Kann man mit Programm XY eine Sprache lernen?

In den Duolingo-Foren kommt in regelmäßigen Abständen die Frage auf, ob man mit dem Programm tatsächlich eine Sprache lernen kann. Oft erhalten die Fragesteller die Antwort „nein, das ist mit Duolingo nicht möglich – hier kannst Du, wenn überhaupt, gerade mal Niveau A2 erreichen und das heißt nicht, daß Du Deine Zielsprache tatsächlich beherrschst“.

Mich machte das etwas nachdenklich, denn mir wurde auch schon öfter die Frage gestellt, ob man mit Babbel oder Duolingo bzw. ob man mit diesem und jenem Buch/Programm/Kurs eine Sprache lernen kann. Was genau bedeutet die Frage denn? Natürlich kann man mit einem Programm oder einem Buch, welches die Grammatik und den Grundwortschatz enthält, eine Sprache bis zu einem gewissen Niveau lernen, ja. Aber kein Programm und kein Buch kann das tatsächliche Sprechen im Austausch mit einem Muttersprachler simulieren oder ersetzen. Sprachen lernt man eben nur durch das Sprechen, das Anwenden. Mich irritiert, daß scheinbar vorausgesetzt wird, daß man lediglich Programm/Buch XY durcharbeiten muß, um eine Sprache fließend zu sprechen. Niemand würde denken, daß man Autofahren lernt, bloß weil man ein Buch über das Fahren liest.

Darum finde ich die Kritik, die teilweise an Duolingo oder Babbel oder anderen Programmen/Büchern/Kursen geübt wird (im Sinne von „zum Lernen einer Sprache total ungeeignet“ oder „absolut nicht hilfreich“) etwas seltsam. Jedem Lernenden steht es doch frei, die zur Verfügung stehenden Ressourcen voll auszunutzen, wobei mir natürlich klar ist, daß es für manche Sprachen mehr Material gibt als für andere. Spanisch habe ich nicht allein mit Babbel gelernt, weil es da für mich Lücken gab, die mir nicht gefielen (beispielsweise wurden in Babbel nur einige wenige im Indefinido unregelmäßige Verben gelehrt, so daß ich mir diese mit einem Buch aneignete).

Vielleicht steckt hinter so einer Kritik ja auch der Wunsch, ein einziges Programm möge einem eine Sprache ins Hirn impfen, damit man sagen kann, daß man sie beherrscht – artet das Ganze in Arbeit aus, ist es hingegen lästig. Aber dann würde ich mich fragen, was die Motivation hinter dem Lernen ist. Es ist ja erwiesen, daß das, was wir nicht brauchen und nicht nutzen, in die Rumpelkammer des Gehirns verbannt wird und dann nicht mehr im aktiven Zugriff steht, und die Motivation „ich will eine Sprache sprechen, weil es einfach cool ist“ reicht meiner Meinung nach nicht aus, um den für die meisten Leute drögen Teil (Grammatik und Vokabeln) wirklich zu verankern. Außerdem fehlt dabei auch eine echte Motivation, die das Gehirn dazu anregt, Dinge dauerhaft zu speichern und mit ihnen zu spielen (damit meine ich, Gelerntes umbauen und selbst weiterentwickeln zu können).

Alles in allem würde ich sagen, daß jedes Programm und jedes Buch, welches die korrekte Grammatik und einen gewissen Grundwortschatz enthält, dazu geeignet ist, eine Sprache zu lernen. Doch nichts kann persönliches Engagement und natürlich die Liebe zu bzw. die Leidenschaft für eine Sprache ersetzen. Und diese Dinge sind ganz essentiell, wenn man eine Sprache lernen möchte.

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