Stifte und vielleicht auch Vokabelkarten bleiben natürlich noch zu bezahlen, aber unterm Strich kann man meiner Ansicht nach schon sehr viel mit einem verschwindend geringen Budget erreichen. Zu den Austauschpartnern wollte ich noch was hinzufügen: ich selbst habe die Erfahrung gemacht, daß es für mich angenehmer ist, einen Lehrer für Gespräche und Unterricht zu bezahlen, anstatt mit Austauschfreunden zu reden, weil ich bei einem Lehrer ganz egoistisch auf meine Bedürfnisse gucken kann und keine Gegenleistung in Form von Zeit, Aufmerksamkeit oder Erklärungen bringen muß. Ich selbst lerne auf diese Weise mehr als bei einem Austausch.

Noch ein Wort zu Kursen mit mehreren Teilnehmern: für mich lohnen sich Kurse in Hinblick auf das aktive Sprechen nicht, weil man de facto gar nicht soviel Zeit hat, frei zu reden, weil eben die anderen auch reden wollen, man vielleicht auch noch ein Buch bearbeiten will etc. Der Kosten-Nutzen-Faktor ist für mich bei Einzelunterricht ungleich höher; zudem kosten 90 min. bei der VHS in einer Gruppe auch rund 12 € – mit denen man, wenn man Glück hat, schon 60 min. Einzelunterricht bei italki bekommt, in denen man unterm Strich selbst mehr Redezeit hat. Viel mehr. Kurse sind also nur vordergründig eine Möglichkeit, mit relativ wenig Geld etwas für den Sprachaufbau zu machen. Ich selbst werde nur noch Kurse belegen, wenn ich von anderen lernen möchte, also z.B. mich auf deren Aussprache einlassen, mir ihre Fehler und Redewendungen angucken will etc.

Diese Woche habe ich auch von einer Frau gehört, die minimalistisch Sprachen lernt. Damit meint sie, daß sie sich immer nur ein einziges Lehrbuch für jede ihrer Sprachen kauft, weil sie die Erfahrung gemacht hat, daß sie, wenn sie sozusagen gezwungen ist, in einem Buch voranzuschreiten, lernt, sich aus ihrer Komfortzone zu bewegen und sich selbst zu pushen. Ich finde den Gedanken zwar interessant, ziehe es aber vor, möglichst breit gefächert zu lernen, zumindest wenn es darum geht, eine neue Sprache zu lernen. Das hängt aber auch damit zusammen, daß ich ultraschnell gelangweilt bin und dann nichts mehr lernen kann, wenn ich nicht ständig neue, interessante Impulse kriege. Und sind wir ehrlich: viele Lehrbücher sind einfach langweilig und staubtrocken, Didaktik-wise. Auf der anderen Seite halte ich meinen Lernprozeß für ziemlich „clean“. Ich verzettele mich eigentlich nie in drölfzich Dingen, sondern lerne recht straight forward, wenn ich einmal eine Sache gefunden habe, die mich fesseln kann. Als Beispiele fallen mir der Norwegischbaum bei Duolingo oder der Spanischkurs bei Babbel ein. Ich bin auch niemand, der – wie ich das letzens schon benannte – viel „Dingelebummele“ braucht, also z.B. Belohnungsauskleberchen und bunte Stifte und so.

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