- Sy Montgomery: Rendezvous mit einem Tintenfisch. Sachbuch, aus der Bibliothek. In diesem Buch schildert Montgomery ihre Begegnungen (sie schreibt: Freundschaften) mit verschiedenen Oktopoden und läßt uns auch an ihren Tauchgängen teilhaben, deren Ziel ebenfalls Oktopoden sind. Ich habe selten ein so schönes Buch gelesen. Obwohl es eigentlich ein Sachbuch ist, ist es doch sehr poetisch und philosophisch. Hat mir unglaublich gut gefallen. 5/5.
- Haruki Murakami: Die unheimliche Bibliothek. Roman (?), aus der Bibliothek. Das Buch ist nicht sehr umfangreich – ich sehe es eher als Kurzgeschichte, die man in 15 Minuten weglesen kann. Ein junger Mann möchte ein Buch in der Bibliothek zurückgeben und wird daraufhin von einem alten Mann in einem Labyrinth unterhalb der Bibliothek eingekerkert, wo er drei Bücher lesen soll. Eine Phantasiegestalt – ein Schafsmann – kündigt an, daß er nach Ablauf eines Monats sterben wird. Der jungen Mann flieht, wobei der Schafsmann ihm hilft. Vielleicht passiert mehr als ich in dem Text erkenne, aber das, was ich gelesen habe, kann ich nur schlecht bewerten. 1/5.
- Greg McKeown: Essentialismus. Sachbuch, aus der Bibliothek. Im Grunde läßt sich der Inhalt des Buches auf wenige Thesen reduzieren: mach weniger, mach es dafür aber besser – priorisiere – lerne, nein zu sagen. McKeown gibt dafür allerlei Beispiele aus dem Berufsalltag höhergestellter
BürohengsteManager, was mir nicht so gut gefallen hat. Es wäre gut gewesen, wenn er die Beispiele auch auf das schnöde Alltagsleben derer angepaßt hätte, die unter 250.000 € pro Jahr verdienen Ansonsten finde ich das Buch sehr lesenswert, wenngleich ich mich frage, wofür ein Essentialist denn rund 300 Seiten braucht, um so wenig Inhalt zu teilen, hehe 🙂 4/5. - Åsne Seierstad: Einer von uns. Sachbuch/Biographie, aus der Bibliothek. Seierstad zeichnet in ihrem Buch die Geschichte Anders Bering Breiviks nach, der am 22. Juli 2011 in Oslo und auf Utøya insgesamt 77 Menschen tötete. Sie erzählt parallel Breiviks Leben und das Leben mehrerer seiner Opfer, schildert schließlich die Gerichtsverhandlung und die ersten zwei Jahre danach. Da Breivik es ablehnte, mit ihr zu sprechen, beruft Seierstad sich auf andere Quellen, was, wie sie selbst einräumt, zu einem etwas fragmentierten und unvollständigen Bild des Täters führt. Tatsächlich kann sie die eine Frage, deren Klärung mir am wichtigsten erscheint, nicht beantworten: wie und warum hat Breivik sich radikalisiert? Die Begründung, daß er gern World Of Warcraft gezockt hat, ist mir zu dürftig. Daß Breivik Autist ist, wird erstmalig auf Seite 489 erwähnt und auch nicht weiter erläutert, was meiner Ansicht nach ein Fehler ist. Vieles, was er in seinem Leben erlebt hat, z.B. die stete Zurückweisung durch andere und das Gefühl, nirgends dazuzugehören, auch die Flucht zunächst in die virtuelle und dann in die eigene fiktive Welt, sind meiner Meinung nach Dinge, die für einen Autisten sehr typisch sind bzw. Erfahrungen, die quasi alle Autisten machen. Gleiches gilt für sein stark dualistisches Weltbild von „wir“ und „sie“. Ich habe das Buch natürlich durch meine „Aspiebrille“ gelesen und habe dabei den Eindruck bekommen, daß eine zentrale Fragestellung des Buches hätte sein müssen: wie kann es eigentlich sein, daß das westliche Europa sich so stark um seine Migranten und Flüchtlinge bemüht und dabei vollkommen vergißt, die eigenen Leute zu integrieren und sich um sie zu kümmern? Eine Frage, die Breivik dem Gericht in Oslo gestellt hat, beschäftigt mich nachhaltig: „Finden Sie es undemokratisch, daß das norwegische Volk nie gefragt wurde, ob Norwegen ein multiethnischer Staat werden sollte?“. 3,5/5
- Monika B.: Ich bin nicht mehr eure Tochter. Sachbuch, aus dem Bücherschrank. Monika B. beschreibt in diesem Buch, wie sie von kleinauf von ihrer gesamten Familie mißbraucht und mißhandelt wurde. Kein „schönes“, leicht zu lesendes Buch mit hoher Triggergefahr, aber dafür vielleicht umso wichtiger. 4/5.
- Peter Tremaye: Tod im Skriptorium/Fidelma 3. Historischer Roman, vor 20 Jahren gekauft. Schwester Fidelma wird von ihrem Bruder, dem Thronfolger Mumans, darum gebeten, den Tod eines Gelehrten aufzuklären, der in der Abtei Ros Ailithir ermordet wurde. Davon hängt ab, ob es Krieg um Osraige geben wird oder nicht, denn Dacán entstammte dem Königreich Laigin, welches von Muman als Sühnepreis ebendieses Gebiet zurückfordert. Doch der Fall ist verzwickt und führt Fidelma bis nach Sceilig Michael, in ein Dorf, das von einem Kriegsherrn in Schutt und Asche gelegt wird, und bis in die Katakomben der Abtei. Und noch mehr Leute lassen ihr Leben…. Wie immer flüssig zu lesen und wie immer nervt mich Fidelma. Ich glaube, wenn ich alle sieben Bände, die ich besitze, durchgelesen habe, reagiere ich erstmal wieder fünfzehn Jahre lang allergisch auf das Wort anruth…. 4/5.
