Französisch #1,5

Dieser Eintrag ist zeitlich zwischen 1 und 2 einzusortieren. Das heißt, er ist eigentlich ein Rückblick auf die vorletzte Lernwoche.

Diese Woche habe ich den zweiten Anfängerkurs bei Babbel abgeschlossen. In dessen letzter Lektion ging es um die nasale Aussprache von n bzw. m vor und hinter Vokalen. Dabei habe ich neun Fehler gemacht. Neun. Das passiert mir nie (mein Durchschnitt liegt bei neuen Inhalten bei einem Fehler, sehr selten habe ich mal zwei oder drei, aber definitiv niemals mehr – das ist mir de facto in noch keiner einzigen Lektion in zweieinhalb Jahren Babbel passiert). Neun Fehler heißt also, ich habe da grundsätzlich etwas nicht verstanden – dachte ich. Ich habe die Lektion dann nochmal gemacht und dabei festgestellt, daß es nicht am Verstehen liegt, denn rein intuitiv spreche ich Worte wie Anne, Rennes, samedi, flamme, femme, anorak und andere korrekt aus. Mir war eher nicht klar, daß man sie auch falsch oder anders aussprechen könnte. Das System, das Babbel hier anbietet, um die Aussprache zu reglementieren, dringt absolut nicht zu mir durch.

Das ist ein totaler Klassiker bei mir. In der Schule mußten wir in der 6. Klasse ein halbes Jahr lang Grammatikunterricht über uns ergehen lassen, u.a. zum Thema Kommaregeln. Wir hatten dazu ein großes Blatt bekommen, auf dem sämtliche damals geltenden Kommaregeln benannt und mit Ziffern versehen waren. Wir mußten dann in x Texten die Kommata ergänzen und dazu auch die Regel angeben, die wir angewandt hatten. Meine Kommata saßen immer an der richtigen Stelle, immer. Aber ich habe kein einziges Mal die korrekte Regel angegeben. Ich fand das vollkommen hirnrissig, daß ich dafür in der Klassenarbeit eine 4 bekommen habe, denn meine Kommata waren korrekt gesetzt. Eine 4 in Deutsch kommt ungefähr 9 Fehlern bei Babbel gleich. Sowas existiert eigentlich nicht in meiner Welt 😀 Ich kann hören, wo Kommata hingehören, und fand es schon immer äußerst befremdlich, daß andere Leute das nicht können.

Heute, wo ich weiß, daß ich Asperger Autist bin, leuchtet mir natürlich ein, was da passiert ist. Es ist ein Klassiker für Aspies, Dinge zu wissen bzw. zu spüren und zu beherrschen, ohne dafür Regeln zu brauchen. Regeln verwirren an dieser Stelle eher (und es macht ja keinen Sinn, ein System, das reibungslos funktioniert, mit Regeln zu unterminieren). Das ist übrigens auch der Grund, warum ich mich seit jeher der neuen Rechtschreibregelung verweigere. Sie ist nicht hilfreich, weil ich den Schrifterwerb schon längst hinter mir hatte, als sie eingesetzt wurde. Und dass und Stängel sind wirklich sehr häßliche Worte 😉 Das Interessante ist ja, daß die meisten deutschen Muttersprachler heute sehr viel mieser in Rechtschreibung sind als früher. Auch in offiziellen Dokumenten wie bei Nachrichten oder Werbung gibt es heute unzählige Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler. Also darf per se bezweifelt werden, daß diese Reform irgendwas verbessert hat. Auch damit ist sie für mich obsolet.

Ich muß also in meinem Sprachlernprozeß akzeptieren, daß ich Dinge beherrsche, ohne daß ich die dazugehörige Regel nachvollziehen kann. Das heißt auch, daß ich diese Dinge niemandem erklären kann, der dieses intuitive Verständnis nicht hat. Naja – da ich nicht oft in die Verlegenheit komme, daß mich jemand fragt, wann man irgendwelche Konsonanten nasal ausspricht und wann nicht, ist das jetzt nicht besonders schlimm. Aber es ist für mich wichtig, zu verstehen, daß ich diese Intuition habe und ihr trauen darf. Und daß ich akzeptieren lerne, diese Fähigkeiten anzuerkennen, ohne sie zu bezweifeln.

Ich habe nun den dritten Anfängerkurs begonnen und in den beiden Kursen zuvor ganze sechs neue Vokabeln gelernt, die ich entweder vorher wirklich nicht wußte oder vergessen hatte:

  1. les renseignements (die Auskünfte)
  2. mince (schlank)
  3. l’immeuble (Wohnhaus – dafür haben wir früher immer la maison benutzt)
  4. faire d’escalade (klettern)
  5. les poubelles (der Müll)
  6. l’épinard (Spinat)

Gelernt habe ich in dieser Woche außerdem:

  • über Zeit zu sprechen
  • Verabredungen zu vereinbaren
  • die Dauer von Dingen anzugeben
  • über die Einkäufe zu sprechen
  • den Teilungsartikel
  • die unpersönliche Wendung „il faut“
  • Zahlen bis 999
  • nasale m- und n-Laute, die ich aber nicht identifizieren kann
  • die betonten Personalpronomen
  • wie man Besitz anzeigt

Gerade beim Teilungsartikel hat Babbel hier Klarheit gebracht, denn das System, das wir in der Schule beigebracht bekommen hatten, ließ einige Fragen offen.

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