Thrifty Thursday #53

Beim Einkaufen gestern fühlte man sich an die ersten beiden Corona-Wellen erinnert. Ich habe von Bekannten aus Berlin und aus Köln gehört, daß die Regale bei ihnen normal gefüllt sind und daß niemand hortet, was ich halt leider nicht von meiner Region sagen kann. Schon letzte Woche sah man Leute wieder vermehrt Klopapier, Küchenrollen, Hefe, Mehl, Öl, Nudeln und Reis kaufen, was natürlich dazu geführt hat, daß die Regale diese Woche an ebenjenen Stellen quasi leer sind, insbesondere im tief- und mittelpreisigen Segment. Bei vielen Produkten gibt es auch erneut Abgabebeschränkungen, welche aber oft genug an leeren Regalen hängen. Einen richtigen Vorwurf kann man meiner Ansicht nach den Konsumenten nicht machen, denn insbesondere in den letzten fünf bis acht Tagen haben die Medien echt alles Menschenmögliche dafür getan, daß die Leute in Panik geraten und halt doch wieder hamstern. Erinnert sich noch einer an eine neutrale Berichterstattung? :roll:

Die Einkaufssituation ist an einigen Stellen etwas schizophren. So gibt es quasi kein Mehl mehr, aber Brot kann man kistenweise kaufen. Es gibt im Grunde keine normale Pasta mehr (nur die echt hochpreisige), aber günstige, nicht so gängige Pastaformen kauft kein Mensch: diese Woche gab es beim Aldi 500 g Kritharaki (reisförmige Nudeln) für 0,59 €, was echt ein Knaller ist, und die gab es auch noch kartonweise, weil sie niemand wollte. Das SB-Öl ist ausverkauft, aber Olivenöl und andere Speisefette sind zu haben. Hm.

Für uns ist der Run auf’s Mehl besonders lästig, da wir unser gesamtes Backwerk selbermachen, vom Brot über Brötchen bis hin zu Pizza und Kuchen. Ich muß auch gestehen, daß ich kein bißchen solidarisch mit den vielen Menschen bin, die im Normalfall überhaupt nicht oder nur sehr wenig backen und jetzt gerade mal wieder Mehl horten, das sie wahrscheinlich in ein, zwei Jahren in den Müll geben.

Ich glaube, der wichtigste Skill in dieser Situation ist es, superflexibel zu sein. Das einzukaufen und mit dem zu arbeiten, was eben da ist, und im Falle von starken Preisanstiegen an anderer Stelle einzusparen, was auch immer geht. So gibt es z.B. immer noch günstigen Weißkohl und Lauch und auch Kartoffeln bekommt man noch für wenig Geld (diese Woche 2,5 kg für 1,55 € bei Aldi).

Ein Gedanke, der mich dieser Tage immer wieder umtreibt, ist die Frage danach, ob ich meinen ohnehin schon sehr spärlichen Konsum von Nachrichten und social media wieder komplett einstellen soll. Als wir vorgestern mal einen sehr gelben Himmel hatten, war mein erster Gedanke, ob jetzt jemand eine Atombombe geschmissen hat, dabei war das bloß der übliche Sahara-Staub-Regen, der hier oft im Frühjahr runterkommt. Ich bin dieses Kasperltheater in meinem Gehirn ganz schön satt, und wenn ich ehrlich bin, hat es mir auch überhaupt nichts gebracht, in den letzten zwei Jahren wegen Corona wieder mit den Nachrichten angefangen zu haben. Menschen agieren in meinen Augen meist irrational bzw. sogar ausgesprochen emotional und treffen in der Regel dumme Entscheidungen. Ich gebe mir Mühe, das nicht zu tun. Aber gerade deswegen regen mich bestimmte Nachrichten immer wieder stark auf und lassen mich an der Denk- und Handlungskompetenz der Menschheit zweifeln. Diese druckvollen, belastenden Gedanken stören meine innere Ruhe, und weil ich nichts bewirken kann – außer für mich selbst und im Idealfall noch für meine Familie -, fühle ich mich oft macht- und hilflos. Kein gutes Gefühl, also warum sollte ich das weitertragen? Was würde mir das bringen? Den Eindruck, bei allen Desastern dann wenigstens gut informiert zu sein, obwohl ich weiß, daß das angesichts unserer kackigen Berichterstattung auch nur eine Illusion ist? Das ist doch sehr zweifelhaft für mich. In einer Welt, in der es inzwischen wichtiger ist, daß man eine Meinung hat als daß man die Fakten kennt und deuten kann, kommt mir Nachrichtenverweigerung weiterhin ganz vernünftig vor…

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