- Peter Tremayne: Die Tote im Klosterbrunnen/Fidelma 4. Historischer Roman, vor 20 Jahren gekauft. Schwester Fidelma reist mit Ross, einem Seemann, zur Abtei Der Lachs in den drei Quellen, doch auf dem Weg dorthin entdecken sie ein herrenloses gallisches Handelsschiff, an dessen Bord sie just das Büchlein entdecken, das Fidelma Eadulf bei ihrem Abschied in Rom geschenkt hatte – doch von dem Mänch fehlt jede Spur. In der Abtei muß Fidelma zwei grausame Morde aufklären: zwei junge Frauen werden kurz hintereinander enthauptet aufgefunden. Ihre Spur führt die junge Nonne schließlich zu einer Verschwörung riesigen Ausmaßes…. Wie immer flüssig zu lesen und atmosphörisch dicht, allerdings war die Aufklärung dieses Falls ganz schön verschwurbelt und verworren. 4/5.
…und gehört habe ich:
- Jean-Christophe Grangé: Im Wald der stummen Schreie. Thriller, vor längerem gebraucht gekauft. Jeanne, die als Untersuchungsrichterin in Paris arbeitet, ist unzufrieden: daß sie weder einen Mann noch Kinder vorweisen kann, läßt sie ihr Leben hassen. Aus Frust über die letzte gescheiterte Beziehung läßt sie ihren Ex-Lover bei dessen Psychotherapeuten abhören, und weil ihr die Stimme des Therapeuten so gut gefällt, verknallt sie sich in ihn. Da geschehen kannibalistische Morde in Paris – und passend dazu erfährt Jeanne beim Lauschen, daß der Therapeut ihres Exfreundes offenbar den Täter und dessen Vater kennt! Als der Therapeut sich nach Nicaragua abseilt, folgt Jeanne ihm, und schließlich gibt es einen Showdown im argentinischen Busch. Abgesehen davon, daß die Hauptperson unglaublich nervtötend und dumm ist und die ganze Story große Logiklücken hat, hat es mich total genervt, wie beliebig Grangé hier Autismus und DIS durcheinanderwirft, solange es in seine Geschichte reinpaßt. Ganz übles Machwerk. 1/5.
- Rainer Löffler: Der Näher. Thriller, aus der Bibliothek. Abel, der als Profiler für das LKA Stuttgart arbeitet, wird nach Gummersbach beordert, um da der Polizei bei der Aufklärung eines grausamen Mordes zu helfen. Zeitgleich verschwindet eine junge Frau und nach einer weiteren wird gefahndet. Was allen gemein ist: sie sind/waren schwanger. Parallel zur Geschichte um Abel wird die Geschichte des Mörders erzählt. Soweit, so spannend. Achtung, jetzt wird gespoilert: daß am Ende die einzige männliche Person, die man von Anfang an nicht mag, der Mörder ist, war so unglaublich unkreativ! Ich habe ungefähr nach einem Drittel schon diese Person in Verdacht gehabt, dachte aber, daß kein Autor auch nur auf die Idee kommen würde, das so platt und langweilig zu schreiben. Doch, Löffler kam auf diese Idee. Sehr schade. Eine sehr coole/gruselige Idee leider vergeben. 3/5.
- Fiona Cummins: Der Knochensammler 1 – Die Ernte. In London verschwinden immer mal wieder Leute, die eins gemeinsam haben: sie haben seltene Knochenkrankheiten. Cummins erzählt die Geschichte zweier Kinder parallel und verknüpft sie intensiv mit den Eheproblemen der Protagonisten, auch denen der Ermittlerin. Achtung, es wird gespoilert! Die Ermittlerin ist so mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch und ihrer kriselnden Ehe beschäftigt, daß ihr einfach bis quasi zum Ende nicht auffällt, was alle Opfer gemeinsam haben, und so verpaßt sie auch bis in die letzten Kapitel hinein die alles entscheidende Frage: woher weiß der Täter, daß seine Opfer Knochenkrankheiten haben? Habe sehr oft die Augen verdrehen müssen. 3,5/5.
Folgende Bücher habe ich abgebrochen:
- Manfred Bieler: Still wie die Nacht – Memoiren eines Kindes. Biografischer Roman, vor Jahren gebraucht gekauft. Liest sich aufgrund der Gewalt gegen das Kind entsetzlich und versucht dann auch noch, poetisch zu sein. Sorry, das geht gar nicht. 0,5/5.
- Uwe Schiewe: Die Kinder von Nebra. Roman, aus der Bibliothek. Auf S. 361 abgebrochen. Das Cover verrät bereits, daß es um die Himmelsscheibe von Nebra geht, aber leider hält es nicht, was es verspricht. Der Roman versorgt den Leser zwar mit jeder Menge Infos über das Leben vor 6000 Jahren, ist aber ansonsten stinklangweilig und aufgrund seines parataktischen Satzbaus grottenschlecht zu lesen (es sei denn, man kann nicht so gut lesen und hat ein Problem mit Konjunktionen….). 1/5.
Alles in allem würde ich mir mal einen Thriller wünschen, der nicht nur von einem hochintelligenten Täter-Ermittler-Duo handelt, sondern auch von einem hochintelligen Autoren geschrieben wurde, damit mal die üblichen Dummheiten nicht in einem Buch vorkommen (Handy zu laden vergessen, entscheidende Fragen vergessen, sich selbst in eine lebensgefährliche Situation bringen, ohne Verstärkung zu rufen und so…).