Use What You Have #1

Neulich schrieb ich über meinen Wunsch, mit dem auszukommen, was ich schon habe. Ich habe im Anschluß irgendwo den Ausdruck „Use What You Have“ gelesen, den ich eigentlich etwas griffiger finde und daher jetzt auch benutze.

Heute ist das neue Jahr gerade mal 14 Tage alt und ich bin überrascht davon, wie viele Entscheidungen darüber, ob ich etwas kaufen will oder es sein lasse, ich bereits treffen mußte. Ich glaube, was mich mit am meisten überrascht hat, ist, wieviel Werbung ich immer noch ausgesetzt bin, obwohl ich kein Fernsehen gucke, kein Radio höre und keine Zeitungen oder Zeitschriften lese. Der Mammutanteil der Werbung rekrutiert sich bei mir aus Internetanzeigen, die auf den Websites aufploppen, die ich am meisten nutze wie z.B. Duolingo und YouTube. Ich klicke nicht auf diese Anzeigen und habe tatsächlich auch noch nie etwas gekauft, das mir dort angepriesen wurde, aber mir war einfach nicht bewußt, wie invasiv diese Werbung trotzdem ist. Manche Services wie Duolingo oder Amazon Kindle bieten eine Art Premiummitgliedschaft ohne Werbung an, natürlich gegen Gebühr. Mir erscheint das immer irgendwie schwachsinnig, Geld dafür auszugeben, damit ich keine Werbung mehr sehe, die mich sowieso nicht dazu verführt, Geld auszugeben, und darum buche ich mir solche Premiummitgliedschaften nie, aber es ist ja zumindest mal interessant, daß sowas überhaupt angeboten wird (weil das heißt, daß es Leute gibt, die es nutzen).

Gekauft habe ich mir dieses Jahr dennoch schon zwei Dinge. Das eine war ein Hörbuch, das sich schon sehr lange auf meiner Wunschliste befand. Ich habe es jetzt gebraucht für 6 € incl. Versand bekommen, was ich einen sehr okayen Preis finde. Dazu kommt, daß es Teil 1 einer Reihe ist, von der ich alle anderen Teile bereits habe. Wäre es das nicht, hätte ich es mir nicht gekauft, aber so konnte ich meine Sammlung für wenig Geld komplettieren. Das Zweite, das ich mir gekauft habe, war eine neue Trinkflasche. Meine alte hatte im Bereich des Auslasses mehrere Materialdefekte, die immer wieder dazu führten, daß ich mir die Lippen aufschlitzte, und das ließ sich auch mit Abschmirgeln nicht dauerhaft beheben.

Bei einer dritten Sache überlege ich derzeit stark, ob ich sie anschaffen soll oder nicht. Ich verwende für meine Norwegisch-Aufzeichnungen die Notizbücher einer bestimmten Firma, und zwar in immer derselben Farbe mit immer derselben Lineatur. Meine aktuelle Kladde ist bald voll und es wäre eigentlich an der Zeit für eine neue – nur daß ich noch eine andere Kladde von einem anderen Hersteller in einer anderen Farbe und in einem anderen Format im Schrank habe. Diese hatte ich mir in Paris gekauft und sie war eigentlich für meine Französisch-Aufzeichnungen gedacht, allerdings lerne ich derzeit ja gar kein Französisch. Es spräche also eigentlich nichts dagegen, diese Kladde für Norwegisch zu benutzen. Vielleicht ist das nun auch meinem Autismus geschuldet, aber der Gedanke, daß ich dann ein Notizbuch für Norwegisch in der falschen Farbe, dem falschen Format etc. benutzen „soll“, geht mir richtig auf den Zeiger. Rational betrachtet ist das vollkommener Blödsinn, aber ich weiß genau, daß es mich so stark nerven würde, daß es den ganzen Lernprozeß verändern würde. Ich schiebe das deswegen auf den Asperger, weil ich diesen extremen Unwillen, mich an neue Dinge zu gewöhnen, auch bei anderen Sachen habe. Manchmal würde ich am liebsten von Produkten, die für mich gut funktionieren, einen ganzen Schrank voll kaufen, nur damit ich mich nicht an etwas Neues gewöhnen muß. Uff.

Ganz im Sinne des „Use What You Have“ war diese Woche allerdings unser Speiseplan. Aus vier runzligen Äpfeln wurde ein Kompott, ein Rest Blattspinat wanderte in ein Essen, in dem normalerweise kein Spinat drin ist (schmeckte super!), wir killten eine ganze Dose türkischen Weichkäse in wenigen Tagen (der wird immer sehr schnell schlecht und in der Regel werfen wir wenigstens einen Stein davon weg, weswegen wir diesen Käse nur sehr selten kaufen) und wir kochten mehrere Gerichte nur aus den Sachen, die wir im Vorrat hatten (Pflanzenmilch, Milchreis, Grünkohl, Bohnen, Chorizo, Zitronensaft, Rotkohl etc.).

Dann hat sich hinsichtlich eines Buchs noch ein Dilemma aufgetan. Die Kindle-Version von diesem Buch kostet 15 €, also dachte ich, ich leihe es mir lieber in der Bibliothek aus. Allerdings ist mein Ausweis abgelaufen und ihn verlängern zu lassen, kostet auch 15 €. Haha. Gut, wenn ich den Ausweis verlängere, kann ich danach wieder eine Menge Medien ausleihen, aber nur wenn ich das mache, spare ich auch tatsächlich Geld. Und seit ich Sprachen lerne, lese ich kaum noch andere Bücher. Muß ich also mal gucken, inwiefern sich das wirklich rechnet.

Außerdem habe ich mir noch über meine Friseurbesuche Gedanken gemacht. Ich trage meine Haare sehr kurz, habe aber immer noch eine echte Frisur (will sagen, ich lasse mir nicht einfach alle Haare auf eine Länge stutzen – denn das könnte ich ja tatsächlich auch selbst). Bisher bin ich alle drei Wochen zum Friseur gegangen, habe jetzt aber auf alle vier Wochen umstellt. So komme ich von durchschnittlich 17,33 Friseurbesuchen jährlich auf 13. Ich fühle mich mit den kürzeren Abständen eigentlich besser, weil meine eigene Haare mich sehr nerven (it’s an autism-thing), aber ich belasse es jetzt mal dabei und gucke, ob ich mich daran gewöhne. Die Friseurbesuche noch weitere zu reduzieren oder sie ganz aufzugeben, käme für mich nicht in Frage.

Alles in allem finde ich, daß es so mittelprächtig läuft. Mein Perfektionismus sagt, es könnte geiler sein, aber grundsätzlich bin ich ganz zufrieden.

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